"... dann hüpft der Hase …"

Birresborn/Gillenfeld/Hillesheim/Kelberg · Stellvertretend für die Kirchenglocken rufen an Karfreitag und -samstag Kinder und Jugendliche landauf, landab in katholisch geprägten Städten und Dörfern mit Holzklappern und Sprüchen die Tages- und Gottesdienstzeiten aus. Der Brauch wird auch in der Vulkaneifel gepflegt - jedoch mangels Nachwuchs nicht mehr in allen Dörfern und nicht unbedingt mit kirchlicher Bindung.

Birresborn/Gillenfeld/Hillesheim/Kelberg. Diesem geräuschvollen Ritual wird sich an den beiden letzten Tagen der Karwoche kaum jemand entziehen können: Kinder und Jugendliche klappern mit Holz auf Holz und rufen dazu Sprüche, meist in Mundart.
Glocken fliegen nach Rom


Seinen Ursprung hat das Klappern, das in Baden, Bayern, Hessen und im Rheinland "Ratschen" und in Westfalen "Räpplen" heißt, im Schweigen der Glocken und Altarschellen ab dem Gloria in der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag. Die Glocken seien nach Rom geflogen, um sich vom Papst segnen zu lassen, zu beichten oder Milchbrei zu essen, sagt der Volksmund.
"Mit dem Klappern greift man an den wichtigsten Tagen des Jahres auf die älteste Form zurück, denn Holzklappern sind die Vorläufer der Glocken", erklärt der Gillenfelder Pfarrer Carsten Rupp in seinem Aufruf zu der Aktion, die in seiner Pfarreiengemeinschaft wie andernorts von älteren Jugendlichen oder Eltern organisiert wird. Allerdings, so räumt Pfarrer Rupp ein, habe sich das Klappern weitgehend von der Liturgie gelöst. "Ich fürchte, dass das Klappern zur Folklore verkommt. Dann wäre der nächste Schritt, dass es verloren geht", meint er.
"Dort, wo es noch genug Kinder gibt, regelt sich das Klappern wie von selbst", weiß Klaus Kohnz (Müllenbach) als Dechant des Dekanats Vulkaneifel und Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Kelberg. Allerdings werde in einigen kleinen Dörfern nicht mehr geklappert, da es nur noch einzelne oder gar keine Kinder mehr gebe. "Umso mehr muss man die anderen ermuntern und fördern", betont Kohnz.
In den Kylltalpfarreien Birresborn, Densborn und Mürlenbach weist Pastor Gerhard Schwan die Klapperkonner bei einem Vortreffen in den Sinn des Brauchtums ein. "Die Glocken schweigen aus Trauer über das Leiden und Sterben Jesu und kommen zum Gloria der Osternacht wieder in Gang", erklärt er den etwa 20 Birresborner, 25 Densborner und zehn Mürlenbacher Kindern und Jugendlichen. Diese wiederum bringen im Gegenzug ihrem aus dem Saarland stammenden Pastor die unterschiedlichen Dialektvariationen der nah beieinander liegenden Dörfer bei - etwa "Et logt Betglack" und "Et logt Mettech" in Birresborn, aber "Et leit Bätglock" und "Et leit Mittich" in Densborn. "Ganz, ganz früh" stehen die Densborner Klapperkanner am Ostermorgen auf und rufen: "Leit, stiit ob, et as Usterdaach, do rouscht de Baach, dan heppt dean Hoas, dan danzt de Woas ...", was in Hochdeutsch bedeutet: "Leute, steht auf, es ist Ostertag, dann rauscht der Bach, dann hüpft der Hase, dann tanzt die Base (die Köchin des Pastors)."
Auch in der Pfarreiengemeinschaft Hillesheim mit Bolsdorf, Berndorf, Niederbettingen, Oberbettingen, Dohm, Lammersdorf, Bewingen, Wiesbaum und Mirbach seien alle Orte mit Klepperkindern "gut versorgt", teilt die Pfarrsekretärin Adrienne Ballmann auf TV-Anfrage mit. Die Älteren lernten die Jüngeren an und nähmen die Aufteilung der Straßen vor - "eine Organisation mit Eigendynamik". Aus dem kinderreichen Oberbettingen mit bis zu 30 Teilnehmern am Klappern sei als Morgenspruch überliefert: "Steh op, steh op, sonst ist der Herrjott vor dir op".
Ein weiteres Beispiel mit besonders vielen Klapperkindern ist der Kelberger Ortsteil Köttelbach. Dort sind an den beiden Tagen mehr als zwei Dutzend unterwegs, dieses Mal angeführt von der 13-jährigen Celine Kasper, die selbst schon mit von der Klapperpartie war, als sie noch im Kinderwagen saß.

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