Das Jugendtaxi steht für die tollen Tage bereit

Daun/Gerolstein/Hillesheim · An Karneval rollt das Jugendtaxi wieder durch den Vulkaneifelkreis. Die Zahl der Unfälle, an denen betrunkene junge Autofahrer beteiligt sind, geht nicht zuletzt wegen dieses Angebots zurück, sagt die Kreisverwaltung. Aber: Bürokratie und "fantasievolle" Jugendliche sorgen bei einigen Taxiunternehmen für Ungemach.

 Die Dauner Taxifahrer Rainer Konen (links) und Gerd Schirra stellen sich auf einen großen Andrang an Karneval ein. Tv-Foto: Tobias Senzig

Die Dauner Taxifahrer Rainer Konen (links) und Gerd Schirra stellen sich auf einen großen Andrang an Karneval ein. Tv-Foto: Tobias Senzig

Daun/Gerolstein/Hillesheim. Rechtzeitig vor Karneval wappnen sich die Taxifahrer im Kreis wieder für den Ansturm an den tollen Tagen. "Wir haben an den Fastnachtstagen alle Leute im Einsatz, die fahren können", sagt Markus Berns, Inhaber des Unternehmens Taxi Ganser in Daun. Trotzdem könne es in den Karnevalsnächten zu Wartezeiten kommen. "Der Andrang ist an diesen Tagen zu groß", sagt Berns.
Kaiser Napoleon als Fahrgast


Zu seinen Kunden werden auch in diesem Jahr wieder viele junge Eifeler gehören, die per Jugendtaxi von und zu Kappensitzungen, Karnevalsdiscos und Umzügen fahren. Einen Zuschuss von zwei Euro zu den Taxikosten erhält jeder Jugendliche und junge Erwachsene für Fahrten ab 22 Uhr.
"Das Angebot gilt flächendeckend im ganzen Vulkaneifelkreis - an jedem Wochenende, vor Feiertagen und natürlich auch an Karneval", sagt Verena Bernardy von der Kreisverwaltung. Das war nicht immer so: In Kelberg war 2006 ein Taxi-Unternehmen abgesprungen. Mittlerweile deckt aber wieder ein Unternehmen den Bedarf in der Verbandsgemeinde ab.
Das Angebot sei ein Erfolgsmodell, so Kreissprecherin Bernardy. Rund 10 000 junge Menschen würden es jedes Jahr nutzen. 20 000 Euro kostet das Jugendtaxi pro Jahr. Ein Sponsor, die Kreissparkasse Vulkaneifel, übernimmt 10 000 Euro davon.
Die Zahl der schweren Diskounfälle sei stark zurückgegangen, betont Bernardy. "Und das war schließlich der Grund, warum wir die Aktion ins Leben gerufen haben."
Drei bis vier dieser Unfälle mit schwerstverletzten oder sogar toten Jugendlichen habe es im Vulkaneifelkreis jedes Jahr gegeben, weiß Horst Krämer, Verkehrssicherheitsexperte der Dauner Polizei und Vorsitzender der Kreisverkehrswacht. "Seit der Einführung des Jugendtaxis im Jahr 2004 haben wir keinen einzigen mehr verzeichnet", zieht er Bilanz. "Das Angebot hat dazu geführt, dass sich viele nicht mehr zu einem Betrunkenen ins Auto setzen."
Im Übrigen seien die Jugendlichen besser als ihr Ruf: Einige blieben von sich aus nüchtern. "Und auch der Schritt, das Jugendtaxi überhaupt zu nutzen, ist doch schon gut", sagt der Polizist. Das Angebot sei ein Erfolg, den man auf jeden Fall fortführen sollte. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen: "Mittlerweile sind wir nicht mehr so jeck auf das Jugendtaxi", sagt Paul Kaiser.
Investition in die Zukunft


Der Gerolsteiner Taxiunternehmer ärgert sich über den Missbrauch, den einige Jugendliche mit dem Angebot treiben. Auf die Listen, die die jungen Leute nach der Fahrt im Taxi ausfüllen müssten, damit sie den Rabatt und die Unternehmen den Zuschuss bekommen, würden oft Fantasie- und Juxnamen stehen. "Einmal hatte ich offenbar Napoleon im Taxi", sagt Kaiser. Solche Zettel bekomme er dann bei der Abrechnung von der Kreisverwaltung zurück. Und auf den Kosten bleibe er sitzen.
Dieses Problem ist auch Verena Bernardy bekannt: "Es gab vereinzelt solche Fälle. Wir haben das publik gemacht, damit die Jugendlichen das unterlassen", sagt die Kreissprecherin. Sie weist darauf hin, dass der Kreis an dem Modell festhalten und mit den Taxi-Unternehmen kooperieren wolle.
Auch Kaisers Dauner Kollege Markus Berns hat bereits Erfahrungen mit falschen Angaben gemacht: "Natürlich kommt das vor", sagt der Taxiunternehmer. Diese Fälle hielten sich aber in Grenzen. Generell sei das Jugendtaxi positiv zu bewerten. "Man muss sich bei solchen Projekten engagieren. Ansonsten funktionieren sie nicht", sagt Berns.
Viel zu verdienen ist für die Unternehmen mit dem Jugendtaxi nicht, sagt Berns: "Die Fahrten mit den Jugendlichen beschränken sich meistens auf jene zwei bis drei Stunden, in denen wir sowieso genug Fahrten haben." Der Unternehmer sieht das Angebot eher als Investition in die Zukunft. "Es gibt viele, die mittlerweile aus dem Jugendtaxi-Alter raus sind - und trotzdem weiterhin mit dem Taxi fahren. Und darum geht es ja schließlich: dass die Leute nicht mit Alkohol im Blut ins Auto steigen."Extra

So funktioniert\\'s Jugendliche und junge Erwachsene von 13 bis einschließlich 21 Jahren erhalten für die nächtliche Heimfahrt im oder in den Landkreis Vulkaneifel ab 22 Uhr einen Zuschuss zu den Taxikosten in Höhe von zwei Euro je Person. Diese Regelung gilt Freitag- und Samstagnacht, in den Nächten vor gesetzlichen Feiertagen sowie in der Karnevalszeit. Teilnehmende Taxiunternehmen: Taxi Liske-Kaiser, Gerolstein, Telefon 06591/56 56, Taxi Christen, Hillesheim, Telefon 06593/260, Taxi Trauden, Hillesheim, Telefon 06593/989198, Mietwagen Rollmann, Nohn, Telefon 02696/1515 oder 571, Taxi Krämer, Stadtkyll, Telefon 06597/2890, Taxi Schüller, Daun, Telefon 06592/515, Taxi Ganser, Daun, Telefon 06592/353, Minicar Vulkaneifel, Gillenfeld, Telefon 06573/9525884, Taxi Dreis, Ulmen, Telefon 02676/230. red/sen

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