Burgverwalter ignoriert Kreisverwaltung

Gerolstein-Lissingen · Der Gehweg an der Burg Lissingen ist gesperrt. Grund ist das baufällige Dach der Zehntscheune, das im vorderen Bereich bereits eingestürzt ist. Laut Burgverwalter rückt aber noch diese Woche der Zimmerer an. An das von der Kreisverwaltung verhängte Betretungsverbot für fast die gesamte Unterburg will sich der Verwalter aber nicht halten.

Gerolstein-Lissingen. "Wir hatten am 29. Dezember die letzte Führung 2013, und in der nächsten Woche sind bereits zwei weitere Führungen gebucht, eine davon mit 40 Leuten. Wir machen weiter wie bisher, lassen aber selbstverständlich die Zehntscheune außen vor." Mit diesen Worten reagiert Peter Bartlick, Verwalter und Burgführer der Unterburg in Lissingen, die dem Koblenzer Patentanwalt Karl Grommes gehört, auf die Ankündigung der Kreisverwaltung in Daun.
Diese hatte wegen der Baufälligkeit der Scheune unter anderem ein Betretungsverbot für fast die gesamte Unterburg ausgesprochen - so auch für das Haupthaus. "Auf unsere Frage, wieso auch für das Haupthaus, haben wir allerdings bis heute keine Antwort erhalten", sagt Bartlick. Deshalb heißt es auf dem Anrufbeantworter der Unterburg auch weiterhin, dass die Burg zwar bis 31. März geschlossen sei, "Führungen können aber jederzeit auf aber auf Anfrage für Gruppen durchgeführt werden".
Nicht mehr genutzt werden kann allerdings der Gehweg entlang der Burg. Den hat das Ordnungsamt der Verbandsgemeindeverwaltung in Gerolstein auf Bitten der Kreisverwaltung gesperrt. "Aus Gründen der Verkehrssicherheit, wegen der mangelnden Standfestigkeit des Daches", sagt Jochen Kettel vom Ordnungsamt.
Wie marode das Dach der Zehntscheune ist, die auf einer Länge von rund 30 Metern direkt an den Gehweg an der Prümer Straße anschließt, ist auf den ersten Blick zu sehen: Im ersten Viertel ist das Dach bereits komplett eingebrochen, weiter hinten sind auf Anweisung der Kreisverwaltung bereits Sicherungsvorkehrungen getroffen worden. Auf der gesamten Länge des noch vorhandenen Daches ist ein neues Schneefanggitter installiert worden. Aber nicht primär, um die Passanten vor Schneelawinen, sondern vor losen Dachschindeln zu schützen, die herabfallen könnten.
"Nach einer Begutachtung haben wir festgestellt, dass die Gefahr besteht, dass lose Teile des Daches herunterkrachen könnten", sagt ein Kreisverwaltungsmitarbeiter.
Aufgefallen sei dies bei einer der vielen Inspektionen, "denn wir sind öfter dort - immer wenn etwas umgebaut werden soll". Denn dann muss stets auch die Denkmalschutzbehörde eingeschaltet werden.
Dachsanierung beginnt bald



Bartlick gibt aber Entwarnung: "Der Zimmerer hat bereits den Auftrag erhalten, die Sicherungsmaßnahmen durchzuführen. Er will noch diese Woche damit anfangen." Vor allem gehe es nun darum, die Unterkonstruktion des Daches in Teilen zu erneuen. Durch jahrelange Feuchtigkeit seien die Hölzer in Mitleidenschaft gezogen worden, hätten sich verbogen und so die Tragfähigkeit verloren.
Laut Bartlick zahlt die Denkmalpflege die Kosten für diese Arbeiten. Wer die gesamte Dachsanierung übernimmt, die der Verwalter mit Kosten zwischen 400 000 und 500 000 Euro beziffert, sei allerdings noch unklar.
Jedenfalls müssten dafür viele Burgführungen gemacht werden. Für die bezahlen Jugendliche vier, Erwachsene sechs und Familien 14 Euro. Bartlick, der nun im vierten Jahr auf der Burg arbeitet, berichtet: "Im ersten Jahr hatten wir annähernd 1000 Besucher und nun bereits 5500. Ich meine, das ist eine beachtliche Steigerung. Und es sollen noch mehr werden."

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