Der "Appetithappen" macht Lust auf mehr

KELBERG. Es soll ein Ereignis werden, das Kelberg in seiner Geschichte noch nicht erlebt hat und wohl auch für einige Zeit nicht mehr erleben wird: In der Gemeinde wird am Samstag, 1. Juli, der Ruanda-Tag des Landes Rheinland-Pfalz ausgerichtet.

Viele Monate Vorbereitungen haben die Organisatoren (vor allem der Freundeskreis Ruanda, aber auch die Verbandsgemeinde Kelberg) hinter sich, und sie sind überzeugt, ihr Möglichstes getan zu haben, dass es ein gelungener Tag wird, vor allem für die vielen Gäste. Darunter werden Prominente (Ministerpräsident, Minister und mehr) und Menschen aus Rheinland-Pfalz sein, die in vielen anderen Orten des Landes Partnerschaft zum afrikanischen Land pflegen. Einen Aufgalopp für den Ruanda-Tag hat es schon gegeben, und dabei hat die neue Kelberger Sporthalle ihre "Bewährungsprobe" bestanden und gezeigt, dass sie für Konzerte geeignet ist. Das stellte sich bei der Eröffnung der Ruanda-Ausstellung heraus; leisteten doch bei der ersten Veranstaltung in dem architektonisch und gestalterisch gelungenen Gebäude die Mitglieder des Chors "SaM - Singen am Mittwoch" unter Leitung von Cheryl Onnertz gleich zwei wertvolle Dienste: Sie sorgten mit ihren ganz auf Ruanda abgestimmten Liedern für den musikalischen Rahmen; und sie überzeugten die Besucher der Eröffnung von der hervorragenden Akustik der Halle. Die neue Sporthalle ist auch für Ausstellungen geeignet - gerade für solche wie diese, die Platz brauchen für eine original Rundhütte mit Vehikeln, Trommeln und landwirtschaftlichem Gerät vor der Tür aus Sackleinen; für Sitzgruppen aus Flechtwerk, die Frauen und Männer in Ruanda herstellten; für den kleinen Marktstand mit Artikeln des täglichen Gebrauchs; für das mehrere Quadratmeter große, eindrucksvoll die hügelige Struktur Ruandas zeigende Landschaftsmodell und für all die Informationstafeln mit Fotografien und Erläuterungen der Natur und der Menschen im rheinland-pfälzischen Partnerland. Konzipiert wurde die Wanderausstellung von Ulrich Schmidt, Direktor des Naturhistorischen Museums Mainz und der Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz. Die Ausstellung solle ein "Appetithappen" für den Ruanda-Tag sein, erklärte er und warnte aus eigener Erfahrung: "Sie werden sehen: Sie werden nicht satt und immer mehr wissen wollen." Bürgermeister Karl Häfner (VG Kelberg) lobte das Engagement einiger VG-Mitarbeiter und der Mitglieder des Freundeskreises Ruanda als die an vorderster Linie Verantwortlichen. Der Kreisbeigeordnete Heinrich Braun erklärte: "Wir sind froh und stolz, den Ruandatag auszurichten." Carola Willems, Sprecherin des Freundeskreises, wies auf eine weitere Ausstellung in der Halle hin: Gezeigt wurden auch jene zwölf Bilder, die regionale Künstler gestiftet haben und die am Ruandatag um 16 Uhr durch Landrat Heinz Onnertz meistbietend versteigert werden. Mit einigen Aktionen beteiligen sich auch viele Ruander an der Veranstaltung in Kelberg. So werden Trommler und Tänzerinnen (Ruander, die an der FH Kaiserslautern studieren) während des ganzen Tages dabei sein. Darüber hinaus wird der musikalische und tänzerische Reigen durch eine Samba-Gruppe bereichert. Weltweit Vorträge gehalten

Ein Höhepunkt des Tages ist um 15 Uhr (in der neuen Halle), wenn Esther Mujawayo zu Gast ist und aus ihrem Leben berichten wird. Sie wurde 1958 in Ruanda geboren. Beim Völkermord konnte sie sich und ihre drei kleinen Kinder retten; ihr Mann und viele Familienmitglieder kamen ums Leben. Sie gründete eine Hilfsorganisation für die überlebenden Frauen und Kinder des Bürgerkriegs. Sie lebt derzeit in Deutschland und arbeitet als Psychotherapeutin, um traumatisierten und vergewaltigten Frauen zu helfen. Esther Mujawayo hat in der ganzen Welt Vorträge zum Thema Völkermord gehalten. In ihrem Buch "Ein Leben mehr", das sie in Kelberg vorstellt, schildert sie von ihren Erfahrungen während des Genozids und der Kraft für ein Leben danach.

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