Daun ist Gerolstein mit 9000 Menschen voraus

Daun · Jährlich verliert die Verbandsgemeinde Daun mehr als 100 Menschen. Die Situation in den einzelnen Orten sieht dabei sehr unterschiedlich aus. Dementsprechend müssen die Gemeinden verschiedene Lösungsansätze für einen erfolgreichen Bevölkerungswandel suchen.

Daun. Eine alte Frau kocht in einer offenen Küche. Männer und Frauen, die ebenfalls die 70 weit überschritten haben, stehen an Hauswände gelehnt, wärmen sich und sprechen miteinander. Der Ort sieht heruntergekommen aus. Junge Menschen gibt es nicht. Der Dauner Friedbert Wißkirchen ist entsetzt, als er von einer der Frauen erfährt, dass alle Erwerbstätigen weggezogen sind. Weg aus diesem griechischen Dorf in der Nähe der Lassithi-Hochebene. Ein Dorf, in dem nur noch Menschen sterben, ein Dorf das stirbt.
Obwohl Wißkirchen das griechische Dorf bereits 1970 besuchte, hat er noch heute die Bilder vor Augen - eine Horrorvision. "Das darf bei uns nicht erfolgen", sagt der 66-Jährige. Er setzt sich aktiv ein, damit es kein Lassithi-Dorf in der Eifel geben möge.
Höhere Kosten für Einwohner



Der Pensionär unterstützt das Wege-Projekt (Wandel erfolgreich gestalten), das Bürgermeister Werner Klöckner 2010 initiiert hat. Die verschiedenen Aspekte des gesellschaftlichen Wandels sollen erkannt und bestmöglich abgefedert werden.
Bis zu seinem Ruhestand vor knapp einem Jahr war Wißkirchen erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde und kennt daher die Strukturen besonders gut. "Wir warten nicht auf den Wandel - wir gestalten selbst", sagt Klöckner. Ihm ist es wichtig, dass alle seine Ortsgemeinden die Veränderungen als Herausforderung annehmen. Veränderungen heißt für die Einwohner auch höhere Kosten: Im Jahr 2020 werden auf etwa 22 400 Einwohner der Verbandsgemeinde Daun die gleichen Kosten für Infrastruktur und Verwaltungen zukommen, die heute noch 600 Menschen mehr schultern. Nichtsdestotrotz hat die Verbandsgemeinde eine beachtliche Bevölkerungsentwicklung hinter sich. Heute leben etwa 23 000 Menschen in der Verbandsgemeinde, die 1963 lediglich 18 500 Einwohner zählte. Daun ist damit im besagten Zeitraum vier Mal stärker gewachsen als ihre Nachbar-VG Gerolstein. Dort lebten 1963 etwa 13 000 Menschen. Nun sind es circa 14 000. Dennoch kann sich die Verbandsgemeinde nicht auf ihrem Wachstum von einst ausruhen, auch wenn sie der Bevölkerungsrückgang im Vergleich zum Kreis leicht verzögert erreicht hat. Drastisch bergab ging es für Daun ab 2006. Im Vergleich zum Vorjahr zählte die Verbandsgemeinde gut 200 Personen weniger. Den Abwärtstrend konnte sie bis heute nicht stoppen. Auch die Bewohner der Stadt Daun werden immer weniger. Heute haben mehr als 400 Menschen weniger ihren Hauptwohnsitz dort als noch 1999. Das bedeutet ein Minus von fünf Prozent. Hieraus resultiert, dass derzeit etwa 8200 Menschen in der Stadt leben.
Die Folgen des gesellschaftlichen Wandels betreffen viele Aspekte des Alltags und doch haben die zur Verbandsgemeinde Daun gehörenden Ortgemeinden ganz unterschiedliche Sorgen und Ausgangspositionen. Während in Darscheid die Bauplätze ausgehen, haben Deudesfeld und Bleckhausen damit zu kämpfen, dass die Bevölkerung schrumpft. In Wallenborn und Oberstadtfeld machen Leerstände im Ortskern den Bewohnern zu schaffen. Auch die kontinuierlich sinkenden Schülerzahlen muss die Verbandsgemeinde verkraften. Abgesehen davon, dass noch zwölf Ortsgemeinden, unter ihnen auch Niederstadtfeld und Wallenborn, auf schnelles Internet (DSL) warten. Ihre Anträge liegen bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier vor.
Die Verbandsgemeinde Daun und die Ortsgemeinden werden sich auf jeden Fall weiterhin aktiv mit dem Wandel der Gesellschaft auseinandersetzen. Im Herbst soll im Rahmen des Wege-Projekts eine detaillierte Bestandsaufnahme aller Ortsgemeinden erfolgen. Das Gesamtprojekt ist bis 2015 angesetzt.Die Statistiker haben auf der Basis des Jahres 2006 unter folgenden Annahmen berechnet, wie viele Menschen 2050 noch im Kreis leben werden: Die Geburtenrate liegt bis 2050 konstant bei 1,4 Kindern je Frau, die Lebenserwartung steigt bis 2050 bei Frauen von 81,6 auf 88,2 Jahre und bei Männern von 76,5 auf 83,6 Jahre und jährlich wandern 5000 Menschen nach Rheinland-Pfalz ein.

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