"Dass Auschwitz nie wieder sei!"

Daun · Mehr als 260 Schüler der neunten, zehnten und zwölften Klassen der Realschule plus mit Fachoberschule (FOS) haben der Menschen gedacht, die in den Konzentrationslagern (KZ) der Nationalsozialisten ihr Leben verloren. Der Gedenktag geht auf die Befreiung des KZ Auschwitz durch russische Truppen am 27. Januar 1945 zurück.

 260 Schüler der Realschule plus in Daun marschierten zum Gedenktag der Befreiung des KZ Auschwitz gegen das Vergessen. Foto: privat

260 Schüler der Realschule plus in Daun marschierten zum Gedenktag der Befreiung des KZ Auschwitz gegen das Vergessen. Foto: privat

Foto: (e_daun )

Daun. Die Frage, ob es nötig sei, so lange Vergangenes immer wieder ans Tageslicht zu zerren, beantwortet der Geschichtslehrer Peter Fricke mit einem klaren Ja. Und mit einem Zitat, das sich an dem Berliner Denkmal für die ermordeten Juden Europas befindet: "Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen." Seit der Gedenktag 1996 ins Leben gerufen wurde, gestaltet Peter Fricke ihn an der ehemaligen Dauner Hauptschule maßgeblich.
Nun ist er in Pension. Dennoch sprach er als Gast in der Aula der heutigen Realschule plus. Er informierte die Schüler über die geschichtlichen Hintergründe und Tatsachen des Holocaust und gab einen Einblick in den Lageralltag von Auschwitz. Dazu zitierte er den Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel: "Wer die Erinnerung an die Opfer verdunkelt, der tötet sie ein zweites Mal."
Hassreden und Extremismus


Der derzeitigen fremdenfeindlichen und rechtsradikalen Gewaltwelle in Deutschland stellte der Pädagoge jene Organisationen und Gruppierungen gegenüber, die offen gegen Extremismus und Hassreden angehen.
Im Rahmen der Veranstaltung sahen die Schüler auch den französischen Dokumentarfilm "Nacht und Nebel". Der Film erzählt die Geschichte der gleichnamigen Operation der Nationalsozialisten nach der Besetzung Frankreichs im Jahr 1940.
Dabei waren mutmaßliche Widerstandskämpfer heimlich verschwunden und sind in Konzentrationslager deportiert worden.
Nach dem Film formierten sich mehr als 260 Schüler und ihre Klassenlehrer zu einem Schweigemarsch durch die Dauner Innenstadt und tragen Plakate mit Aufschriften wie "Dass Auschwitz nie wieder sei!" oder "Gegen das Vergessen"zur St.-Nikolaus-Kirche. Dort am Eingang wird einem Teil der Schüler - die Brillenträger, wie sich später herausstellt - ein Punkt auf die Jacke geheftet.
Konrektor Thomas Follmann verliest fiktive Richtlinien des Bildungsministeriums, wonach Schüler mit einem Punkt keinen Anspruch auf Höflichkeit haben und sich nur in einem bestimmten Bereich des Schulhofs aufhalten dürfen. Der Schulseelsorger Carlo Fischer-Peitz erklärt: "Es ist nur ein Spiel und nur ein Beispiel, wie Menschen an den Rand gedrängt werden." Er appelliert, Vielfalt zu leben - "denn sie macht unser Leben reicher."
Der Schülerin Lea Jungen (Klasse 10c) gefiel der Gedenktag sehr gut. "Ich interessiere mich für Geschichte, und ich finde es super, dass wir so ein Projekt an unserer Schule machen", sagt sie. Der Vortrag von Peter Fricke, der Film, der Schweigemarsch, der Gottesdienst - das alles sei sehr bewegend gewesen, erklärt sie. red/lbe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort