"Chaotischer Zustand"

DAUN. Verärgerte Mieter, die zeitweise in kalten Wohnungen sitzen, weil die zuständige Wohnungsbaugesellschaft kein Öl gekauft hatte: In den Häusern in der Dauner Basaltstraße sitzt der Frust bei den Betroffenen tief. Hoffnung auf eine Besserung der Situation haben sie nicht.

 Lange Zeit waren sie und ihr Mann zufriedene Mieter, aber seit einigen Jahren hat Waltraud Barzen jede Menge Ärger mit der Wohnungsbaugesellschaft. Foto: Stephan Sartoris

Lange Zeit waren sie und ihr Mann zufriedene Mieter, aber seit einigen Jahren hat Waltraud Barzen jede Menge Ärger mit der Wohnungsbaugesellschaft. Foto: Stephan Sartoris

Waltraud Barzen ist sauer: "Was hier abläuft, das glaubt doch kein Mensch!" Verursacherin für den Ärger: "Die Wohnungsbaugesellschaft Genevriere mit Sitz in Koblenz", erklärt die 57-Jährige. Die Firma betreut Wohnanlagen in Gerolstein und Daun, dort unter anderem Wohnungen in der Basaltstraße, in der Waltraud Barzen und ihr Mann schon rund 20 Jahre wohnen. Lange Zeit gab es nichts zu bemängeln, aber seit 2001/2002 entwickelte sich für die Mieter die Situation zu einem Schrecken ohne Ende. So wird die Anlage nach Ansicht der Mieter nur noch nachlässig gepflegt. "Ungeziefer, Mäuse, ja sogar Ratten wurden von den defekten Müllcontainern angezogen", schildert Waltraud Barzen ihre Erlebnisse. "Zwar sind die Container vergangene Woche ausgetauscht worden, aber die sind auch nicht neu. Die Situation hat sich dadurch nicht wirklich verbessert." Und: "Die Biotonnen stinken. Wenn es warm ist, sind sie voller Maden, weil sie nicht sauber gemacht werden. Durch den Gestank können wir dann unseren Balkon nicht nutzen." Herbert Emmrich, Kurt Willems und Martina Fuhrmann bestätigen die Eindrücke ihrer Mitmieterin. Sie monieren die nachlässige Unterhaltung der Gebäude. "An den Hauseingängen sind Platten kaputt, die Außenbeleuchtung ist teilweise kaputt, ein Waschplatz kann nicht genutzt werden, weil dort Hundekot liegt", listen sie nur einen Teil der Mängel auf. Ihre übereinstimmende Auffassung: "Die gesamte Anlage ist in einem chaotischen Zustand!" Völlig unhaltbar wurde die Situation, als die Mieter in den vergangenen Wochen - auch in den ersten kühlen Nächten - zeitweise ohne Heizung in den Wohnungen saßen und sich eigene Heizöfen anschaffen mussten. Der Grund: "Es war einfach kein Öl mehr da", erzählt Waltraud Barzen. Schwierige Situation

Ende September wurde noch mal getankt, allerdings war die Menge nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein: 2000 Liter für 31 Wohneinheiten. Vergangene Woche rückte wieder der Öl-Transporter an, aber erneut liefen nur 3000 Liter in die Tanks. Die Mieter gehen davon aus, dass sich die Wohnungsbaugesellschaft in einer finanziellen Schieflage befindet. Kontakt aufzunehmen mit dem Koblenzer Unternehmen ist fast unmöglich, berichten die Mieter, auch die mehrmalige Bitte des Trierischen Volksfreunds um eine Stellungnahme blieb ohne jede Resonanz. Ganz "abgetaucht" ist die Firma aber offenbar nicht, denn: "In diesem Jahr ist schon zwei Mal die Miete erhöht worden", erzählt Waltraud Barzen. Die Zustände rund um die Wohnungsbaugesellschaft sind auch dem Mieterverein Trier lange bekannt. "Es gibt immer wieder große Probleme mit der Genevriere", berichtet Rechtsberaterin Anita Merten-Traut. "Es ist eine schwierige Situation für die Mieter, und auch rechtlich können wir ihnen kaum helfen." Sie empfiehlt, dass die Mieter an einem Strang ziehen und selbst Öl kaufen. "Die Auslagen müssten dann mit den fälligen Mietzahlungen verrechnet werden." Merten-Traut weiß aber auch um das Problem bei diesem Vorgehen: "Eine gewisse Solidarität unter den Mietern ist natürlich Voraussetzung. Wer will schon allein oder nur mit ein paar wenigen Betroffenen in Vorleistung für den Ölkauf treten?" Für Waltraud Barzen und ihren Mann steht fest: "Über den Winter bleiben wir noch, aber im Frühjahr suchen wir uns eine neue Wohnung. Wir wollen so schnell wie möglich raus hier!"Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Mailen Sie uns Ihr Thema an thema@volksfreund.de

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