Der Beginn einer neuen Epoche und das Ende einer langen Geschichte: Die Dauner Thomas-Morus-Kirche ist kein Gotteshaus mehr

Daun · Das Herz trauere, weil so viele schöne und wichtige Erinnerungen mit dieser Kirche verbunden seien: Mit diesen Worten beschrieb der Trierer Weihbischof Helmut Dieser die Stimmung der mehr als 400 Besucher des Profanierungsgottesdienstes der Thomas-Morus-Kirche in Daun. Nun ist die vor 45 Jahren geweihte Kirche außer Dienst gestellt. Doch etwas Neues kündigt sich an.

 Das Bildnis des Kirchenpatrons Thomas Morus, daneben eine der ausgelöschten ´Apostelkerzen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Das Bildnis des Kirchenpatrons Thomas Morus, daneben eine der ausgelöschten ´Apostelkerzen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Mit großen Erwartungen sei die Thomas-Morus-Kirche im Juli 1970 als Zweitkirche und Garnisons- und Schulkirche für Daun eingeweiht worden, erklärte Weihbischof Helmut Dieser zu Beginn. "Es war die Zeit des Kirchenbaus, und man glaubte, die Gemeinden würden wachsen und blühen", sagte er. Doch diese Erwartungen seien nicht in Erfüllung gegangen, räumte er ein.

Seit 2011 bereits war die Thomas-Morus-Kirche in den Wintermonaten geschlossen - zu hoch die Heizkosten, zu gering der Gottesdienstbesuch, so schadhaft das Dach und der Vorplatz. Nun, nach umfassender Abwägung durch die Gremien der Pfarrei St. Nikolaus und des Bistums, die endgültige Schließung, der letzte Gottesdienst mit dem Weihbischof, mit Dechant Klaus Kohnz, Ortspfarrer Ludwig Hoffmann und den weiteren hauptamtlichen Seelsorgern, mit an die 30 Messdienern, dem Kirchenchor unter Leitung von Dekanatskantor Hubert Blaum, mit mehr als 400 Gläubigen.

In seiner Predigt zeichnete der Weihbischof zunächst ein allseits bekanntes Bild aus den Eifeldörfern: ein verlassenes, heruntergekommenes Haus. "Dieses Schicksal soll der Thomas-Morus-Kirche erspart werden, sie soll nicht veröden", sagte er. Ja, Wehmut und Traurigkeit herrschten nun; habe doch hier Beten, Feiern, Danken, Klagen, Trauern, Hoffen stattgefunden und seien doch so viele schöne, wichtige Erinnerungen mit der Kirche verbunden. Aber die Pfarrei höre ja nicht auf, Eucharistie zu feiern, betonte Dieser. Und sicherte zu: "Gott zieht nicht aus." Vielmehr beginne eine neue Epoche mit neuen Antworten.

Am Ende verlas Pfarrer Ludwig Hoffmann in die absolute Stille des Kirchenraums hinein das Dekret des Diözesanbischofs Dr. Stephan Ackermann: Nach Canon 1222 des Gesetzbuchs der Katholischen Kirche sei die Thomas-Morus-Kirche nach diesem Gottesdienst ein profanes Gebäude, habe Segnung und Weihe verloren und könne "einer anderen, nicht unwürdigen Verwendung" zugeführt werden.

Als Zeichen der Profanierung trug Diakon Karlheinz Lequen in Begleitung von zwei Messdienern den Kelch mit dem Allerheiligsten aus der Kirche hinaus. Das Ewige Licht und die Altar- und Apostelkerzen wurden ausgelöscht, der Kirchenchor stimmte "Bleib bei uns, Herr" an, Tränen flossen.

Bewegt trafen sich die Gottesdienstbesucher anschließend in der jetzt entweihten Kirche zum Umtrunk und Gesprächen, tauschten Erinnerungen an wichtige Ereignisse ihres Lebens aus - Hochzeiten, Erstkommunionfeiern, Schulentlassgottesdienste, Konzerte. "Bei aller Wehmut, es wird etwas Neues, Sinnvolles an dieser Stelle entstehen", versprach Pfarrer Hoffmann (siehe Extra).Extra

Das Inventar der Kirche kommt zum größten Teil in die Dauner St.-Nikolaus-Kirche, darunter die 14 Kreuzwegstationen mit dem dazu gehörigen Auferstehungsbild, das Marienrelief, die Lautsprecheranlage. Die St.-Kunibert-Kirche im Stadtteil Rengen erhält Altar und Ambo. Die Orgel ist zum Verkauf ausgeschrieben, die Stühle werden gegen geringes Entgelt abgegeben. Es ist vorgesehen, Motive aus den seinerzeit von dem Trierer Künstler Werner Persy geschaffenen Buntglasfenstern neu zu fassen und zum Kauf anzubieten - "als ein Stück Thomas-Morus-Kirche, das man mit nach Hause nehmen kann", meinte Pfarrer Ludwig Hoffmann. Für eines der markantesten Stücke, die Tabernakelsäule, gebe es noch keinen Verwendungszweck. Nach Kirchenrecht darf ein Gotteshaus nicht verkauft, sondern nur Grund und Boden dürfen veräußert werden. Davon müssen die potentiellen Abrisskosten abgezogen werden. Der Erlös soll in die Renovierung der Dauner Hauptkirche St. Nikolaus gesteckt werden. Unter den Besuchern des Profanierungsgottesdienstes war auch der aus Hillesheim stammende Betriebswirt Claus Schlösser (Saarbrücken). Er ist Inhaber des Projektentwicklungs-Unternehmens "Wohnkonzept" und plant, auf dem Gelände der Thomas-Morus-Kirche seniorengerechte Wohneinheiten mit Betreuungsangeboten zu schaffen. Inwieweit das schadhafte Kirchengebäude in den neuen Baukörper übernommen werden kann, wird nun geprüft. Die Gespräche mit der Kirchengemeinde als Eigentümerin sind bereits in Gang gesetzt, Projekte Schlössers andernorts besichtigt worden. bb

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