Der letzte Einsatz für den ersten Helfer

Prüm · Thomas Erb, Chef der Anästhesie und Notarzt des Krankenhauses Prüm, hört auf: Morgen ist seine Abschiedsfeier, vorher hat er mit uns über seine Zeit in der Eifel gesprochen.

 Ein Mann, dreifache Arbeitskleidung: Thomas Erb hängt jetzt im Prümer Krankenhaus Kittel und Jacke an den, genau: Nagel. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Ein Mann, dreifache Arbeitskleidung: Thomas Erb hängt jetzt im Prümer Krankenhaus Kittel und Jacke an den, genau: Nagel. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

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Prüm Er ist der Mann, der einen in selig-schmerzfreien Schlaf schickt, bevor die Kollegen sich an die operative Arbeit machen: Thomas Erb. Der Chefarzt der Anästhesie im St.-Joseph-Krankenhaus Prüm, Leiter der Palliativstation und Notarzt geht nach einem guten Dutzend Dienstjahren in der Abteistadt in den Ruhestand. Morgen bereitet ihm das Krankenhaus die Abschiedsfeier und wird Christian Elsen als seinen Nachfolger vorstellen.
Thomas Erb wohnt in Bergisch-Gladbach, hat in Köln studiert und promoviert, nach Prüm kam er aus dem Klinikum Leverkusen, davor war er selbstständig und betrieb eine Praxis für ambulante Operationen.
Mit welcher Einstellung fuhr er damals in die Eifel? "Mit dem Gefühl, eine neue Variante der Arbeit kennenzulernen", sagt der heute 65-Jährige. "Ich kam aus einem riesigen Krankenhaus an ein kleines. Und das hat mir sehr gut gefallen. Weil es meinem Bedürfnis nach individueller Patientenbehandlung sehr entgegen kam. Und es hat sich über die Jahre bestätigt, dass das in Prüm geht."
Wichtig sei ihm, sagt Erb, dass man Vertrauen herstelle - "zwischen Arzt, Behandlungsteam und Patient." Und hier in der Eifel komme es seiner Arbeit zusätzlich zugute, dass der Behandler den Behandelten oft schon kenne. "Da findet man natürlich leichter Vertrauen zueinander".
Darum ging es ihm auch, als er in Prüm etwas Neues einrichtete. Die Sprechstunde mit dem Anästhesisten. Denn es sei ihm immer wichtig gewesen, "auch etwas über die früheren Erfahrungen der Patienten mit Narkose zu wissen. Und das setzt ein Gespräch voraus."
Das sei ohnehin viel besser, als nur mit Fragebögen zu arbeiten. Denn eine Anästhesie, das sei am Ende, sagt Thomas Erb, "immer auch ein Kunstwerk. Etwas sehr Persönliches, Individuelles. Und das gelingt am besten, wenn man das so macht."
Dass er damals in die Provinz ging, war übrigens kein Problem: "Überhaupt nicht. Ich bin ja in Bitburg aufgewachsen. Meine Eltern hatten da eine allgemeinmedizinische Praxis." Erst nach dem Abitur sei er dann "auch froh gewesen, mal wegzukommen".
Aber bereits als Junge habe er Spaß daran gehabt, wenn er mit seinem Vater quer durch die Eifel zu Hausbesuchen fahren durfte. "Da hab ich immer hinten im Auto gesessen und gewartet, bis er bei den Leuten fertig war."
Als Notarzt ist er in den vergangenen Jahren ebenfalls viel herumgekommen. Etwa 2000 Einsätze müssen es gewesen sein, sagt Thomas Erb. "Besonders schlimm war es, wenn Kinder betroffen waren. Oder wenn Menschen mit Landmaschinen umgehen und dabei dann Unfälle passieren." Und wenn man dann einen dieser verunglückten Menschen nicht mehr habe retten können.
Dennoch - es gebe auch viel Gutes: "Das ist einfach die Teamarbeit. Erstens mit dem Roten Kreuz, aber dann auch mit der Polizei und den anderen Institutionen. Das habe ich immer als sehr positiv und angenehm empfunden." Dass man dabei nicht alleine unterwegs sei - "das stabilisiert einen sehr, wenn man mit solchen kritischen Situationen umgeht." Zudem sei es einfach sehr schön, dass man dabei durch die Eifel kutschiere "und Ecken kennenlernt, wo man sonst nicht hinkommen würde".
Und dann ist da ja noch die 2010 eröffnete Palliativstation, ein Herzensanliegen des Anästhesisten: "Für mich ist es wichtig, dass sich ein kirchliches Haus diesem Thema stellt", sagt Thomas Erb. Denn das Leben, so viele Menschen er auch gerettet haben mag, "ist nicht unendlich".
Deshalb sei es von so großer Bedeutung, dass Menschen voneinander und vom Leben Abschied nehmen könnten. Auf der Palliativstation sei das möglich. "Und wenn man das miterlebt - das ist gut. Es sind sehr viele beglückende Erfahrungen, die man macht, wenn man Menschen diese Möglichkeit geben kann."
Und mit welchen Gefühlen geht er nun fort? "Mit dem Gefühl, dass ich erstens ein Werk hinterlasse, das lebt: Die Abteilung ist gut aufgestellt, die Nachfolge geregelt, die Stellen sind besetzt. Und es ist einfach eine gute Sache, wenn man das an die nachfolgende Generation abgeben kann."
Umso besser, dass Christian Elsen "ein Kind aus Schönecken, ein Eifeler Junge" sei, "der auch danach schaut, was das für Menschen sind, die hier behandelt werden".
Letzte Frage: Was macht der Doktor jetzt? "Erst mal Pause", sagt Erb. "Zur Erholung." Und dann werde er sich fragen, was ihm am meisten Freude mache. "Vielleicht Weiterbildung, Lehre - so etwas."
Wir hätten da einen Vorschlag: Eventuell könnte er doch jungen Medizinern die Angst davor nehmen, in die Provinz zu gehen. Wär das was? "Auf jeden Fall, sagt Thomas Erb und lacht. "Wenn es dazu die Gelegenheit gibt, dann bin ich dabei."
Die Feier zum Abschied von Thomas Erb ist morgen, Freitag, um 15.30 Uhr im Krankenhaus. Gleichzeitig wird sein Nachfolger Christian Elsen in seinen Posten eingeführt.

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