Dem Ferkeltaxi droht das Abstellgleis

Gerolstein/Daun/Ulmen · Jahrelang prägten Schienenbusse und Dampfloks das Geschehen auf dem Eifelquerbahn-Teilstück zwischen Gerolstein und Kaisersesch. Bei den Überlegungen, wie die Strecke künftig genutzt werden könnte, spielen sie allerdings keine große Rolle mehr. Kreise und Verbandsgemeinden favorisieren die Einführung eines regulären Schienennahverkehrs.

 Mehr als zehn Jahre waren die Schienenbusse auf der Eifelquerbahn (hier bei Pelm) zwischen Gerolstein und Kaisersesch unterwegs. Ob sie wieder aus dem Depot kommen, ist offen, denn für die Kreise und Verbandsgemeinden an der Strecke haben die Freizeitfahrten keine hohe Priorität. Foto: Vulkaneifelbahn

Mehr als zehn Jahre waren die Schienenbusse auf der Eifelquerbahn (hier bei Pelm) zwischen Gerolstein und Kaisersesch unterwegs. Ob sie wieder aus dem Depot kommen, ist offen, denn für die Kreise und Verbandsgemeinden an der Strecke haben die Freizeitfahrten keine hohe Priorität. Foto: Vulkaneifelbahn

Gerolstein/Daun/Ulmen. Aus den Augen, aus dem Sinn? Nein, ganz vergessen sind sie noch nicht, die historischen Schienenbusse (landläufig auch Ferkeltaxi genannt) und Dampfloks, die bis Ende 2012 Tausende Gäste auf dem Eifelquerbahn-Teilstück zwischen Gerolstein und Kaisersesch (Kreis Cochem-Zell) transportiert haben. Die Freizeitfahrten waren zehn Jahre lang von Frühjahr bis Herbst an Wochenenden, Feiertagen und in den Schulferien angeboten worden.
In der Diskussion ist die Eifelquerbahn aber auch nach mehr als zwei Jahren Stillstand geblieben, vor allem die Landes-Grünen und die SPD-Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt (Kirchweiler) haben sich die Reaktivierung auf die Fahnen geschrieben. Sie würde nach Angaben des Landrats des Vulkaneifelkreises, Heinz-Peter Thiel (parteilos) rund 18 Millionen Euro kosten, gut sechs Millionen allein für den Neubau der Brücke bei Pelm.
Die rot-grüne Landesregierung hat sich für den Erhalt und Ausbau der gut 50 Kilometer langen Strecke (siehe Extra) ausgesprochen und im Doppelhaushalt 2014/15 13 Millionen Euro für Projekte wie die Eifelquerbahn bereitgestellt. Dass die Gleise liegen bleiben, das befürwortet auch die kommunale Arbeitsgemeinschaft, der die Kreise Cochem-Zell und Vulkaneifel sowie die Verbandsgemeinden Kaisersesch, Ulmen, Daun, Kelberg und Gerolstein angehören. Ihr Sprecher ist Landrat Thiel. "Wir haben uns intensiv mit den Optionen, wie die Eifelquerbahn künftig genutzt werden könnte, beschäftigt", berichtet er. Und nennt die Priorität der fünf Kommunen: "Für uns sind die Freizeitverkehre kein Schwerpunkt. Wir bevorzugen eine schrittweise Einführung eines regulären Schienennahverkehrs ab Kaisersesch."
Mit einer Konzentration auf Freizeitverkehre würden die Kreise und Verbandsgemeinden stark in die Pflicht genommen. Sie könnten die - auf den neuesten Stand gebrachte - Strecke von der Bahn kaufen (möglicher Preis: 1,6 Millionen Euro) oder für 15 Jahre pachten. Zudem wäre die Gründung einer Betriebsgesellschaft erforderlich. Unbekanntes Terrain für die Kommunen, "damit hat keiner von uns Erfahrung", sagt Thiel. Fazit: Unter diesen Rahmenbedingungen gehen die Landräte und Bürgermeister nicht davon aus, in den Räten für diese Option eine Mehrheit zu bekommen.
Interessanter ist für sie eine zweite Variante: eine Wiedereinführung eines Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) - in Etappen. Den gibt es bereits auf dem Teilstück der Eifelquerbahn von Andernach bis Kaisersesch und wird laut Thiel "gut angenommen." Nun könne eine Erweiterung zunächst bis Ulmen und dann in einem zweiten Schritt bis Daun geprüft werden. Sollte sich das bewähren, könne ohne Zeitdruck überlegt werden, wie es mit dem Stück Daun-Gerolstein weitergehen könne - wo der Modernisierungsbedarf groß und entsprechend die Kosten hoch sein würden. Nicht zu vergessen: Regulärer SPNV ist Sache des Landes, die Kommunen wären also in diesem Fall nicht so stark involviert wie bei den Freizeitverkehren. Und wie geht es weiter? Thiel: "Nun hat das Land Gelegenheit, sich mit unseren Vorschlägen auseinanderzusetzen."Extra

Die Geschichte der Eifelquerbahn beginnt am 1. April 1878 mit der Eröffnung des Teilstückes von Andernach nach Niedermendig, der Abschnitt nach Mayen folgte 1880. 15 Jahre dauerte der Ausbau der Strecke bis Gerolstein, der 1895 eröffnet wurde. Ende der 1960er Jahre tauchten erste Pläne zur Stilllegung der Strecke auf, die in Etappen vorgenommen wurde. Am 11. Januar 1991 fuhr der letzte Zug von Mayen nach Gerolstein. Von 2001 bis 2012 bot die Vulkan-Eifel-Bahn Betriebsgesellschaft auf dem Abschnitt Gerolstein-Kaisersesch von Mai bis Oktober Freizeitfahrten an. Aber auch Güter wurden transportiert, vor allem Holz und Holzhackschnitzel. sts

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