Kultur Singen und schauen, dass es weitergeht
Gerolstein · Der Jazz- und Gospelchor „Stimmbänd“ gibt am 6. April ein Frühlingskonzert in der Erlöserkirche Gerolstein – zum letzten Mal mit Christof Mann als Chorleiter. Unter den Sängern herrscht Wehmut, aber auch Hoffnung für die Zukunft.
Wie sie locker und swingend den Klassiker aus den 1970er Jahren singen: „September“ von Earth, Wind & Fire. Mit wie viel Gefühl sie den Seelenrocker „Ain’t no mountain high enough“ interpretieren, mit dem Marvin Gaye und Tammi Tarrell 1967 Musikgeschichte geschrieben hatten. Sie singen unbeschwert Huey Lewis’ zeitlosen Hit „If this is it“. Und den „Sang“ berührend und kraftvoll wie Gabriella in dem Film „Wie im Himmel“.
Es ist später Sonntagnachmittag im Jugendheim St. Anna in Gerolstein. Im Probenraum im Dachgeschoss hat sich wie immer um diese Zeit (zwei Mal im Monat) die „Stimmbänd“ versammelt. Das sind etwa 20 Frauen und Männer zwischen Anfang 20 und 60 Jahren. Etliche sind seit der Gründung 2007 dabei. Heute dauert die Probe doppelt so lange wie sonst, denn es die letzte vor dem Frühlingskonzert.
Dass der Gründer und Chorleiter, der jetzt am Klavier so kraftvoll und leidenschaftlich den Einsatz und gelegentlich Hinweise zu Intonation und Interpretation gibt, nach diesem Frühlingskonzert aufhört, ist auf den ersten Blick schwer vorstellbar.
„Doch, ich stelle mein Amt zur Verfügung“, sagt Christof Mann in der Probenpause dem Trierischen Volksfreund. Familie (Ehefrau, Tochter, Enkelkind), Beruf (der Diplompädagoge leitet das Amt für Jugend und soziale Intervention der Stadt Luxemburg) und ehrenamtliche Aufgaben (Präsident der Jazz-Union Eifel, Vizepräsident des Jazz-Club Trier, Leitung von Musikensembles in Trier und Daun) nennt er als Beweggründe, die „Stimmbänd“ aufzugeben. „Und jünger wird man auch nicht“, sagt der aus Gerolstein stammende 49-Jährige. Etwa die Hälfte der Mitglieder der „Stimmbänd“ habe sich in den vergangenen beiden Jahren aus beruflichen und familiären Gründen zurückgezogen, erzählt Christof Mann. In der Probenzeit für das Frühlings- und Abschiedskonzert seien sie aber wieder fast komplett gewesen. „Wir sind kein Singkreis“, räumt er ein. Und betont: „Der Chor muss bei den Mitgliedern im oberen Viertel der Prioritätenliste stehen, damit ich meine Vorstellungen von Lied, Sound und Rhythmik realisieren kann.“
Das hat über viele Jahre hervorragend funktioniert. Als „lauter nette Menschen, die miteinander gewachsen sind, Freunde wurden und viel Spaß hatten“ beschreibt Christof Mann den Jazz- und Gospelchor. Und sagt auf die Frage, ob und wie es weitergehen könnte: „Das Orga-Team aus vier Leuten will sich darum kümmern.“
Zu diesem Orga-Team gehört Ralf Gerber (60), Inhaber eines Garten- und Landschaftsbau-Betriebs in Gerolstein. An die Gründungszeit der „Stimmbänd“ erinnert er sich so: „Wir waren anfangs zu sechst und haben im Wohnzimmer geprobt.“ Was ihm an der „Stimmbänd“ am meisten nahe geht, beschreibt er so: „Wenn ein Stück einstudiert ist und sitzt und wenn ich dann bei Konzerten und Auftritten in die begeisterten Gesichter meiner Mitsänger und Zuhörer schaue.“ Die Konzerte in der St.-Anna-Kirche, in der Erlöserkirche und im Lokschuppen sowie die Teilnahme an Chortreffen wie in Belgien gehörten zu den Highlights.
Dass Christof Mann aufhöre, sei sehr schade. „Er war prägend“, erklärt Gerber. Unter seiner Leitung habe der Chor mehr als 100 Stücke erarbeitet. Und sagt: „Das System der „Stimmbänd“ steht, aber wir brauchen natürlich jemanden für die Spitze.“ Schauen, suchen, hoffen, dass es weitergeht, laute nun die Devise.
Darin sind sich auch die Erzieherin Lena Nowak (28) aus Daun und die Studentin Jana Lützen (23) aus Gerolstein-Gees einig. „Wir haben so viel Spaß am Singen, und wir sind so eine tolle Gemeinschaft“, bringen sie es auf den Punkt. Sieben Jahre ist Lena Nowak dabei, zwei Jana Lützen. „Wir haben Wehmut, aber auch Hoffnung, was die Zukunft des Chores angeht“, sagen sie.
Das Frühlingskonzert der „Stimmbänd“, gleichzeitig das Abschiedskonzert von Christof Mann, ist am Samstag, 6. April, um 19 Uhr in der Erlöserkirche in der Sarresdorfer Straße in Gerolstein. Präsentiert wird eine Mischung aus Pop-, Funk-, Gospel- und Rockmusik. Begleitet wird der Chor am Schlagwerk von Gernot Matz und am Saxofon von Peter Finken. Der Eintritt ist frei.