Chili und Schokolade erweitern beim Tag der Chemie den Horizont

Daun · Chili und Schokolade! Hat das etwas mit Chemie zu tun? Ist Chemie nicht gefährlich und hoch kompliziert. Spätestens seit dem Tag der Chemie am Thomas-Morus-Gymnasium (TMG) in Daun sind die Besucher überzeugt, dass Chemie, wenn sie so launig präsentiert wird wie von Professor Dr. Klaus Roth von der Freien Universität Berlin, Spaß macht.

Daun. Beim ersten Vortrag am Tag der Chemie ist die Aula gut gefüllt mit den Schülern vom TMG Daun, Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) und dem St. Matthias-Gymnasium Gerolstein. Alle lauschen dem Vortrag über Paprika und erfahren, zu welchen großen biochemischen Syntheseleistungen die drei wichtigsten Vertreter der Capsicum-Familie fähig sind.
So beruht die rote Farbe auf den "Paprikaketonen", die nur von Paprika synthetisiert werden. Die von vielen Menschen geschätzte Schärfe beruht auf Capsaicin und Dehydrocapsaicin, auch diese kann nur Paprika herstellen. Reines Capsaicin ist eine Substanz, mit der nur im Ganzkörperanzug gearbeitet werden kann, so reizend wirkt sie auf den Körper.
Die Substanz ist das Schärfste auf der nach oben geschlossenen Skala. Gebannte Stille herrschte im Saal als Professor Roth erklärte, dass der Mensch keinen Geschmackssinn für scharf auf der Zunge habe. Vielmehr erfolge die neuronale Verarbeitung des Signals über den Trigeminusnerv. Chili schmecke im Grunde genommen wie zu heiße Kartoffeln. Schon vor und während des Vortrags war die Schärfe der Chili für die Schüler das Interessanteste. Das Fachsimpeln über den jeweiligen Schärfegrad führte dazu, dass die Schüler nachher die mitgebrachten Soßen, Jalapenos und Habaneros begeistert probierten und so hautnah spürten, zu welchen Wundern die Chemie fähig ist.
"Phase V" tuscheln sich die Besucher des Abendvortrags über Schokolade zu, während sie sich ein Stück zartschmelzender Schokolade am Gaumen zergehen lassen. Schokolade ist einzigartig: bei Raumtemperatur fest und bei Körpertemperatur flüssig. Dies ist entscheidend für den Genuss. Lässt man Schokolade in der Hitze liegen, wandelt sie sich durch eine Phasenumwandlung in die thermodynamisch stabilere Form (Phase VI). Diese ist zwar ungiftig, sieht aber unansehnlich weißlich aus und schmeckt nicht mehr so gut. Schokolade sollte mit Muße, klarem Verstand und wachen Sinnen genossen werden. Schon der satte "Knack" ist typisch für die Kristallform V.
Ein sensorisches Wunder an Aromastoffen tut sich beim anschließenden Hin- und Herschieben der Schokolade auf. Die Besucher dieser vom Fonds der Chemischen Industrie unterstützten Veranstaltung verlassen auch zufrieden nach einem gelungenen Tag der Chemie mit Professor Roth die Aula des TMG. Der ein oder andere vielleicht mit dem Vorsatz, einmal sortenreine Plantagenschokolade bei einem Glas Rotwein zu probieren und sich so den aromareichen Syntheseprodukten der Chemie, der Schokolade, hinzugeben. red

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