Dauner Schnee, dunkler See, dicker Streit

Die Dauner Gruppe des Naturschutzbundes (Nabu) behauptet, dass sich der Betrieb von Schneekanonen auf dem Mäuseberg und der Badebetrieb im darunter liegenden Gemündener Maar gegenseitig ausschließen. Hintergrund: Das Wasser im Maar wird immer weniger und immer schlechter. Stadt- und Verbandsgemeindeverwaltung sind anderer Meinung.

 Baden und in der Sonne ausspannen: Nach Ansicht von Naturschützern ist genau dies am Gemündener Maar nicht mehr möglich, wenn auf dem nahen Mäuseberg eine Schneekanone installiert wird.

Baden und in der Sonne ausspannen: Nach Ansicht von Naturschützern ist genau dies am Gemündener Maar nicht mehr möglich, wenn auf dem nahen Mäuseberg eine Schneekanone installiert wird.

Foto: Bildmontage

Daun. Hans-Peter Felten von der Nabu-Gruppe Daun macht mobil wegen der aus Nabu-Sicht drohenden Gefahr für den Badebetrieb im Gemündener Maar durch die geplanten Schneekanonen auf dem Mäuseberg oberhalb. Zur Herstellung des Kunstschnees soll Wasser von der Lieser abgezweigt werden. Lieser-Wasser sei aber stärker belastet als Oberflächenwasser. Da das Areal des Skigebiets zum Einzugsgebiet des Sickerwassers gehört, das ins Gemündener Maar fließt, soll das Schmelzwasser des Kunstschnees komplett aufgefangen und abgeleitet werden. Die Naturschützer konstruieren den Fall, dass dem Gemündener Maar im Lauf der Jahre das Wasser ausgehen wird. Der Anteil des "toten" Wassers steige Jahr für Jahr. Die Naturschützer beziehen sich auf Untersuchungen des Landesamtes für Umwelt, Wasser und Gewerbeaufsicht (LUWG). Danach sei bis 2001 in 27 Metern Wassertiefe noch Sauerstoff feststellbar gewesen. 2005 war in 23 Metern Tiefe kein Sauerstoff mehr nachweisbar. Das Maar ist 38 Meter tief.Damit der "tote" Wasserkörper nicht weiter ansteigt, wird stets Wasser abgelassen. Felten sagt: "Seit 2003 kann aber kein Tiefenwasser mehr abgepumpt werden, da nicht genügend Oberflächenwasser nachfließt."

"Das stimmt nicht", hält der Dauner Touristiker Thomas Räthlein dagegen. Da das belastete Wasser in die Kläranlage gepumpt wird, könne er sogar belegen, dass der Wasseraustausch jährlich praktiziert werde. Räthlein befürwortet die Planungen des Dauner Ski- Clubs, eine Schneekanone anzuschaffen. Er sagt: "Es wäre ein tolles Winterangebot."

Stadt und VG stehen hinter dem Projekt

Auch Stadt und Verbandsgemeinde (VG) stehen hinter dem Projekt. Klaus-Wilhelm Wirtz von der VG-Verwaltung erklärt: "Es liegt alles zur Genehmigung bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion in Trier vor. Weiter kommentieren wir das nicht." Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen meint: "Wir verlassen uns auf die Meinung der Fachbehörden, und die Wasserbehörde hat uns eine Genehmigung in Aussicht gestellt."

Die Nabu-Gruppe spricht darüber hinaus von einer "unseriösen Kostenermittlung des 620 000 Euro teuren Projektes", da die Aufstellung auf Zahlen von 2003 beruhten und der Bau von 450 Parkplätzen nicht berücksichtigt sei. Jenssen stellt klar: "Diese Zahlen sind falsch. Wir gehen von einer 390 000 Euro teuren Anlage aus. Stadt und VG haben jeweils 39 000 Euro in die Haushalte eingestellt." Außerdem wirft die Nabu-Gruppe Jenssen vor, die Stadträte absichtlich nicht umfassend über alle naturschutzrechtlichen Konsequenzen zu informieren. Jenssen kontert: "Der Vorwurf ist absurd. Die Ratsmitglieder werden laufend informiert." Mitte Juni gab es einen Ortstermin mit allen Fachbehörden. Wann mit einer endgültigen Entscheidung zu rechnen ist, bleibt noch offen.

Meinung

Bedenken ernsthaft prüfen

Von Mario Hübner

Man könnte den Nabu-Vorstoß bloß als eine weitere von bereits vielen Attacken gegen das ungeliebte Schneekanonen-Projekt abtun. Aber damit würde man es sich wohl etwas zu leicht machen. Das Landesamt ist schließlich kein Öko-Lobby-Verein. Daher ist eine ernsthafte Prüfung der vorgebrachten Befürchtungen vonnöten. Das gilt aber nicht nur aus ökologischer Sicht. Bestünde auch nur das kleinste Anzeichen dafür, dass Schneekanonen die zentrale Freizeit- und Erholungseinrichtung Gemündener Maar bedrohen, könnte man den starren Blick auf die schnelle Mark durch einige Dutzend zusätzliche Ski-Touristen nur als: kurzsichtig, töricht, unverantwortlich bezeichnen. Denn mehr werden sich durch das wintersportliche Appetithäppchen - etwas anderes ist es nicht - nicht in die Vulkaneifel locken lassen. Über dem Zwist nach der Vereinbarkeit von Sommer- und Winterangebot steht aber vor allem die Frage: Ist es sinnvoll, angesichts der Klimaerwärmung in Mittelgebirgsregionen viel Geld zu investieren, um ein mittelmäßiges Wintersportangebot zu schaffen? Klar, würde auch ich mich als passionierter Wintersportler freuen, öfter vor der Haustür meinem Hobby nachgehen zu können. Aber darum geht es nicht. m.huebner@volksfreund.de

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