"Das hat eindeutig die Baubehörde verbockt"

MÜRLENBACH. Knatsch und Zündstoff: Die Bahn baut in der Ortsmitte von Mürlenbach einen Funkmast auf, obwohl der Gemeinderat dagegen gestimmt hatte. Denn: Die Bauabteilung im Gerolsteiner Rathaus hat angeblich falsche Fakten weitergeleitet. Und die Klagefrist ist mittlerweile auch verstrichen.

 Anwohner wie Familie Ugo und Manfred Kaffka (ganz rechts), Ortsbürgermeister Christoph Hacken (mit Hut) sowie die Ratsmitglieder (von links) Manfred Gerard, Birgit Thiel und Hans-Peter Thie sind entsetzt über die Arbeiten der Bahn in der Ortsmitte. Entgegen dem Willen der Gemeinde will die Bahn unmittelbar am Bahnhof einen Funkmast aufstellen. Foto: Gabi Vogelsberg

Anwohner wie Familie Ugo und Manfred Kaffka (ganz rechts), Ortsbürgermeister Christoph Hacken (mit Hut) sowie die Ratsmitglieder (von links) Manfred Gerard, Birgit Thiel und Hans-Peter Thie sind entsetzt über die Arbeiten der Bahn in der Ortsmitte. Entgegen dem Willen der Gemeinde will die Bahn unmittelbar am Bahnhof einen Funkmast aufstellen. Foto: Gabi Vogelsberg

"Offenbar hat die Gemeinde mit ihrem Unmut Recht. Nach meiner Meinung liegt das Versagen eindeutig bei der Baubehörde", sagt Frank Ecker, Sprecher des Eisenbahn-Bundesamts (EBA). Die Bahn sei den formellen Weg gegangen und habe am 1. Juli 2005 den Planfeststellungsbeschluss verschickt. Die Postzustellungsurkunde sei am 5. Juli im Gerolsteiner Rathaus unterschrieben worden. Damit endete die Möglichkeit zur Klage am 6. August. Am 10. August sei ein Widerspruch der Bauabteilung beim EBA eingegangen. "Aber Widerspruch ist eh der falsche Weg. Es hätte eine Klage sein müssen", erklärt Ecker.Christoph Hacken, Ortsbürgermeister von Mürlenbach, schimpft: "Das ist von der Verbandsgemeinde verbockt worden. Sie hat die Frist verstreichen lassen und das falsche Rechtsmittel gewählt."

Er habe erst Anfang August von dem Beschluss, der aussagt, dass der Funkmast in der Ortsmitte gebaut wird, erfahren. "Am nächsten Tag bin ich aufs Amt, weil das ja entgegen unseres Ratsbeschlusses war", sagt Hacken.

Bereits vor einem Jahr hatte sich der Mürlenbacher Rat gegen einen Standort im Ort ausgesprochen und der Bahn das Andocken an die zwei vorhandenen Masten vorgeschlagen.

Der Planfeststellungsbeschluss bezieht sich allerdings auf ein Schreiben vom 24. August 2004 - von der VG Gerolstein mit der Stellungnahme Mürlenbachs. Darin wird sich klar gegen einen Funkmast im Ort ausgesprochen, im zweiten Teil wird aber angeboten, dass bei Berücksichtigung einiger Auflagen der Mast doch am Bahnhof gebaut werden könne: falls er blau-grün angestrichen und mit Hecken eingezäunt würde.

Hacken, der dieses Schreiben nach eigenem Bekunden diese Woche erstmals zu Gesicht bekommen hat, wettert: "Davon wusste ich nichts. Es ist sachlich falsch, und der Sachbearbeiter vom Bauamt hat das einfach so reingesetzt." Klaus Jansen, Leiter des Bauamts, nimmt sein Team in Schutz. Er sagt: "Der Sachbearbeiter hat mit der DB-Telematik Kontakt aufgenommen. Daraufhin hat uns das EBA am 15. Juli geantwortet, dass eine Klage aussichtslos wäre und ein Gericht es ebenso sehen würde." Die Bauabteilung hab sich laut Jansen dann "der Meinung angeschlossen, dass keine Klage angezeigt" war.

Vielmehr meint Jansen, dass die Ortsgemeinde sehr wohl, nämlich am 3. August, die Chance gehabt habe, die Verwaltung mit einer Klage zu beauftragen. Das sei aber nicht passiert. Ortschef Hacken platzt der Kragen: "Das ist der Hammer. Wir sind doch viel zu spät informiert worden."

Bürger bangen um ihre Gesundheit

Das ganze Hick-Hack trifft die Anwohner aus heiterem Himmel. Erst als die Bagger anrollten, wurden sie aufmerksam. Auf gewidmetem Bahngelände, das damit nicht der zwingenden Zustimmung der Gemeinde für Bauvorhaben unterliegt, wurde alles vorbereitet, um den gut 22 Meter hohen Mast aufstellen zu können.

Familie Ugo wohnt nur wenige Meter entfernt. Die dreifache Mutter Simone Ugo sagt: "Hauptsächlich die Kinder müssen unter der Strahlung leiden, da sie oft im Garten spielen." Ratsmitglied Hans-Peter Thie fügt hinzu: "In unmittelbarer Nähe ist auch der Kinderspielplatz. Außerdem stehen morgens und mittags die Schüler auf dem Bahnsteig direkt unter dem Mast." Bauamtsleiter Jansen entgegnet, "dass die gesundheitlichen Belange der Bürger gewahrt sind". Lediglich über die Optik lasse sich streiten. Doch genau um die geht es Ratsmitglied und Eifelvereins-Ortsvorsitzendem Manfred Gerard. Er sagt: "Wir haben für einige Hunderttausend Euro den Ortskern aufgewertet, der Funkmast würde alles verschandeln."

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