Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine verbessern

Wiesbaum · Die Leistung der Maschinen wird stärker, das Reaktionsvermögen und die körperliche Fitness lassen nach: Motorradfahrer jenseits der 45 gelten im Straßenverkehr als besonders gefährdet. Beim Motorradsymposium, das in Wiesbaum veranstaltet wurde, haben sich Experten und Motorradfahrer mit diesem Problem befasst.

 Auf dem Fahrsimulator, den Polizist Konrad Weber (links) selbst gebaut hat, können die Teilnehmer des Motorradsymposiums in Wiesbaum ihre Reaktionszeit testen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Auf dem Fahrsimulator, den Polizist Konrad Weber (links) selbst gebaut hat, können die Teilnehmer des Motorradsymposiums in Wiesbaum ihre Reaktionszeit testen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Wiesbaum. "Ich bin über 50 - Bitte helft mir auf mein Motorrad", steht auf einem T-Shirt. Der Mann, der es trägt, sieht nicht so aus, als benötige er wirklich Hilfe. Er wirkt körperlich noch recht fit. Zudem erweckt seine Motorradkleidung den Eindruck, als sei er schon länger im Geschäft. Man könnte durchaus meinen, er gehört zu den Menschen, die sonntags morgens um halb sechs gemütlich am Lagerfeuer eines Motorradtreffens sitzen, ein Stück Holz nachlegen und genüsslich Kaffee mit Zigarette frühstücken. Doch möglicherweise ist dieser Eindruck falsch. Genauso falsch wie die Annahme, dass die schweren Motorradunfälle vor allem durch übertriebene Raserei passieren.
"Die meisten Unfälle passieren nicht bei mehr als 100 Stundenkilometern, sondern so bei Tempo 50 bis 60", sagt Bernhard Weber von der Polizeiinspektion Bitburg. Er ist einer der Organisatoren des zweiten Motorradsymposiums Eifel, zu dem 65 Menschen aus der ganzen Region, aber auch aus Luxemburg angereist sind. Sie alle haben drei Dinge gemeinsam: Sie fahren Motorrad, sind älter als 45 und schließlich aufgrund dieser beiden Voraussetzungen Bestandteil einer Zielgruppe, die in Unfallstatistiken eine besondere Rolle spielen. Denn Motorradfahrer in diesem Alter gelten als überdurchschnittlich gefährdet. Zum einen weil die Reaktion und auch die körperliche Fitness mit dem Alter nachlassen. Zum anderen weil viele von ihnen Wieder- oder sogar Neueinsteiger sind. Letzteres trifft auf Ingo Fleischmann nicht zu. Er fährt bereits seit Jahrzehnten Motorrad, ist an diesem Morgen mit seiner 900er Ducati angereist und sitzt nun auf einer Suzuki. Der Bollendorfer hat in seinem Leben bereits so manches Motorrad gekauft, doch an diesem hat er definitiv kein Interesse. Die Suzuki ist aber auch sehr spartanisch ausgestattet, hat weder vernünftigen Vorderbau noch Motor. Stattdessen ist vor dem Lenker ein Laptop. Der kleine Bildschirm ist die Straße, auf der immer wieder ein unerwartetes Hindernis auftaucht. Die modernen Bremsassistenzsysteme, über deren Vorteile der Dekra-Mitarbeiter Thomas Reuter wenige Minuten zuvor noch referiert hat, spielen auf dieser virtuellen Straße keine Rolle.
Selbst gebauter Simulator


Es geht einzig allein um die Reaktion des Fahrers. Während der Kaffeepausen sitzen Teilnehmer des Symposiums abwechselnd auf dem Motorradsimulator, den Polizist Konrad Weber selbst gebaut hat. Immer wieder knallen Testfahrer gegen Traktoren, Lastwagen und Fußgänger. Und dann erklärt ihnen Weber, wie entscheidend jede Hundertstelsekunde in einer kritischen Situation sein kann.
Doch geht es an diesem Tag nicht nur um das Wissen über Technik und Reaktion, sondern auch um die gesundheitlichen Risiken der Motorradfahrer jenseits der 45, über die der Bitburger Arzt Rajiv Aurora aufklärt. Aber auch um die Ethik des Motorradfahrens, auf die Polizeiseelsorger Hubertus Kesselheim näher eingeht.
Danach geht es dann raus. Auf die Motorräder. Fahrsicherheits- und Geschicklichkeitstraining stehen auf dem Programm. Dabei zeigt sich, ob und wie die Fahrer ihr Gefährt im Alltag beherrschen. Auch wenn die meisten von ihnen bereits älter als 50 sind: Aufs Motorrad schaffen sie es dann doch noch alle ohne fremde Hilfe. uhe

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