Dem Gift im Boden auf der Spur - Areal der Drahtfabrik in Gerolstein teilweise kontaminiert

Gerolstein · Stadt Gerolstein will in diesem Jahr auf dem Areal der Drahtfabrik nach Altlasten suchen. Erst dann wird abgerissen.

Auch wenn sich in den politischen Gremien der Stadt Gerolstein eine Mehrheit dafür abzeichnet, den Abriss der Drahtfabrik wegen der vielen anderen Großprojekte auf kommendes Jahr zu verschieben (der TV berichtete), wird sich die Stadt dennoch in diesem Jahr mit dem Thema beschäftigen. "Die Bodenuntersuchungen müssen aktualisiert werden. Das werden wir 2017 in Auftrag geben", sagt Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU). Denn auf dem ehemaligen Industriegelände, auf dem auch eine Verzinnerei betrieben wurde, ist der Boden stellenweise kontaminiert.
Nach einem Gutachten von 2003 und dessen Aktualisierung 2007 befinden sich auf dem Areal geschätzte 2800 Tonnen mit Mineralöl sowie weitere 400 Tonnen mit Schwermetallen verseuchter Boden. Wie groß der Umfang der Verseuchung in Wirklichkeit ist, ist bislang nicht untersucht worden, da beispielsweise die Bodenproben nur bis in zwei Meter Tiefe genommen wurden. Doch bereits die Beseitigung der bislang festgestellten Kontamination war 2007 mit Kosten von rund 336 000 Euro beziffert worden. Das war auch der Hauptgrund, weshalb die Industriebrache bei der Zwangsversteigerung 2008 keinen Käufer gefunden hat.
Inzwischen gehört sie aber der Stadt. Und die will auf dem 7187 Quadratmeter großen Areal erstens den Peschenbach renaturieren. Der fließt durchs Gelände und in Rohren unter dem Gebäude hindurch. Zweitens sieht sie für das Industriegelände, das von Wohngebäuden eingerahmt ist, eine Umwidmung vor.
Stadtbürgermeister Bongartz sagt: "Wir werden die Vorgabe machen, dass es dort künftig keine industriell-gewerbliche Nutzung mehr geben wird, sondern eine Wohnnutzung." Und er hat bereits relativ konkrete Vorstellungen: "Was wir brauchen, ist Raum für betreutes Wohnen, Wohngemeinschaften für Jung und Alt und auch WGs für Soldaten." Diesbezüglich habe er bereits Anfragen von potenziellen Investoren bekommen. Und wenn einer von diesen Ernst mache, könne es - trotz der geplanten Verschiebung - dann doch rasch gehen. "Wenn ein Interessent Nägel mit Köpfen machen will und wir uns vertraglich einigen, kann es auch schnell gehen", sagt der Stadtbürgermeister, dem ein Verkauf des Areals am liebsten wäre. Trotz der baufälligen Gebäude, des kontaminierten Bodens und der hohen Abriss- und Entsorgungskosten glaubt Bongartz an eine rasche und erfolgreiche Konversion des Geländes, denn: "Man kommt fußläufig nach Sarresdorf, es wird einen schönen Weg entlang des Peschenbachs geben und ringsum ist kein Gewerbe: Das ist ein Filetstück."

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