CIA spionierte im Regierungsbunker

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Der US-Geheimdienst CIA war jahrelang ohne Wissen der Bundesregierung über geheime Vorgänge im Regierungsbunker in Bad Neuenahr-Ahrweiler bestens informiert. Das ergab die Auswertung bisher unbekannter Akten in verschiedenen Archiven, nachzulesen im neuen Buch "Plan B. - Bonn, Berlin und ihre Regierungsbunker", das am 1. März erscheint.

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ausgerechnet im Sicherheitsbereich, der den Regierungsbunker in Bad Neuenahr-Ahrweiler als "Deutsch lands Staatsgeheimnis Nummer 1" vor geheimdienstlicher Tätigkeit und Spionage nach außen abschotten sollte, hatte die CIA bereits Mitte der 1960er Jahre Spitzenleute positioniert.
Zwei Spione im Geheimdienst


Im Mittelpunkt stehen dabei Theo Saevecke als Leiter des Referats Sicherheit der "Dienststelle Marienthal" (Deckname der Verwaltung des Regierungsbunkers) und Paul Dickopf, Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA). Beide arbeiteten ohne Wissen der Bundesregierung für den US-Geheimdienst CIA und hatten Zugriff auf sensible Daten und Geheimdossiers des Bunkers, einschließlich der Abläufe der Nato-Übungen.
Für den Ernstfall Dritter Weltkrieg waren beide Namen auf den Belegungslisten notiert und wären im Bunker eingerückt, in dem die USA mit einer eigenen Verbindungsgruppe vertreten sein sollte.
Von besonderer Tragweite ist die Personalie Theo Saevecke, ehemals verantwortlich beim Bundeskriminalamt für "Hoch- und Landesverrat" und polizeilicher Führungskopf bei der Besetzung der Spiegel-Redaktion 1962 ("Spiegel"-Affäre). In Folge der "Spiegel"-Affäre wird Saevecke aus dem Polizeidienst entfernt.
Die CIA übt hinter den Kulissen Einfluss auf seine Versetzung zum Regierungsbunker aus, die Saevecke als Teil eines Handels dem Bundesinnenministerium vorschlägt. 1966, wenige Wochen vor der ersten Nato-Übung im Ahr-Bunker, wird Saevecke tatsächlich dorthin versetzt. Bis zu seiner Pensionierung 1971 ist er Leiter des Referates Sicherheit. In der "Dienststelle Marienthal" hat Saevecke Zugriff auf Akten der Einstufung "Geheim" und "Streng Geheim". Damit kann er den US-Geheimdienst mit allen Informationen zur atomaren Trutzburg versorgen, seinerseits Abläufe im Sinne der CIA gestalten.
Und auch Paul Dickopf ist heimlich Zuträger der CIA. Eine intensive Verbindung aus den Aufgaben Dickopfs im BKA hin zum Regierungsbunker war bisher unbekannt. Auffällig aber ist laut jüngst ausgewerteten Akten des Bundesarchivs Koblenz: Mit Dickopfs BKA-Präsidentschaft 1965 erlangt die Dichte der von ihm abgezeichneten Unterlagen zum Regierungsbunker eine auffällige Steigerung. Dabei greift der Präsident des Bundeskriminalamts sogar in staatsanwaltschaftliche Untersuchungen ein und diktiert eine Richtung bei den Ermittlungen zu einem Todesfall auf der Bunkerbaustelle 1965: "Einzelheiten über die Anlagen dürfen nicht über ein Strafverfahren offengelegt werden." Die Ermittlungen werden unauffällig einstellt.
Geschichte aufgearbeitet


Im Buch "Plan B. - Bonn, Berlin und ihre Regierungsbunker. Ein Ost-West-Dialog zum Kalten Krieg" arbeiten Experten und Autoren aus Ost und West gemeinsam deutsch-deutsche Geschichte auf. Für den Komplex Regierungsbunker bringen sich die Politologin und Historikerin Michaela Karle sowie Jörg Diester, Journalist und Autor, beide Mitarbeiter der Dokumentationsstätte, ein. Außerdem beschreibt Wilbert Herschbach, Vorsitzender des Heimatvereins Alt-Ahrweiler, Träger des Bunkermuseums, die Geschichte vom Bunker hin zum Museum, das am 1. März 2008 eröffnete und nach fünf Jahren 380 000 Besucher aus aller Welt zählt.
Am 1. März feiert die Dokumentationsstätte ihr fünfjähriges Bestehen, am 2. März um 17 Uhr wird hier am "Originalschauplatz" das neue Buch "Plan B." vorgestellt. Der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenlos, die Zahl der Teilnehmer ist auf 100 begrenzt. Anmeldungen per E-Mail an info@bunker-doku.de red
Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten zu "Plan B. - Bonn, Berlin und ihre Regierungsbunker": www.plan-b-bunker.de

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