Das Ende des Staubes

ÜXHEIM-AHÜTTE. 2,3 Millionen Euro investierten die Wotan-Zement-Werke in eine neue Filteranlage. Damit werden schon heute die Abgaswerte erreicht, die europäische und deutsche Richtlinien ab 2007 fordern. Außerdem sind so langfristig die 65 Arbeitsplätze gesichert.

"Der neue Filter bringt uns produktionstechnisch nichts. Es geht alleine um die Standort- und Arbeitsplatzsicherung", erklärt Unternehmenschefin Gisela Carnessali. Das Bestmögliche sei gemacht worden. "Und ohne einen Cent Förderung", ergänzt sie. Gerd Morenhofen, Technischer Werkleiter, meint: "Wir werden momentan sehr von den EU-Richtlinien und Umweltminister Trittin gegängelt."Deutschland schlägt einen Sonderweg ein

Seit 1996 regelt die Europäische Union (EU) mit der IVU, der "integrierten Vermeidung der Umweltverschmutzung", die Genehmigungen für Industrieanlagen. Speziell für die Luftverschmutzung kommen die technischen Anleitungen (TA) Luft zum Zuge. "Laut EU-Richtlinien gibt es bis November 2007 für die TA Luft eine Übergangsregelung, wonach in einem Kubikmeter Abgas nur noch 30 Milligramm Staub sein dürfen. Jürgen Trittin hat aber noch eins draufgelegt und den Grenzwert auf 20 Milligramm gesenkt", erklärt Morenhofen. Damit beschreite Deutschland weltweit einen Sonderweg. Rückblick: 1962 waren noch 150 Milligramm Staub je Kubikmeter Abgas erlaubt, 1986 noch 50 Milligramm und ab 2002 mit Übergangsregelung bis 2007 nur noch 20 Milligramm. Viele Einheimische rund um Ahütte können sich noch sehr gut an die großen Staubwolken erinnern, die das Dorf zeitweise "bepuderten". Staubschichten auf Autos, Fensterbänken und Gartenmöbeln gehören der Vergangenheit an. Aus dem neuen, 42 Meter hohen, Kamin kommt sichtbar kein Staubkorn mehr. Stolz erklärt Morenhofen: "Wir liegen jetzt bei Werten unter zehn Milligramm Staub je Kubikmeter Abgas." Wurde bei der alten Anlage der Staub mittels Hochspannung in Elektrofiltern gebunden, kommen jetzt Gewebefilter aus Glasfiber mit Teflon-Membranen zum Einsatz. "Das ist das Hochwertigste, was der Markt momentan hergibt", meint Morenhofen. In einem geschlossenen System gelangt das Abgas von dem sich drehenden Rohrofen, wo das Rohmehl zu Klinkermaterial gebrannt wird, mit 1050 Grad Celsius in vier Wärmetauscherstufen. Die Restwärme von 370 Grad wird danach in einer Kammer mit Frischluft gemischt und auf weniger als 180 Grad abgekühlt, bevor das Abgas in die Schlauchfilteranlage geleitet wird. Dann schweben immer noch 100 Gramm Staub in jedem Kubikmeter Abgas. Die 1200 Gewebefilter-Schläuche reduzieren den Staubanteil um das 10 000fache auf weniger als zehn Milligramm. Der technische Werkleiter erklärt: "So wie beim Staubsauger der Dreck in der Tüte landet, haftet hier der Staub außen an den Schläuchen. Intervallmäßig wird dann durch Unterdruck mit einem Luftimpuls der Staub abgeschüttelt, um in den Sammelbunker zu fallen." Über Förderschnecken würde der aufgefangene Staub wieder dem Rohmehl zugeführt. Die Wotan-Zement-Werke verzeichnen jährlich einen Absatz von 350 000 Tonnen der sieben Sorten Zement. 65 Mitarbeiter beschäftigt das 1923 gegründete Unternehmen, das die Chefin zu "den kleinsten in der Branche" zählt.

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