Daun bekommt Naturbegräbnisstätte - Studenten haben das Konzept erarbeitet

Daun · Nach Jünkerath und Gerolstein verfügt ab 2016 auch die Kreisstadt über eine Naturbegräbnisstätte. Sie entsteht derzeit auf dem Dauner Friedhof am Wehrbüsch.

Daun bekommt Naturbegräbnisstätte - Studenten haben das Konzept erarbeitet
Foto: (e_daun )

Daun. So geschäftig geht es eher selten auf einem Friedhof zu: Junge Frauen arbeiten mit Spaten und Hacken an einem Hang, ein Mitarbeiter des Forstreviers zieht gerade mit einem Traktor eine Baumwurzel heraus, ein Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt Daun ist mit einem kleinen Bagger im Einsatz. Schauplatz ist der obere Teil des Friedhofs der Kreisstadt am Wehrbüsch, ein Areal, das seit vielen Jahren brach liegt und nun zu dem wird, über das im Stadtrat lange diskutiert wurde: eine Naturbegräbnisstätte.Immer mehr Urnenbestattungen


Die Stadt trägt damit dem Wandel in der Begräbniskultur Rechnung. Der Sarg verliert seit Jahren an Bedeutung, Urnenbestattungen liegen mittlerweile deutlich vorn. Diese Form wurde bei den Begräbnissen in Daun in den vergangenen fünf Jahren zu gut 70 Prozent gewählt. Aber es gibt auch immer mehr Menschen, die nicht auf einem Friedhof klassischer Prägung beerdigt werden wollen, sondern in einem Natur-Umfeld.
Für die Kreisstadt haben sich die Professorin Diemut Schilling und Studenten der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter (bei Bonn) mit dem Thema Naturbegräbnisstätte befasst und ein Konzept erarbeitet. Seit einigen Tagen geht es nun an die praktische Umsetzung. "Wir hatten sofort Interesse an dem Projekt, als wir über private Kontakte von dem Vorhaben der Stadt Daun erfahren haben", sagt die Professorin. Nach dem Zuschlag habe man sich zunächst grundsätzlich mit dem Thema Tod und Sterben beschäftigt und dann ein Konzept erarbeitet.
Das Areal auf dem Friedhofsgelände wird in mehrere Bereiche mit unterschiedlichem Charakter unterteilt. "Es geht darum, einen Ort der Besinnung und zum Verweilen zu schaffen", sagt Stadtbürgermeister Martin Robrecht.
Die Studentinnen, die nach Daun gekommen sind, sind angetan von dem Gelände, das viele Überraschungen bereit hält. So haben sie eine zugewucherte alte Mauer entdeckt, die ins Konzept passt und nun wieder freigelegt wird.
Marie Jennes, Susann Turan, Nina Börner, Leonie Schwettmann, Marie Burger und die aus Daun stammende Theresa Herzog sind sich einig: "Diese Arbeit macht richtig Spaß." Sie freuen sich über die Gelegenheit, ihre theoretischen Überlegungen praktisch umsetzen zu können, und über die Unterstützung durch Mitarbeiter des Reviers und des Bauhofs. "Eine solche Chance bietet sich für Studenten nicht so häufig", sagen sie.
Wie ist der Zeitplan? "Vorgesehen ist, dass zunächst ein Abschnitt fertig gemacht wird und die Stadt dieses neue Angebot ab dem Frühjahr machen kann", sagt der Stadtbürgermeister.Extra

 Bei der Gestaltung des Areals werden die Studentinnen von Sebastian Holz (vorn im Bild) und Hendrik van Schooten vom Forstrevier Daun sowie Mitarbeitern des städtischen Bauhofs unterstützt.

Bei der Gestaltung des Areals werden die Studentinnen von Sebastian Holz (vorn im Bild) und Hendrik van Schooten vom Forstrevier Daun sowie Mitarbeitern des städtischen Bauhofs unterstützt.

Foto: (e_daun )

Was ist eine Naturbegräbnisstätte? Auf einer Naturbegräbnisstätte gibt es keine abgegrenzten Gräber. Die Urnen mit der Asche der Verstorbenen werden unter einem Baum oder einem Findling vergraben. Daher entfällt die Grabpflege, auch Grabsteine gibt es nicht. Als Kennzeichnung können an den Bäumen oder den Findlingen zum Beispiel Schilder oder religiöse Symbole angebracht werden. Jeder kann sich dort bestatten lassen, die Konfession spielt keine Rolle. Naturbegräbnisstätte, Friedwald, Gedächtniswald, Ruhehain, Ruheforst, Begräbniswald: Gibt es da einen Unterschied? Alle diese Begriffe bezeichnen dasselbe. Aber manche dieser Begriffe wie beispielsweise Friedwald oder Ruheforst sind rechtlich geschützt, deshalb die verschiedenen Bezeichnungen. sts

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