Kultur Lachen über Populisten

DEMERATH · Volles Haus für die Eifel-Kulturtage: Das Kabarett-Duo „Onkel Fisch“ nahm Menschen aufs Korn, die Politik mit allzu viel Bauchgefühl zu betreiben versuchen.

 Das Kabarettisten-Duo „Onkel Fisch“ bekam in Demerath den Publikumspreis der Eifel-Kulturtage 2018 überreicht. Auch mit seinem neuen Programm konnte es überzeugen.

Das Kabarettisten-Duo „Onkel Fisch“ bekam in Demerath den Publikumspreis der Eifel-Kulturtage 2018 überreicht. Auch mit seinem neuen Programm konnte es überzeugen.

Foto: Onkel Fisch

Offenbar muss man sich um die soziale Intelligenz der Eifeler nicht übergroße Sorgen machen: Wenn ein Kabarett-Programm „Populisten haften für ihre Kinder“ heißt, ist von vornherein klar, dass arg schlichte Politikgemüter hier nicht mit Streicheleinheiten rechnen dürfen. Wenn dieses Programm für einen mehr als vollen Bügersaal und Begeisterung sorgt, ist die Botschaft ebenfalls klar. Die oft gestellte Frage, wie man mit Populisten umgehen soll, wurde eindeutig beantwortet: Verständnisvoll mit ihnen reden oder sie bekämpfen lohnt sich nicht, über sie lachen ist eine schärfere Waffe gegen Bestrebungen, die Geschichte zurückzudrehen.

Rainer Laupichler, Chef und Erfinder der Eifel-Kulturtage, hatte mit dem Duo „Onkel Fisch“ sowohl gutes Gespür wie Mut für politisches Kabarett auch auf dem Land bewiesen. Adrian Engels und Markus Riedinger, so die bürgerlichen Namen der beiden Action-Kabarettisten, touren seit 1994 mit ihrer fulminanten Mixtur aus aktueller politischer Satire und musikalischen Einlagen durch die Lande, etwa im berühmten Mainzer Unterhaus. Sie wurden unter anderem 2017 mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet und mit der Goldenen Berta 2018, dem Publikumspreis der Eifel-Kulturtage, der ihnen jetzt überreicht wurde.

Im vergangenen Jahr waren „Onkel Fisch“ mit einer satirischen Europa-Show bereits in Greimerath zu Gast und schlugen in Sachen Beliebtheit sogar die Augsburger Puppenkiste. „Klasse, ein Preis für Veganer und Fleischesser gleichermaßen“, freuten sie sich mit Blick auf die selbstironische Gestaltung in Form eines aufrechten Schweins, das eine Karotte umklammert. Wohl nicht zufällig erinnert das Design an den Film-Oscar.

„Onkel Fisch“ näherten sich den populistischen Lachnummern durchaus auch auf Umwegen. Als Kochshow-Stars verrieten sie die Rezepte populistischer Maultauschen: „viel Maul ohne Inhalt“. Überall, so ihre Beobachtung, kommt braune Soße drüber. Des Populisten liebster Brotaufstrich: „beleidigte Leberwurst“. Und leider gebe es in Italien keine Frutti di Mare mehr: „Die lassen nichts Lebendiges aus dem Meer an Land.“ Derweil könne man in Polen leider alle Gerichte vergessen. Und in Großbritannien gebe es derzeit nur noch Trennkost.

Auch die Charts der neuen deutschen Welle – bei Populisten natürlich die alte deutsche Welle – wurden gesanglich und tänzerisch überzeugend vorgetragen, mit auf die Sekunde genau abgestimmten Gags. Schuld an allem, was den selbsternannten Volksvertretern nicht passt, sind im Hiphop-Takt des Fanta-Vier-Songs natürlich immer „die da“, die Fremden. Und was ist überhaupt Populismus? In ihm stecke der simple Wunsch, es so gut wie früher zu haben: „Doch welches früher meinen die überhaupt? Den zweiten Weltkrieg, die Weimarer Republik, den ersten Weltkrieg, die dreihundert Kleinstaaten auf deutschem Boden, den Dreißigjährigen Krieg…?“

Die ausverkaufte Show von „Onkel Fisch“ war die letzte Veranstaltung im diesjährigen Programm der Eifel-Kulturtage. „Wir waren zum ersten Mal in Demerath, wo der Förderverein einen super Job gemacht hat“, bedankte sich Rainer Laupichler bei den örtlichen Unterstützern. „Wir kommen im nächsten Jahr gerne wieder.“

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