Demografie Zwei gewinnen, eine verliert

Bitburg/Wittlich/Daun · Bei der Bevölkerungsentwicklung der Kreisstädte Wittlich, Bitburg und Daun gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede: Alle altern, aber zwei wachsen und eine schrumpft.

Bei der Bevölkerungsentwicklung der Kreisstädte Wittlich, Bitburg und Daun gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede: Gemeinsam ist den Kreisstädten Wittlich, Bitburg und Daun, dass der Anteil der über 65-Jährigen kontinuierlich wächst und inzwischen überall größer ist als der, der unter 20-Jährigen. Dennoch ist die Entwicklung in Wittlich und Bitburg bei weitem nicht so besorgniserregend wie in der Kreisstadt des Landkreises Vulkaneifel.

Denn die beiden größeren Kreisstädte, die anders als Daun auch keiner Verbandsgemeinde angehören, sondern selbstständig sind, wachsen insgesamt. Der Hauptgrund hierfür ist nach den Zahlen des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz ein starker und kontinuierlicher Zuzug von Menschen von außerhalb. Denn das, was Statistiker den natürliche  Saldo nennen, also die Zahl der in einem Ort Geborenen minus der Gestorbenen in einem Jahr, ist auch in Bitburg – wie  in den allermeisten Städten und Gemeinden bundesweit – negativ. 2015 wurden in der Kreisstadt des Eifelkreises 41 Menschen weniger geboren als gestorben sind. In Daun waren es 20 weniger. Wittlich hatte sogar hier eine positive Bilanz. In der Stadt kamen elf Menschen mehr zur Welt als im gleichen Jahr starben.

   Na denn, Prost! Der Bitburger Bürgermeister Joachim Kandels (rechts) und der Wittlicher Bürgermeister Joachim Rodenkirch können zufrieden sein mit der Entwicklung ihrer Städte: Bitburg und Wittlich wachsen seit Jahren kontinuierlich. Das Zuprosten ist jedoch eine  TV-Montage.

Na denn, Prost! Der Bitburger Bürgermeister Joachim Kandels (rechts) und der Wittlicher Bürgermeister Joachim Rodenkirch können zufrieden sein mit der Entwicklung ihrer Städte: Bitburg und Wittlich wachsen seit Jahren kontinuierlich. Das Zuprosten ist jedoch eine TV-Montage.

Foto: TV/Klaus Kimmling

Durch den starken Zuzug wird die Zahl der Menschen im sogenannten erwerbsfähigen Alter (zwischen 20 und 65 Jahren) seit 40 Jahren in Wittlich und Bitburg sukzessive größer.

 Dauns Stadtbürgermeister Martin Robrecht sieht durchaus problematische Entwicklungen in der Kreisstadt des Vulkaneifel-Kreises. Angesichts vielfältiger Gegenmaßnahmen ist er jedoch optimistisch.

Dauns Stadtbürgermeister Martin Robrecht sieht durchaus problematische Entwicklungen in der Kreisstadt des Vulkaneifel-Kreises. Angesichts vielfältiger Gegenmaßnahmen ist er jedoch optimistisch.

Foto: TV/Stephan Sartoris

In Daun hingegen stagniert die Zahl der altersmäßig Erwerbsfähigen seit Ende der 90er Jahre, so dass die Stadt insgesamt zugleich schrumpft und altert. Auch in Bitburg und Wittlich leben zwar inzwischen mehr Menschen, die älter sind als 65 Jahre, als solche, die jünger sind als 20 Jahre. Die Gruppe der „Alten“ hat die der „Jungen“ allerdings in Bitburg erst 2010, in Wittlich sogar erst 2015 überholt, in Daun hatten die Senioren schon 2005 die Mehrheit. Da der Trend ungebrochen ist, wächst der Vorsprung der Älteren überall. Am stärksten in der kleinsten Kreisstadt der Region. Insgesamt hat Daun 8000 Einwohner, Bitburg 14 000 und Wittlich 19 000.

Für den Dauner Bürgermeister Martin Robrecht ist die Entwicklung „besorgniserregend“. Man müsse aber berücksichtigen, dass die demographische Entwicklung ebenso wie der Sog der Ballungszentren  überall, besonders die kleineren Städte treffe. Positiv vermerkt er, dass „der Anteil der Bevölkerung zwischen 20 und 65 Jahren von 2005 bis heute in Daun ungefähr konstant geblieben ist.“  Dieser Trend sei günstiger als in anderen Städten vergleichbarer Größenordnung, wenn auch nicht im Vergleich zu Wittlich und Bitburg. Und als Lichtblick kann man werten, dass Daun erstmals seit 2005 insgesamt mehr Einwohner zählte als im Jahr zuvor.

