CDU-Chef bekommt Konkurrenz: Nach Gordon Schnieder bewirbt sich nun auch Wolfgang Roden um Landtagskandidatur
Daun/Gerolstein · Wer wird nach Herbert Schneiders die Vulkaneifel im Mainzer Landtag vertreten? Der CDU-Kreisvorsitzende Gordon Schnieder hat bereits seinen Hut in den Ring geworfen, nun gibt es einen weiteren Interessenten aus den Reihen der Christdemokraten: Großbäcker Wolfgang Roden aus Gerolstein-Müllenborn.
Daun/Gerolstein. Lang anhaltender Applaus bei der Vorstellung seiner bisherigen Bilanz als Vorsitzender, Wiederwahl mit rund 95 Prozent der Stimmen ins höchste Amt des CDU-Kreisverbands Vulkaneifel: Spätestens nach dem Parteitag Mitte vergangenen Monats sind sich Kenner der Szene sicher: Die Position von Gordon Schnieder in der Partei ist unangefochtener denn je. Und doch tut sich nun Konkurrenz für ihn auf - nicht um den Kreisvorsitz, sondern bei der Landtagskandidatur.
Schnieder hatte beim Parteitag verkündet, er bewerbe sich 2015 für das Landtagsmandat der CDU Vulkaneifel. Der derzeitige Abgeordnete Herbert Schneiders tritt bei der Wahl 2016 nicht mehr an.Freiraum für die Politik
Für das Landtagsmandat interessiert sich nun auch Wolfgang Roden. Der 58 Jahre alte Unternehmer führt gemeinsam mit seinem Bruder Rolf-Peter die Landbäckerei Roden mit Sitz im Gerolsteiner Stadtteil Müllenborn. Die Firma hat rund 180 Mitarbeiter. Roden ist seit 42 Jahren in der CDU, politisch in Erscheinung getreten ist er bislang als Mitglied des Stadtrats und Beigeordneter der Stadt Gerolstein (bis 2004). Warum hat er sich entschieden, wieder politisch aktiv zu werden? "Es hat Veränderungen in der Firma gegeben, die mir künftig Freiräume ermöglichen. Das bedeutet, dass ich ab 2016 wieder mehr Zeit habe. Und die will ich der politischen Arbeit auf Landesebene widmen."
Die Entscheidung, für den Landtag zu kandidieren, sei bereits vor einiger Zeit gereift, und er habe den Kreisvorsitzenden auch darüber informiert. "Ich habe von vornherein mit offenen Karten gespielt, mir ist der faire Umgang miteinander wichtig", sagt Roden. Dennoch sei ihm schon jetzt vorgeworfen worden, er wolle die Partei mit seiner Kandidatur spalten. "Diese Kritik ist nicht berechtigt. Die CDU ist eine demokratische Partei. Und was kann demokratischer sein, als wenn die Mitglieder eine echte Wahl haben?"
Gordon Schnieder sagt zur neuen Konstellation nur: "Die Partei entscheidet darüber. Jetzt schaue ich mal, wer da noch alles so kommt." Der Termin für den Nominierungsparteitag stehe noch nicht fest. Er kann frühestens Mitte Februar nächsten Jahres sein.Kritik an Schneiders
Besonders kritisch sieht der CDU-Gemeindeverband Gerolstein, dem Schnieder und Roden angehören, die Kandidatur des Unternehmers. "Der Vorstand des Gemeindeverbands ist der festen Überzeugung, dass Gordon Schnieder aufgrund seines politischen Engagements, seiner Persönlichkeit und seiner hohen Fachlichkeit der berufene CDU-Landtagskandidat ist", sagt der Vorsitzende Klaus Schildgen. "Aus Sicht des Vorstands stellt Wolfgang Roden demgegenüber die Antwort der Herren Billen und Schneiders auf ihren politischen Machtverlust dar. Dabei scheuen sie nicht davor zurück, die Wahlchancen eines künftigen Landtagskandidaten Gordon Schnieder wegen zu erwartender streitiger Auseinandersetzungen innerhalb des CDU-Kreisverbands zu beeinträchtigen."
