Das passiert mit den "Alpen" an der A 1

Wittlich · Bauarbeiter haben fast sechs Kilometer Fahrbahn aufgebrochen und zu zwei riesigen Bergen aufgetürmt. Abtransportiert wird der Schutt aber nicht.

 Die Betonbrocken, aus denen die alte Fahrbahn bestand, haben noch nicht ausgedient. Damit es bei der Hitze nicht zu staubig wird, bewässern Bauarbeiter die Wege und Schuttberge.

Die Betonbrocken, aus denen die alte Fahrbahn bestand, haben noch nicht ausgedient. Damit es bei der Hitze nicht zu staubig wird, bewässern Bauarbeiter die Wege und Schuttberge.

Foto: Klaus Kimmling (m_wil )

Wittlich 4,1 Minuten: Wer mit 80 Stundenkilometern an der Baustelle auf der A 1 vor Wittlich vorbeifährt, verliert eigentlich nicht viel Zeit. Auf dem Weg zur Arbeit fühlen sich die 4,1 Minuten aber an, als könnte man in der Zeit eine Steuererklärung machen, zwei Babys gebären oder die Krise im Nahen Osten lösen. Wer die fünfeinhalb Kilometer an kahlem Autobahnuntergrund, baggerfahrenden Bauarbeitern und hoch aufgetürmten Schuttbergen vorbeifährt, fragt sich: Was tun die da - und wann sind die endlich fertig?
Die Antwort auf die zweite Frage wird enttäuschend ausfallen. Ein absolutes "fertig" gibt es in der Welt der Autobahnbaustellen nicht, wie wir später sehen werden. Aber warum die Bauarbeiter etwa den Schutt nicht abtransportieren, das lernen wir im Gespräch mit dem Leiter der Autobahnmeisterei Wittlich. "Die unterste Schicht haben wir bereits abtransportiert", sagt Winfried Valerius. Der kleingehackte Belag, der aufgetürmt neben der Fahrbahn lagere, bleibe aber auf der Baustelle. Er kommt nämlich unter die neue Fahrbahn. Dort sorgt er dafür, das sich das Wasser nicht staut, sondern versickern kann. Die mehr als kopfgroßen Betonbrocken wären aber zu dick für diese Funktion. Deshalb kommen sie in eine Art riesigen Mixer. Die ratternde graue Maschine steht am Straßenrand. Auf der einen Seite kippt ein Bauarbeiter mit einem Bagger Betonbrocken in ihren Rachen. Auf der anderen Seite spuckt sie faustgroße Brocken über ein Förderband wieder aus (siehe Bild).
Sind diese kleinen Brocken - der sogenannte Frostschutz - einmal über die Fläche der späteren Fahrbahn verteilt, kommt eine zehn Zentimeter dicke Schicht Bitumen darauf. Das soll, wenn nichts dazwischenkommt, im September passieren. Die Bitumenschicht bildet aber nur die Unterlage für die 26 Zentimeter dicken Betonplatten, über die die Räder einmal rollen werden. Laut Valerius holpert es an den Fugen aber nicht so, wie es die Autofahrer von alten Beton-Fahrbahnen kennen. "Dort sind nicht die Fugen das Problem, sondern dass die Platten nicht exakt gleich hoch sind oder sich krümmen". Diese sogenannten "Blow ups" sind auch der Grund, warum der Bund den Autobahnabschnitt erneuern lässt. Die Hitze hat einige Platten geknickt und damit für eine holperige Fahrbahn gesorgt. Auf der neuen Fahrbahn werde man die Fugen aber kaum bemerken.
Valerius' Kollege Thomas Hofmann, der als Bauwart für die Aufsicht der Arbeiten zuständig ist, ergänzt: "Im Gegensatz zu Bitumen hält der Beton mindestens 30 Jahre." Entlang der Fahrbahnränder verlegen die Bauarbeiter Rohre, die oben mit kleinen Löchern versehen sind. Darauf kommen grobe Steine. Durch diese Anlagen fließt das Wasser von der künftigen Straße ab.
Die ersten Autos sollen Ende November über den neuen Beton rollen. Wer jetzt aber erleichtert aufatmet, dem sei gesagt: Auf der A 1 gibt es noch Dutzende weitere Abschnitte mit einer Betonfahrbahn, die der Bund in den kommenden Jahren sanieren lässt. Angesichts dieser Zeit wirken die 4,1 Minuten Baustelle umfahren dann doch wieder kurz.
Extra: DIE BAUSTELLE IN ZAHLEN

 So fein sind die Betonbrocken, die eine Art Riesenmixer wieder ausspuckt. Das Material erfüllt einen Zweck in der neuen Fahrbahn.

So fein sind die Betonbrocken, die eine Art Riesenmixer wieder ausspuckt. Das Material erfüllt einen Zweck in der neuen Fahrbahn.

Foto: Klaus Kimmling (m_wil )
 Bauwart Thomas Hofmann zeigt die Drainage, durch die das Wasser von der neuen Fahrbahn abfließen soll. TV-Fotos (3): klaus Kimmling (2) / Benedikt Laubert (1)

Bauwart Thomas Hofmann zeigt die Drainage, durch die das Wasser von der neuen Fahrbahn abfließen soll. TV-Fotos (3): klaus Kimmling (2) / Benedikt Laubert (1)

Foto: (m_wil )


Der Bund zahlt neun Millionen Euro für die Sanierung des Abschnitts vor Wittlich. Derzeit arbeiten zwischen 20 und 22 Arbeiter für zwei Baufirmen an dem Projekt. Über den betroffenen Abschnitt fahren laut einer Messung von 2010 rund 28 300 Autos und Lastwagen pro Tag.

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