Dem Schicksal von Absturzopfern auf der Spur

Mehren · In Demerath erinnert ein Gedenkkreuz an acht amerikanische Soldaten, die bei einem Flugzeugabsturz im Dezember 1944 ums Leben kamen. Der Hobbyforscher Hermann-Josef Stolz erzählt dem TV, was er von den Angehörigen der Opfer hört, wenn er sie trifft.

 Hermann-Josef Stolz hockt neben dem Gedenkkreuz in Demerath, auf dem an die Toten des Bomberabsturzes vom 23. Dezember 1944 erinnert wird. TV-Foto: Bernd Schlimpen

Hermann-Josef Stolz hockt neben dem Gedenkkreuz in Demerath, auf dem an die Toten des Bomberabsturzes vom 23. Dezember 1944 erinnert wird. TV-Foto: Bernd Schlimpen

Mehren. Hermann-Josef Stolz aus Mehren hat sich in Amerika einen Namen gemacht. Er arbeitet Überlieferungen sowie Kriegsakten auf. So stellt er fest, wo und wann im Zweiten Weltkrieg abgeschossene Alliierte und deutsche Flieger abstürzten. Meist findet er an den Absturzstellen Flugzeugwrackteile und Ausrüstungsgegenstände, die er sorgfältig reinigt, untersucht und katalogisiert. In seinem umfangreichen Archiv lagern Flugzeugteile und Absturzakten von mehr als 50 Flugzeugen.
Der Mehrener arbeitet sogar mit dem amerikanischen Pentagon zusammen, denn das amerikanische Verteidigungsministerium verfügt über eine Spezialeinheit: "Joint POW/MIA Accounting Command" (JPAC), die vermisste und tote Soldaten sucht, um sie in die USA zurückzuüberführen. Das Motto der Einheit lautet "Until They are Home" (übersetzt etwa "Bis sie Zuhause sind"). Aus diesem Grund reisen dann eigens einige Teams von Spezialisten nach Deutschland, um in Stolz\' Archiv seine Fundstücke und Untersuchungsergebnisse aufzunehmen.
Von verschiedenen Stellen in den USA hat man ihm bereits viele anerkennende Dankesschreiben, Bilder und Zeitungsberichte geschickt. Ja, selbst sein sehr umfangreiches Archiv in Mehren haben viele Kriegsveteranen und Hinterbliebene schon besucht. "Die Amerikaner scheuen in solchen Angelegenheiten keine Kosten und halten innigen und steten Kontakt, das Los ihrer Angehörigen liegt ihnen am Herzen", sagt der Vorrichtungsbauer, der auch einen Flugzeugabsturz in Demerath aufklärte.
Am 23. Dezember 1944 gingen in Demerath und in Steineberg amerikanische B-26-Bomber nieder, die eine Eisenbahnbrücke in Eller/Mosel bombardieren sollten und von einer Gruppe deutscher Jäger angegegriffen wurden. In Demerath gab es neben dem Piloten Captain Mont F. Stephenson weitere acht Tote. Sie wurden an der Friedhofsmauer in Demerath beerdigt und später nach Luxemburg auf einen amerikanischen Militärfriedhof umgebettet.Vier der Toten wurden in die USA überführt.
Er hat auch an der Absturzstelle nahe des heutigen Sportplatzes am "Manderscheider Berg" Flugzeugteile ausgegraben und dort 2001 in eigener Regie und auf eigene Kosten ein Steinkreuz mit den Namen der Toten aufgestellt. "Ich wusste seit meiner Kindheit, dass hier im zweiten Weltkrieg ein Flugzeug heruntergekommen war", erzählt er weiter und berichtet, daß er mit den Angehörigen der Kriegsopfer enge Verbindung hatte.
Um genaue Aufzeichnungen anfertigen zu können, besorgte er sich Akten aus Amerika. "Amerikaner sind für solche Nachforschungen unheimlich dankbar", sagt der 50-Jährige. "Eine Hinterbliebene hat mir gesagt, dass dieses Steinkreuz in Demerath für sie wertvoller ist als alle großen Denkmäler in den USA". Die Demerather haben die Umgebung des Kreuzes von Schwarzdornhecken befreit, und der Hobbyforscher erinnert sich, daß viele Angehörigen der toten Soldaten mit ihm Kontakt übers Internet, Post und Telefon aufnahmen. Er weiß: "Durch diese Kontakataufnahmen kam es zu Familientreffs in den Vereinigten Staaten und eine Familie wurde wieder zusammengeführt."
Kontakt zu Familien der Opfer


Manchmal schlug das Kriegsschicksal sehr hart zu. Der Onkel einer Frau und der Onkel ihres Mannes aus dem selben Geschwader stürzten zur gleichen Zeit in der Eifel ab, und bei allen Nachfragen konnte Hermann-Josef Stolz weiterhelfen. Nach 60 Jahren lernte Stolz Bruder, Schwester und andere Angehörige des toten Bomberschützen und Flugingenieurs Rose Lynn E. kennen, die bisher annahmen, das Grab ihres Bruders sei leer. Aufgrund eines Berichtes von Stolz im Internet wußten sie, daß er "gottlob" eine letzte Ruhestätte gefunden hatte.
Ein Großneffe von Captain Stephenson berichtet, dass ein Theaterraum in einer US-Kaserne nach dem Piloten benannt ist. Aus Amerika erhielt er auch einige besondere Zeichen der Verbindung: die USA- und Deutschlandflagge, eine Tochter schenkte ihm aus Dankbarkeit die Uniform ihres getöteten Vaters.

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