Das Heidekraut blüht auf

GEROLSTEIN. Das vor fünf Jahren für rund vier Millionen Euro umgebaute Hotel Calluna ist nach einem mäßigen Start nach Angaben der Gesellschafter nun fest in der Erfolgsspur. So wurde in diesem Jahr die Belegungsquote auf mindestens 55 Prozent gesteigert. Mittelfristig sind nun sogar weitere Investitionen im Blick.

Das Heidekraut (lateinisch "calluna vulgaris"), das dem Hotel auf der Anhöhe am Rande des Gerolsteiner Stadtwalds seinen Namen gegeben hat, ist ein Dauerblüher, zeigt laut Lexikon demnach seine Schönheit das gesamte Jahr. Selbst ein harter Winter kann ihm nichts anhaben. Ein ebenso hübsches wie zähes Gewächs also. Beim Blick zurück auf die turbulente Startphase des Hotels, das zuvor unter dem Namen "Rose" teilweise in kommunalem Besitz war, pleite ging und über viele Jahre leer stand, zeigen sich offenkundig Parallelen: Weder die um eine Million Euro teureren Investitionskosten sowie der mehrmalige Wechsel des Direktors und führender Angestellter noch die permanenten Streitigkeiten mit den Besitzern der angegliederten Appartements und außerdem die nur schleppende Vermarktung und somit mäßige Belegung führten dazu, dass das vor vier Jahren eröffnete Calluna einging.2006 war das bislang beste Jahr

Im Gegenteil: Schenkt man den Gesellschaftern Glauben, dann erblüht es nun schöner als je zuvor. Karl-Heinz Ottowitz, seit Juni 2004 Direktor des Hotels, sagt: "2006 haben wir ein gutes Jahr hingelegt, das bislang beste. Die Belegung ist gegenüber dem Vorjahr um satte 25 Prozent gesteigert worden und beträgt nun 55 Prozent. Für die Eifel ein guter Wert." Vor allem vier Gründe führt Klaus Lehnen, Sprecher der knapp ein Dutzend einheimischen Gesellschafter, für den Erfolg an: erstens die Angliederung an die Kette der "Ringhotels", ein Zusammenschluss von rund 150 privaten Drei- bis Vier-Sterne-Hotels in Deutschland. "Dadurch haben wir ganz andere Vermarktungsmöglichkeiten", sagt er. Zweitens die Zusammenarbeit mit Reiseveranstaltern - einem niederländischen und einem belgischen und nun auch mit einem auf Beauty-Reisen spezialisierten Anbieter aus Deutschland. Die zahlten zwar nur niedrige Preise für die Zimmer und verlangten zudem 20 bis 25 Prozent Vermittlungsprovision, "aber dafür sorgen sie für eine solide Kernbelegung des Hauses". Und die sei das A und O. "Worauf es ankommt ist Belegung, Belegung, Belegung. Und daraufhin werden wir auch unser Marketing weitgehend umstellen", kündigte Lehnen an, der rückblickend eingesteht, dass der Start eine "Fehlzündung" war und die ersten beiden Jahre verloren waren. Lehnen: "Wir haben vieles unterschätzt, dachten, in etwa drei Jahren haben wir uns mit dem Hotel am Markt behauptet. Ein Irrtum." Drittens würde die seit drei Jahren bestehende Kooperation mit den Eigentümern von 40 der angeschlossenen Zwei- bis Drei-Sterne-Appartements Früchte tragen. Aber erst, seitdem diese einen Pool gebildet haben. Lehnen sagt: "Wir haben jetzt einen und nicht mehr 200 Ansprechpartner. Und: Das Klima der Feindschaft ist vorbei." Vertraglich geregelt wurde, dass die Appartements zwar von den Eigentümern nach wie vor betrieben und unterhalten, aber vom Hotel vermarktet werden, wofür es jeweils eine Provision gibt. Neben den 50 eigenen Zimmern kann das Hotel demnach auch noch 40 Appartements (wenn auch mit wesentlich geringerem Standard) anbieten. Lehnen zählt die Vorteile auf: "Wir haben also für fast die Hälfte unserer Kapazität keine Fixkosten, verdienen Geld und bringen Gäste ins Hotel."Für Ruhe und ein gutes Team gesorgt

Und viertens nennt der Gesellschafter den amtierenden Hoteldirektor Ottowitz selbst als Erfolgsgrund: "Er hat Ruhe reingebracht und ein gutes Team geformt." Nicht zuletzt die aktuelle Umfrage im Rahmen des Standortmarketing-Prozesses unter Unternehmern des Gerolsteiner Landes (der TV berichtete) stimmt die Verantwortlichen froh: Auf die Frage, wo man am besten in der Region essen und trinken gehen könne, wurde mit großem Abstand das Calluna auf Platz eins gewählt. Lehnen: "Ein sehr erfreuliches Ergebnis." Nun gelte es, die Belegungsquote zu halten und sich künftig intensiver um Privatreisende zu bemühen. "Unsere Zielgruppe ist die Generation 40+, die einen Aktivurlaub in gepflegtem Ambiente und mit besonderer Betreuung sucht. Das Stichwort lautet medizinisch-therapeutischer Wellness- und Beauty-Urlaub." Dafür sei der Bau eines Schwimmbads "ein Muss". Die Flächen dafür seien vorhanden. Entscheidend ist laut Lehnen aber etwas anderes. "Wir müssen es schaffen, in zwei Jahren eine beschauliche Rendite - ich spreche von gerade einmal vier Prozent - zu erwirtschaften. Ansonsten brauche ich nach fünf Jahren Nullrunde bei den Mitgesellschaftern gar nicht erst wegen weiterer Investitionen von sicherlich anderthalb Millionen Euro anzuklopfen."

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