Kirche Die Zuhörer mitten in eine Tragödie hineinversetzt

Gerolstein · (red) Das Dekanat Vulkaneifel hat gemeinsam mit der Arbeitsgruppe zur Interkulturellen Woche in der Vulkaneifel die szenische Lesung „Ein Morgen vor Lampedusa“ im Foyer des Gerolsteiner Rathauses veranstaltet.

Eben noch schien das Mittelmeer weit weg. Doch nun sehen sich die  Zuhörer mitten in die Tragödie hineinversetzt, die sich am Morgen des 3. Oktober 2013 nicht weit von der italienischen Insel Lampedusa ereignete: Fotos von im Meer treibenden Schiffsplanken und verzweifelten Rettungsaktionen erinnern an 368 Tote. In Afrika aufgebrochen waren damals 545 Männer, Frauen und Kinder. Als ihr überladenes Boot kenterte, versuchten vor allem die Fischer von Lampedusa möglichst viele zu retten.

In Gerolstein liehen nun fünf Engagierte aus dem Vulkaneifelkreis den Überlebenden, den Rettern und den Bewohnern der Insel ihre Stimme. Barbara Drockur, Anette Weber, Ralf Wagner-Nowak, Ralf-Pius Krämer und Michael Drockur trugen dem Publikum die Augenzeugenberichte vor. Als Überlebende erzählten sie vom Durst während der Überfahrt, als Retter von denen, die eben noch um Hilfe riefen und dann verschwunden waren, und von Booten der Küstenwache. Deren Besatzungen verschanzten sich hinter Anweisungen und nahmen keine Geretteten auf. So blieb den Fischern keine Wahl. Mit den Schreien der Ertrinkenden im Ohr mussten sie mit ihren überladenen Booten wenden, um die Geretteten an Land zu bringen.

Das Stück von Antonio Umberto Riccò mit der Musik von Francesco Impastato basiert auf realen Berichten. Das Material für die Lesung wurde von der Arbeitsgruppe „Unser Herz schlägt auf Lampedusa“ aus Hannover zur Verfügung gestellt, die auf die Lage vieler Flüchtlinge und auf die immer gefährlicher werdenden Fluchtrouten weltweit aufmerksam machen will.

Die Spenden des Abends kommen der Integrationsarbeit im Kreis, konkret dem Café Grenzenlos in Gerolstein und dem Café Asyl in Daun, zugute.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort