Calluna-Baby verliert Vater

GEROLSTEIN. Überraschender Wechsel im Hotel "Calluna": Fünf Monate nach Eröffnung wurde Hoteldirektor Volker Deigendesch (45) und zwei weiteren Mitgliedern seiner "Führungscrew" von den Gesellschaftern zum 30. Juni 2003 gekündigt.

Die Entscheidung fiel Mitte vergangener Woche. Klaus Lehnen, Sprecher der Gesellschafter-Gruppe, sprach von einer "Entscheidung in wechselseitigem Einvernehmen". Und davon, dass der Wechsel Teil des Hotel-Konzepts - also geplant - war. Lehnen: "Im Grunde genommen handelt es sich um den Abschluss der ersten Phase. Für die Eröffnungsphase war Herr Deigendesch ein hoch qualifizierter Mann." Nach Einschätzung von Lehnen ist zudem "von Anfang an ungewiss gewesen, ob Herr Deigendesch sich langfristig binden will, schließlich ist er eher Business-Hotelleri gewöhnt".Ein wenig anders lautet die Version des geschassten Hoteldirektors Volker Deigendesch, der bis 30. Juni freigestellt ist: "Diese Entscheidung war sicher nicht von mir gewollt. Für mich war der Einstieg eine Existenzgründung, eine langfristige Planung. Und ich hätte schon Spaß daran gehabt, an der Entwicklung des Tourismus in Gerolstein mitzuwirken."Der bislang geschäftsführende Gesellschafter, der wie alle anderen Teilhaber auch Eigenkapital eingebracht hat, wurde nach eigenen Worten von der Entscheidung überrascht. Er sagt: "Sicherlich gab es unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Leitung des Hotels. Aber eines ist für mich klar: Der frühe Wechsel ist nicht gut für das Haus. "Die Auslastung des Hauses bis dato - sie liegt laut Deigendesch bei 48 Prozent - war laut Lehnen nicht ausschlaggebend für die Entscheidung. "Die Auslastungszahlen sind okay, und auch das Business-Geschäft läuft gut", sagt Lehnen. Jetzt aber gehe es darum, "näher an den Gast zu kommen" - vor allem den aus der Eifel. "Denn es ist der Eindruck entstanden, dass wir keinen Wert auf die Einheimischen legen. Und das ist völlig falsch", sagt Lehnen. Er kündigt an, nun ein "erhöhtes Augenmerk" auf diese Klientel zu legen und bemerkt: "Und daran hat Herr Deigendesch kein Interesse".Hotel ist nicht vor Ort verankert

Der Ex-Direktor räumt ein, dass "es bislang nicht geschafft wurde, das Haus vor Ort zu verankern, doch dafür kommt erst die Zeit". Zudem meint Deigendesch, dass ein "Vier-Sterne-Hotel eben kein Restaurant für den Alltag ist, und dass man nicht auf allen Hochzeiten tanzen kann". Und er ist nach wie vor überzeugt, dass es richtig war, in der Startphase der Auslastung Priorität beizumessen. "Es bringt nichts, wenn das Restaurant voll ist, aber die Zimmer halb leer sind", sagt Deigendesch. "Und ich denke, 48 Prozent im Durchschnitt sowie fünf komplett ausgebuchte Wochenenden in den ersten drei Monaten können sich sehen lassen", sagt Deigendesch und erinnert daran, dass das Hotel "in die schwachen Wintermonate hinein geboren wurde". Er fügt aber überzeugt hinzu: "Das Haus wird laufen in Zukunft."Die Gesellschafter haben ihre klare Vorstellungen davon, wie das erreicht werden soll: zum einen durch eine "Weiterentwicklung der Gastronomie". Geplant ist, die Öffnungszeiten der Brasserie auszudehnen und dort einen Mittagstisch und eine Kuchentafel anzubieten.Zudem soll in den nächsten zwei Monaten ein Biergarten - angeschlossen an die Brasserie - eingerichtet sein. Und mit je einem kulturellen Höhepunkt pro Monat sollen weitere Gäste ins Restaurant gelockt werden.An der Erweiterung des Wellness-Bereichs sowie am Wohnprojekt unterhalb des Hotels werde ebenfalls weiter gearbeitet. Die Realisierung in diesem Jahr - so war es geplant - ist nach Einschätzung von Klaus Lehnen aber eher unwahrscheinlich: "Priorität haben jetzt das Tagesgeschäft und damit die einheimischen Gäste sowie die Umsätze." Und dafür stehe der neue Mann.Die touristische Leitung hat Freek Suringh übernommen, der aber voraussichtlich erst zum 1. April - vertraglich fixiert - einsteigt. Der 45-jährige "Niederländer mit saarländischem Einschlag" ist verheiratet, hat vier Kinder und zieht nächste Woche nach Bleialf. Nach eigenen Angaben blickt er auf eine breite Erfahrung in der Hotelbranche zurück und hat unter anderem den Ferienpark Kronenburger See aufgebaut. Um die kaufmännische Leitung wird sich laut Lehnen zunächst der Beirat verstärkt kümmern.Volker Deigendesch steht weiter beratend zur Verfügung. Und der jetzige Trubel um den Wechsel ist ihm gar nicht recht, "denn mein Herz hängt an dem Betrieb, es ist mein Baby".

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