"Das Leben geht weiter"

GEROLSTEIN. Gute Resonanz auf den zweiten Selbsthilfe- und Gesundheitstag des Kreises Daun. In der Gerolsteiner Stadthalle informierten 32 Anbieter über ihre Arbeit. Das Spektrum reichte von den Themen Krebs, Drogen, Kinderheilkunde über die Wechseljahre der Frau bis hin zur Vorsorge beim Mann.

"Dieser Tag hilft ihnen, die Spreu vom Weizen zu trennen, denn mit Scharlatanerie wird viel Geld verdient", meint Dr. Günther Gerhardt. Der bekannte Medienarzt moderiert gemeinsam mit Martin Drenda (Kreuzbund Daun) den zweiten Selbsthilfe- und Gesundheitstag in der Gerolsteiner Stadthalle. Sie stellen die "wichtigen Informationen heraus, die nur Betroffene geben können". 15 Selbsthilfegruppen (SHG) haben ihre Stände aufgebaut. Darunter ist auch Fritz Zaums von der SHG Fibromyalgie (Faser-/Muskelschmerz). Knapp 50 Mitglieder hat diese SHG aus dem Kreis Daun und dem Altkreis Prüm. "Meist wird Fibromyalgie über Ausschlussdiagnose festgestellt, also wenn es nicht anderes sein kann, ist es das. Die Krankheit umfasst ein breites Feld", berichtet er. In der SHG würde man ernst genommen, statt - wie es sonst oft vorkomme - als Simulant hingestellt zu werden. Lydia Lieder nickt zustimmend. Die 50-Jährige erzählt: "Ich war schon total depressiv. Bei mir hat es sieben Jahre gedauert, bis Fibromyalgie diagnostiziert wurde. Aber jetzt habe ich wieder Freude am Leben." Für die SHG für stotternde Menschen stehen Ludwig Werle, Andreas Michels und Ralf Carls Rede und Antwort. Der 57-jährige Werle hat vom fünften bis zum 30. Lebensjahr stark gestottert. "Dann habe ich zehn Jahre gebraucht, um es in den Griff zu kriegen. Weg ist es immer noch nicht", sagt er.Familien kommen nicht zu kurz

Für den 27-jährigen Michels bedeuten schnell sprechende Menschen und solche, die es eilig haben, enormen Stress. Er wünscht sich, "dass mich mein Gegenüber direkt anschaut, auch wenn ich stottere." Denn Druck verschlimmere sein Problem nur. Carls erzählt, was passiert, wenn ungeduldige "Nicht-Stotterer" reinreden und "oft falsch helfen". Ein Beispiel: Carls bestellt in der Bäckerei drei Bbbbb... - "Brötchen", ergänzt die Verkäuferin vorschnell. Dabei will er drei Brezel. Resignation mache sich dann breit, aber lachend sagt das Trio: "Beim Fluchen stottern wir dann aber nicht." Zur SHG für Menschen mit künstlichem Darmausgang oder künstlicher Harnableitung gehören in der Region Eifel/Hunsrück/Mosel 69 Betroffene. Vorsitzender Norbert Steffes kennt alle Probleme, die mit diesem Handicap zusammenhängen. Der 50-Jährige ist seit 30 Jahren Betroffener. Er sagt: "Es trifft Junge und Alte. Die Leute müssen dann einfach begreifen, dass das Leben weitergeht." Auch die Partner. Meistens würden sie zu den SHG-Treffen mitkommen. "Und wer mit der Handhabung nicht zurecht kommt, den besuchen wir zu Hause", verspricht Steffes. Neben den Ausstellern geht es bei den Referenten auf der Bühne um die Wechseljahre bei der Frau (Dr. Josefa Klötsch aus Ulmen) oder um die Vorsorgeuntersuchung beim Mann. Der Bitburger Urologe Dr. Michael Müller verweist auf die Bedeutung der Untersuchung. Besucher Hans-Josef Leif hört ihm aufmerksam zu und lässt sich überzeugen. "Jetzt gehe ich hin. Bisher hatte ich vor der Darmuntersuchung immer Bammel, weil was gefunden werden könnte. Nur die Prostata-Untersuchung habe ich regelmäßig machen lassen", sagt der 62-Jährige. Auch die Familien kommen beim zweiten Selbsthilfe- und Gesundheitstag nicht zu kurz. Buchautorin und Hebamme Birgit Laue informiert über die natürliche Kinderheilkunde, und Diplom-Psychologe Torsten van de Sand spricht über "Erfahrungen von Kindern in suchtbelasteten Familien". Der nächste Selbsthilfe- und Gesundheitstag des Kreises Daun soll planmäßig in zwei Jahren sein. Weitere Informationen gibt der Veranstalter: Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle Trier, Carsten Müller-Meine, Telefon 0651/141180.

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