Auch gegen den starken Alterungsprozess tut die Stadt laut Robrecht  etwas: „Hier sind die Bemühungen und Maßnahmen zu nennen, um Stadt und Lebensbedingungen attraktiver zu gestalten, die Ausweisung neuer Baugebiete und das Bemühen, Daun als Gewerbestandort weiter voranzubringen.“ Zudem setzte sich Daun massiv für den Lückenschluss der A1 ein. „Städte wie Wittlich und Bitburg profitieren nämlich auch, insbesondere was ihre wirtschaftliche Entwicklung betrifft, von ihrer relativ guten Verkehrsanbindung“, sagt Robrecht.

Kaum Sorgen, was die Entwicklung der Einwohnerzahlen betrifft muss sich der Wittlicher Bürgermeister Joachim Rodenkirch machen: „Die Entwicklung der Stadt erfährt gerade in den letzten Jahren eine rasante Beschleunigung, was daran liegt, dass unsere Stadt als Wohn- und Arbeitsort sehr attraktiv ist“, sagt er. Obwohl der Landkreis Bernkastel-Wittlich Prognosen zufolge in 20 Jahren weniger als 100 000 Einwohner haben wird, wächst die Bevölkerung der Stadt Wittlich schneller, als es  Prognosen vorhersagten. Aus seiner Sicht  hat das verschiedene Gründe: Eine durchdachte Ansiedlungspolitik führe zu einer hohen Zahl an Arbeitsplätzen, und der Trend gehe zum Wohnen in Arbeitsplatznähe. Zudem biete Wittlich ein umfassendes Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebot.

„Das Generationenmodell der Versorgung im Familienverband verliert zunehmend an Bedeutung, und die ältere Generation orientiert sich in Richtung der zentralen Orte, die als Anlaufpunkt für die Versorgung an Waren, Dienstleistungen und Infrastruktur dienen. Dazu gehört neben einem funktionierenden ÖPNV natürlich auch ein umfassendes Angebot an Fachärzten, Krankenhaus, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, Kultur und öffentlichen Dienstleistungen“, erklärt Rodenkirch. All diese Anforderungen erfülle  Wittlich und sei  daher attraktiv für die Generation 65+, aber auch für junge Familien, was die Nachfrage nach Baugelände für Einfamilienhäuser belege.

In Bitburg ist Stadtsprecher Werner Krämer besonders stolz darauf, dass bei den jungen Einwohnern der Stadt der Abwärtstrend gebrochen zu sein scheint: Laut Gemeindestatistik lebten in der Stadt im November 2017 genau 31 Kinder im Alter bis zu neun Jahren – das sind mehr als noch Ende 2016. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 19 Jahre waren es 17 mehr, bei jungen Erwachsene im Alter von 20 bis 29 Jahren zählte die Stadt sogar 20 mehr als im Vorjahr. „Dies sind sehr erfreuliche Zahlen, die zeigen, dass junge Menschen gerne in Bitburg leben“, sagt Krämer.

Das Angebot der Stadt – von Cascade, Eissporthalle, über Kino, Haus der Jugend, Radwegenetz rund um die Stadt und  Spielplätze bis zu städtischer Bücherei, Haus Beda und Stadthalle mit ihren Veranstaltungen – suche in der Region seinesgleichen. „Dennoch werden wir auch künftig bei allen Gelegenheiten darauf achten, dieses Angebot im Rahmen unserer Möglichkeiten zu ergänzen“, sagt Krämer. Besonders das Schaffen beruflicher Perspektiven sei ein entscheidender Faktor.

Positiv bewertet Krämer auch, dass ältere Menschen nach Bitburg ziehen, um die vorhandene Infrastruktur in Bezug auf Freizeit, Medizin, Behörden sowie die vielen Angebote verschiedener Organisationen und Vereine zu nutzen. Krämer erklärt beispielhaft, was er damit meint: „Als Stadt versuchen wir natürlich, die bereits guten Bedingungen weiter zu verbessern. So schaffen wir unter anderem im Rahmen der Neugestaltung unserer Innenstadt möglichst überall Barrierefreiheit, die dann natürlich behinderten und älteren Menschen gleichermaßen zugute kommt.“

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