"Cool, dass immer Action ist"

DAUN. Das an der Grundschule Daun installierte, landesweit einzigartige Modellprojekt "Die tägliche Sportstunde" wird wegen positiver Zwischenergebnisse um vier weitere Jahre verlängert.

"Die Ergebnisse des Zwischenberichts stimmen uns sehr optimistisch", sagt Helmut Tokarski, der im Bildungsministerium in Mainz zuständig für den Sport an den rheinland-pfälzischen Schulen ist. Er zählt auf: "Unfälle kamen in der Sportklasse überhaupt nicht vor, und das, obwohl diese Kinder sich ja wesentlich mehr bewegen. Die Konzentrationsfähigkeit der Schüler hat allgemein zugenommen, und ihr Sozialverhalten war ebenfalls sehr positiv."Besonders Letzteres führt er darauf zurück, dass die Kinder überschüssige Energie "im Sport und nicht in der Pause" entladen. Oder wie es Sportlehrerin und Mitinitiatorin des Projekts, Birgit Feilen, beschreibt: "Die Kinder sind emotional nicht mehr so geladen, Aggressionen treten kaum zutage."

Tests und Begleitung durch Wissenschaftler

Um nach den ersten vier Jahren weitere, gesicherte Erkenntnisse zu gewinnen, wurde das Projekt an der Grundschule Daun, die zudem Ganztagsschule ist, nun verlängert. Die dafür notwendigen zusätzlichen Lehrerstunden werden vom Land zur Verfügung gestellt, zudem wird die wissenschaftliche Begleitung durch die Uni Karlsruhe sichergestellt. Allein Letzteres schlägt laut Tokarski mit jährlich "5000 bis 7000 Euro" zu Buche.

In der Praxis sieht das dann so aus, dass neben den Beobachtungen der Lehrer der Sportklasse vor allem die Ergebnisse spezieller Tests in die Bewertung einfließen. Dabei handelt es sich einerseits um sportliche Leistungen wie Schnelligkeit, Ausdauer, Konzentration und Geschicklichkeit, die bei Wettläufen, im Hindernisparcours und bei Wurfübungen abgefragt werden.

Andererseits werden in Klassenstufe 3 und 4 auch sonstige schulische Leistungen getestet - von Mathe über Lesen bis hin zum Schreiben. Und zwar bei den Sportlern und den Kindern der zuvor bestimmten Vergleichsklasse. Dazu rücken dann stets die Wissenschaftler aus Karlsruhe an. In einigen Wochen wird es wieder einmal soweit sein.

Letztlich ausgewertet sein sollen die Daten des Modellprojekts 2010/2011. Denn die eigentliche Zielsetzung ist es, "zu sehen, ob das Modell der ,Täglichen Sportstunde' auch auf andere Ganztagsschulen (GTS) im Land übertragen werden kann", sagt Tokarski. Denn diese Eingrenzung auf die GTS wird es nach Auskunft des Vertreters aus dem Ministerium in der Tat geben: "Wegen der zusätzlichen Lehrerwochenstunden."

Die zusätzlichen Schulstunden machen den Kindern nichts aus. Auch nicht, dass sie jeden Tag frische Sportklamotten mitbringen müssen und in Klasse 3 und 4 einmal in der Woche gar am Nachmittag Unterricht haben. Im Gegenteil. "Das ist schön, denn wir machen sehr viele Spiele und fühlen uns fit", sagt Nicole Dausend (9) und erhält Zustimmung ihrer gleichaltrigen Mitschüler Benjamin Anschütz, Elisabeth Mainz und Sofie Werner, die das Angebot gar als "cool" bezeichnet.

Lucas Jax (9) gefällt, dass "immer Action" ist, und Fritz Lange (9) fügt hinzu, "dass das aber nicht alles ist, denn ich bolze dann noch jeden Nachmittag Fußball". Auch das gilt für die anderen: Alle befragten Sport-Schüler treiben darüber hinaus noch Sport, die meisten sind in einem Verein. Lehrerin Birgit Feilen verdeutlichte diesen Effekt anhand von Zahlen: "Zu Beginn des Projekts waren 55 Prozent der Kinder in einem Sportverein, nun sind es mehr als 90 Prozent."

Doch der zusätzliche Sport mache nicht nur körperlich fit, meint Theo Lamberts, der geistige Vater des Projekts, der bis vor kurzem Rektor der Grundschule Daun war und nun als Schulsportreferent bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier eingesetzt ist. Er sagt: "Beim Sport wird beispielsweise das periphere Sehen geschult, was zu einer besseren Raumorientierung führt. Und die kann zu einem besseren Verständnis der Mathematik führen."

Kann, wohlgemerkt. Und da das keine zwingende Folge sei, sei auch beim anfangs propagierten Slogan das "macht" gegen ein "ist" ausgetauscht worden. So lautet die Formel nun: "Sport treiben ist schlau." Und es kann ansteckend wirken, wie Lehrerin Feilen bemerkt: "Mittlerweile haben einige Eltern der Sportkinder auch wieder zum Sport gefunden."

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