Geschichte Der Dreiherrenstein im Eifeler Tippelbachtal wird zur Touristenattraktion

Gillenfeld/Strohn/Wallscheid · Ein kulturhistorisches Relikt könnte demnächst zur Touristenattraktion für die beteiligten Dörfer werden: der Dreiherrenstein im Tippelbachtal.

 Die drei Ortsbürgermeister der Hoheitsgebiete Gillenfeld, Wallscheid und Strohn sitzen an dem geschichtsträchtigen Ort , an dem sich der Dreiherrenstein (unter dem Tisch zu sehen) im Tippelbachtal befindet.

Die drei Ortsbürgermeister der Hoheitsgebiete Gillenfeld, Wallscheid und Strohn sitzen an dem geschichtsträchtigen Ort , an dem sich der Dreiherrenstein (unter dem Tisch zu sehen) im Tippelbachtal befindet.

Foto: Lydia Vasiliou

Anschaulicher hätte kein Geschichtsunterricht sein können. Die Ortsgruppe des Eifelvereins Gillenfeld, insbesondere Günter Schenk, hatte in das Waldgebiet des Tippelbachtals geladen, um der Öffentlichkeit ein historisches Zeugnis zu präsentieren: den Dreiherrenstein. Ein Grenzstein, an dem drei Territorien, das des Kurfürsten von Trier, des Grafen von Manderscheid und die Gillenfelder Gerechtigkeit, die 1016 von Kaiser Heinrich II. dem Florinsstift zu Koblenz verliehen wurde, zusammentrafen. Günter Schenk betrieb tiefgründige Recherchen im Vorfeld und erlangte sein Wissen aus den Gillenfelder „Bezirks- und Gangbüchern“ von 1524 und 1551 und aus dem Manderscheider Weisthum von 1616. Denn in diesen Dokumenten sei schon belegt, „dass, wenn man auf den Stein in der Tippelbach einen Tisch stellt, daran drei Herren zusammen essen und trinken können und dabei jeder auf seiner Herrlichkeit sitzt“, erläutert Schenk.

Und so sitzen sie nun genau an diesem geschichtsträchtigen Ort an einem Tisch, der über den so bedeutsamen Basaltblock platziert ist – die drei Herren in historischen Gewändern: der Ortsbürgermeister von Wallscheid, Uwe Kröffges, als Graf von Manderscheid, der Strohner Ortsbürgermeister Heinz Martin, alias Wilhelm Herr von Daun mit dem Rang eines kurtrierischen Amtmannes und die Gillenfelder Gerechtigkeit, Karl-Heinz Schlifter, vom Stand eines Probstmeisters des Stiftes St. Florin zu Koblenz, mit Namen Johann Mul, ein jeder auf seinem Herrschaftsgebiet. Auch die Schöffen aus Gillenfeld und Manderscheid in zeitgenössischer Garderobe unterstreichen das mittelalterliche Bild. Nicht immer ging es so friedlich zu, wie in diesem Augenblick, gab es in der Vergangenheit hier wohl oft Streitigkeiten um die Gebietsherrschaft, was Prozessakten aus den Jahren 1722 bis 1724 belegen.

Da auch heute noch der Stein die Trennungslinie der drei Gemeinden ausmacht, ließen es sich rund 100 Menschen aus diesen Ortschaften nicht nehmen, am Ereignis im Tippelbachtal teilzunehmen. „Ich bin begeistert, dass so etwas wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und ich bin ebenso begeistert über die große Beteiligung der Bevölkerung“, sagt Hildegard Rauen aus Gillenfeld.

„Ich hatte den Stein immer im Kopf“, gesteht Günter Schenk. Denn seit seiner Schulzeit wusste er davon. Der ehemalige Gillenfelder Schulleiter Fritz Reiber, der während seiner Recherchen um die Geschichte des Ortes mehrmals auf die Erwähnung des Dreiherrensteins stieß, fand schließlich im Jahr 1959 nach langem Suchen das geschichtsträchtige Mineral und dokumentierte seine Erkenntnisse. Der Stein geriet anschließend in Vergessenheit, doch nach knapp 60 Jahren, Ende 2018, machte sich Günter Schenk, der schon als Schüler mit seiner Klasse und Lehrer Reiber eine Wanderung zum Dreiherrenstein unternahm, auf, um wiederum das historische Überbleibsel zu suchen.

Doch im besagten Tal war alles zugewachsen und verwildert. Nur mithilfe des Vermessungstechnikers Holger Saxler aus Gillenfeld und mit modernen Instrumenten brachten sie das Souvenir aus dem Mittelalter wieder zutage. Es folgten tiefgründige Recherchen im Landeshauptarchiv in Koblenz, in dem die Gillenfelder Bezirks- und Gangbücher aufbewahrt sind. „Der Vorstellung, dass der Dreiherrenstein nun dauerhaft erhalten und würdig präsentiert werden sollte, schlossen sich alle mit der Idee Konfrontierten an“, sagt Schenk, „nach der Gillenfelder Eifelvereinsortsgruppe konnte ich die drei berührten Gemeinden spontan für das Projekt gewinnen.“

Um den von Wildnis überzogenen Platz so herzurichten, dass der Dreiherrenstein ein würdiges Umfeld bekommen konnte, „mussten Gelder akquiriert und rechtliche Fragen geklärt werden“, sagt Schenk. Dazu komme die Aufarbeitung des historischen Stoffes und dessen Übersetzung sowie die Anbringung von Infotafeln und einer Ruhebank, gestiftet vom Eifelverein. „Ich darf sicher zu recht behaupten, dass mit dem Dreiherrenstein, eingebunden in den schönen Platz hier im herrlichen Tippelbachtal, unsere Region um ein kulturhistorisches und touristisches Kleinod reicher geworden ist“, sagt Günter Schenk, zumal er demnächst in die Denkmalliste des Landes eingetragen und damit unter Schutz stehen wird.

„Ohne die Initiative von Herrn Schenk wäre das Ganze wohl in Vergessenheit geraten, ich finde es gut, dass so etwas hier gemacht wurde“, sagt Elke Schäfer aus Strohn. Und Stefan Rehm aus Wallscheid meint: „Schön, dass die Gemeinden in der heutigen Zeit so zusammen gewachsen sind und so etwas zustande bringen“. Und der aus Hassloch angereiste, gebürtige Gillenfelder Harald Blaeser kam, „weil mich die Geschichte Gillenfelds interessiert und ich die offizielle Einweihung des Dreiherrensteins auf keinen Fall verpassen wollte“.

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