Schildgens Fazit: "Wolfgang Roden wäre gut beraten, die Reißleine zu ziehen und von seiner beabsichtigten Kandidatur Abstand zu nehmen."
Gegen diese Vorwürfe wehrt sich Herbert Schneiders. "Von Machtverlust kann ich nichts feststellen. Ich bin seit gut 20 Jahren Vorsitzender des Rechtsausschusses des Landtags, und das mit großer Anerkennung aller Fraktionen." Er habe es nicht nötig, einen Gegenkandidaten auf den Schild zu heben, schließlich habe er selbst Gordon Schnieder als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Schneiders erklärt weiter: Roden habe ihn gefragt, ob er 2016 sein Engagement auf Landesebene beende, "was ich bestätigt habe." Dann erst habe sich der Unternehmer wohl selbst mit der Landtagskandidatur beschäftigt.
Schneiders begrüßt Rodens Interesse: "Es kann doch nur gut sein, wenn sich ein Unternehmer politisch engagieren will. Es wurde doch geklagt, dass das nicht oft genug der Fall sei."
Und grundsätzlich: "Die Partei sollte sich glücklich schätzen, die Auswahl zwischen zwei Bewerbern zu haben. Das kann doch nicht Anlass zu Kritik sein, sondern es ist ein ganz normales demokratisches Verfahren."Meinung
Schwerer Stand
Die CDU hat sich nach dem Tiefpunkt 2009, als sie bei der Kommunalwahl ordentlich abgestraft worden war, längst wieder berappelt. Sie ist die wichtigste politische Kraft im Kreis, an ihr führt kein Weg vorbei. Und doch muss sie fürchten, dass bei der Diskussion um die Landtagskandidatur viel schmutzige Wäsche gewaschen wird. Was nach normaler demokratischer Entscheidung aussieht, könnte ein Kampf der Lager werden - mit möglichen Auswirkungen, die die Partei vor der Landtagswahl eigentlich nicht brauchen kann. Es wird spannend - für die Partei, aber auch für Wolfgang Roden, der einen schweren Stand gegen Gordon Schnieder haben wird. s.sartoris@volksfreund.deExtra
Thomas Klassmann, Vorsitzender des Gemeindeverbands Daun: "Herr Roden ist auf Kreisebene bislang nicht politisch in Erscheinung getreten, deshalb kenne ich ihn auch nicht. Aus meiner Sicht ist Gordon Schnieder der prädestinierte Kandidat für den Einzug in den Landtag, deshalb werde ihn dabei unterstützen. Ich denke, die große Mehrheit der Mitglieder im Gemeindeverband sieht das genauso." Peter Burggraaff, Vorsitzender des Gemeindeverbands Kelberg: "Ich bin sehr erstaunt über diese Kandidatur. Ich kenne Herrn Roden nicht, und er ist in der Partei überhaupt nicht in Erscheinung getreten. Aber wir sind eine demokratische Partei, in der Gegenkandidaturen möglich sind. Wir im Gemeindeverband Kelberg unterstützen aber einträchtig die Kandidatur von Gordon Schnieder, weil er sehr kompetent und erfahren ist." Auch Tobias Lang (Gemeindeverband Hillesheim) verweist darauf, dass Wolfgang Roden in der Partei kaum bekannt ist: "Mir ist unverständlich, wie man ohne Kontakt zur Parteibasis meinen kann, für die CDU antreten zu wollen. Und schon gar nicht angesichts der Leistungen dessen, gegen den er antreten möchte. Gordon Schnieder hat die Partei wieder aufgerichtet und zusammengeführt. Eine Gegenkandidatur kann die Geschlossenheit der Partei nur wieder zunichtemachen, wenn sie gegen denjenigen gerichtet ist, der in mühevoller Arbeit eben jene Geschlossenheit erreicht hat." sts/mh