Kunst Das Bauhaus: Weimar, Dessau, Daun

Daun · Bis zum 17. August zeigt die Galerie Augarde anlässlich des Jubiläums der berühmten Kunstschule die Ausstellung „Bau-Werke – Celebrating Bauhaus“ mit Bildern von Tobias Stutz und dem Duo Oster+Koezle.

 Petra Vankerkom (Mitte) hielt die Einführungsrede bei der Vernissage  und sie sagte: „Auch an Daun geht das Jubiläumsjahr zu 100 Jahren Bauhaus nicht ohne Kunstausstellung vorbei.“

Petra Vankerkom (Mitte) hielt die Einführungsrede bei der Vernissage  und sie sagte: „Auch an Daun geht das Jubiläumsjahr zu 100 Jahren Bauhaus nicht ohne Kunstausstellung vorbei.“

Foto: TV/Angelika Koch

Bei den derzeitigen Temperaturen tut ein kühler Kopf gut. Und für kühle, nüchterne und dabei doch faszinierende Ästhetik steht seit hundert Jahren das Bauhaus. Der Grundsatz des modernen Designs und der modernen Architektur wurde hier gefunden: „form follows function“, die Form folgt der Funktion – eine Absage an bloß Dekoratives, stattdessen Minimalismus mit klaren Linien. Und so lag es nah, dass die Einführungsrede zur aktuellen Ausstellung eine Architektin hielt: Petra Vankerkom von der Coeba Luxembourg, die in Daun bereits mit ihren Fotografien zum Hilfsprojekt „A smile for Nepal“ vertreten war und die mit Galeristin Stefanie Mayer-Augarde befreundet ist.

Sie führte in das Konzept des Bauhauses ein als Ansatz, der das alltägliche Leben ebenso wie die Gesellschaft radikal neu denken will: „Es ist keine Mode, kein Ziel, kein Rezept, sondern anknüpfend an die mittelalterlichen Dombauhütten, verfolgten Gropius und die anderen Bauhaus-Mitglieder die Idee des Gesamtkunstwerks. Ihre Überzeugung: ‚Der Geist ist wie ein Fallschirm – er kann nur funktionieren, wenn er offen ist.‘ Alle Künste werden zusammengeführt, sie besinnen sich auf ihre handwerklichen Fundamente, das Lernen geschieht im Umgang mit dem Material.“ Aus der Alltagsbezogenheit resultiere auch die Verbindung der Bauhaus-Ästhetik zu Industrie und Technik – unzählige Produkte sind bis heute von ihr geprägt. Und obwohl die Nazis die avantgardistische Kunstschule zur Selbstauflösung zwangen, blieben ihre Impulse, wurden von vielen Exilanten in die Welt getragen.

In den Werken von Oster+Koezle sah Petra Vankerkom diese Technikaffinität verwirklicht, denn die abstrakten Bildkompositionen entstehen durch digitale Bildbearbeitung. Sie zeigen geometrische Formen und führen den Betrachter zu ganz neuen, ungewohnten Perspektiven eigentlich vertrauter und tausendfach gesehener Strukturen. „Es entstehen vielstimmige Flächen, die miteinander interagieren, eine Poesie des Aushaltens von Gegensätzen und Spannungen“, so Vankerkom. Willy Oster und Siggi Koezle arbeiten seit 1999 zusammen, Ausgangspunkt ihrer Werke sind analoge Fotos, die eingescannt und dann künstlerisch verfremdet werden.

Klassisch in Öl auf Leinwand arbeitet Tobias Stutz. Seine auf den ersten Blick fast fotorealistisch wirkenden Bilder haben alle Menschen und alles Erzählerische verbannt. Was bleibt, ist reine architektonische Formsprache: Pavillons, Pools, Wandfluchten, von streng angeordneten Elementen flankierte Gänge… „die puristische Anmut reiner Räume“, wie es Petra Vankerkom nannte.

Wären da nicht verstörende Kontrapunkte, zum Beispiel bildliche Zitate aus romantischen Gemälden von Caspar David Friedrich. Als Gesamtkomposition entstehen surreale, magisch anmutende neue Zusammenhänge. Der Betrachter wird in eine kühl, zugleich spannungsgeladene und traumartige Atmosphäre geradezu hineingesogen.

Dazu passte perfekt der musikalische Rahmen, den Jürgen Kill am Saxophon mit jazzigen Arrangements bekannter Songs bot. Kill gehörte zu verschiedenen Bands der Region, so zu Minor7, und begleitete den Chor Stimmbänd, zu dem auch Stefanie Mayer-Augarde zählte.

Die Finissage ist am Samstag, 17. August, um 15 Uhr. Einen Überblick über die Bauhaus-Ausstellungen, die deutschlandweit unter anderem in Berlin, Dessau oder Weimar stattfinden, gibt es unter www.bauhaus100.de/das-jubilaeum/projekte/jubilaeumsausstellungen/

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort