"Dann zumindest ein schön renoviertes Haus"

HILLESHEIM. Eindeutige Entscheidung nach langem Diskussionsprozess: Der Hillesheimer Stadtrat hat sich dafür ausgesprochen, das Haus Burgstraße 19 renovieren und zu einer Kulturstätte umbauen zu lassen. Der Planungsauftrag wurde einstimmig erteilt.

Die Entspannung war Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) anzumerken. "Auf diesen Moment habe ich lange gewartet", sagte er. Dieser Ausspruch war mehr ein Seufzer der Erleichterung denn ein Freudenschrei. Gerade hatte der Stadtrat den Planungsauftrag für die Renovierung und den Umbau des Hauses Burgstraße 19 ohne Gegenstimme erteilt, was angesichts der monatelangen und kontrovers geführten Diskussion um das umstrittene Projekt nicht zu erwarten war. Gleich mehrere Ratsmitglieder wiesen zu Beginn ihres Redebeitrags auf ihren Gesinnungswandel hin. "Ich habe dem Projekt bislang stets sehr kritisch gegenüber gestanden", sagte beispielsweise der Erste Beigeordnete Klaus Blech (Wählergruppe Blech). Dennoch stimmte nun auch er für die Investition. Ähnliche Worte wählte Uschi Jentzsch von der gleichen Gruppierung. Sie fügte aber hinzu: "Jetzt sehe ich das Projekt als Chance an, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen."Hillesheim als Eifeler Kulturbühne

Einzig die CDU-Fraktion musste sich keine neuen Argumente einfallen lassen, da sie bereits von Anfang an hinter ihrem Stadtbürgermeister und dem Umbau des Hauses stand - vor allem wegen des ausschließlich für dieses Vorhaben zugesagten Zuschusses von Bund und Land in Höhe von 238 000 Euro (der TV berichtete mehrmals). Helmut Schmitz sagte: "Es ist eine große Chance, und wir sollten jetzt endlich zu Potte kommen." Die Finanzierung des mit rund 370 000 Euro veranschlagten Vorhabens brachte SPD-Sprecher Manfred Pint in die Diskussion ein. Er gab erneut zu bedenken, dass "noch gar nicht fest steht, ob wir die Gelder aus den Ausgleichsbeiträgen für die Stadtsanierung auch wirklich bekommen werden, da ja noch Sammelklagen laufen". Stadtbürgermeister Stein entgegnete in Anlehnung an die beschwörenden Worte von Büroleiter und "Ausgleichs-Beauftragtem" Bernhard Kloep: "Wenn wir die 238 000 Euro nicht für dieses Projekt ausgeben, müssen wir sie an Bund und Land zurück zahlen - ob wir sie von den Anliegern bekommen oder nicht." Ratsmitglied Ludwig Thelen (WG Blech) machte auf Grundlage dieser Zahlen eine eigene, einfache Rechnung auf: "Der Eigenanteil der Stadt wird bei rund 150 000 Euro liegen, und die holen wir locker wieder rein", spielte er auf die Möglichkeit an, das Haus zu einem späteren Zeitpunkt zu verkaufen. Das ist aber nicht die derzeit favorisierte Planung. Vielmehr soll die alte Schreinerei Kulturbühne werden. In hehren Worten beschrieb Projektleiterin Vera Tüns aus Wiesbaum, was die Hillesheimer und deren Gäste erwartet, wenn die von ihr geleitete Gesellschaft die Kulturarbeit für Hillesheim übernimmt. "Alle Arten der Kultur" - von der bildenden Kunst über Literatur und Musik bis hin zum Theater fänden in der Beispielstadt Platz, "jede Veranstaltung wird zu einem Event". Kurzum: "Hillesheim ist die Eifeler Kulturbühne."Ratsmitglieder zucken zusammen

Während sich der Stadtbürgermeister für die Idee begeisterte ("Wir wollen Hillesheim zu einer bekannten Kulturstadt machen"), zuckte so manch anderes Ratsmitglied angesichts der Ausführungen von Vera Tüns zusammen - vor allem bei den offenen Fragen der Finanzierung und ihrer Idee, auch das Augustiner-Kloster als Kultur-Veranstaltungsort zu etablieren. Stein versuchte, mit einem anschaulichen Bild die Bedenken auszuräumen. Er sagte: "Wenn die Geschichte mit der Kultur in drei bis fünf Jahren nicht funktioniert, sei's drum. Dann haben wir aber immer noch ein schön renoviertes Haus, das wir immer noch verkaufen können." Der Abstimmung vorangegangen war eine Zusammenkunft von Stadtpolitikern mit den Hillesheimer Vereinsvertretern, die die damaligen Oppositionsparteien schon seit langem vom Stadtbürgermeister gefordert hatten. Ein ausführlicher Bericht zum Kultur-Konzept folgt.

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