Das letzte Schuhhaus schließt die Pforten: 100-jährige Tradition geht in Hillesheim zu Ende

Hillesheim · "Ein Stück Ladengeschichte geht nach mehr als 100 Jahren zu Ende. Unser alteingesessenes Schuhhaus schließt für immer seine Pforten", sagt Inhaber Günter Nohn (64) schweren Herzens, der das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen aufgibt.

 Ausverkauf: Günter und Anna Nohn schließen ihr traditionsreiches Geschäft. TV-Foto: Felicitas Schulz

Ausverkauf: Günter und Anna Nohn schließen ihr traditionsreiches Geschäft. TV-Foto: Felicitas Schulz

Foto: felicitas schulz (fs) ("TV-Upload schulz"

Hillesheim. Schon lange vorbei ist die Zeit, als es in Hillesheim fünf gut sortierte Schuhgeschäfte, meist mit Reparaturannahme, gab.
Nun, nach drei Generationen, macht in der Stadt auch das letzte Schuhgeschäft zu. Inhaber Günter Nohn (64) schließt seinen Laden aus gesundheitlichen Gründen. Noch bis zum 30. Juni läuft der Totalausverkauf. Günter und Anna Nohn, die den Laden 1976 übernommen und demnach 40 Jahre betrieben haben, sagen: "Wir bedanken uns bei unseren Kunden, die dem Schuhhaus über Jahrzehnte die Treue gehalten haben."

Vor mehr als 100 Jahren gründete Jakob Nohn mit seiner Frau Susanne die Schuhmacherei am Graben, der heutigen Grabenstraße. An den Vieh- und Krammarkttagen war die Nachfrage nach genagelten Schuhen besonders groß. Das Leder bezog man aus der ortsansässigen Gerberei Zinzius neben dem ehemaligen Augustinerkloster. Nach dem Tod des Gründers im Jahr 1947 übernahm dessen Sohn Josef als gelernter Schuhmachermeister mit seiner Frau Katharina das Geschäft nebst der dazugehörenden Schuhmacherei. Am 25. Oktober 1947 wurde er als Inhaber eines Schuhmacherbetriebes bei der Handwerkskammer Trier eingetragen.

In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg waren bis zu fünf Schuhmacher gleichzeitig damit beschäftigt, neue Schuhe herzustellen. Die Angestellten kamen aus Leudersdorf, Pelm, Jünkerath und auch aus weiter entfernten Dörfern, um das uralte Handwerk zu erlernen. 1949 fand in Gerolstein die viel beachtete Handwerksschau Daun-Prüm statt. Josef Nohn erhielt im Rahmen der Schau für hervorragende Leistungen ein Diplom und eine Medaille. Dazu kam die Erlaubnis, sich als größte, besteingerichtete Maß- und Reparaturwerkstätte am Platz zu rühmen. "Als Kind musste ich in der Werkstatt Schuhe mit Kleber einstreichen und aus Lederresten Stollen für Fußballschuhe anfertigen. Dazu habe ich mit dem Locheisen runde Taler ausgeschlagen", erinnert sich Günter Nohn. Er weiß noch genau, dass an der Türe zur Werkstatt oft viele Kinder standen und zuschauten, wie geleimt und besohlt wurde.

Turbulent sei es immer dann geworden, wenn Omas Katzen in der engen Werkstatt rumtobten und die Kiste mit den Lederresten umkippten. Denn während die Lehrlinge von Josef Nohn dessen Anordnungen stets folgten, taten dies die missliebigen Katzen eben nicht. Das Schuhhaus gehörte 1959 mit zu den Ersten, die Fußpflege anboten, wovon eine Urkunde der Handwerkskammer zeugt. Nach dem plötzlichen Tod von Josef Nohn 1976 übernahm Günter Nohn mit seiner Frau Anna das über die Grenzen Hillesheims bekannte Schuhgeschäft.

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