Der Letzte ist immer der Betreuer

Vor zehn Jahren machte sich Inge Umbach mit einem außergewöhnlichen Geschäftsmodell selbstständig: Die Lauftherapeutin eröffnete in Ellscheid die Laufschule "Schritt für Schritt".

Ellscheid. Inge Umbachs Beruf ist kein Job. Geregelte Arbeitszeiten: Fehlanzeige. Umbach ist immer im Dienst. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt Umbach.

Gelaufen sei sie eigentlich schon immer. Das allein stellte sie irgendwann aber nicht mehr zufrieden. Sie suchte nach mehr Hintergrundwissen über die physischen, aber vor allem die psychischen Auswirkungen. Dass Laufen zufriedener, ausgeglichener macht, man mit sich selbst und der Natur in Einklang kommt und seine körperliche Leistungsfähigkeit steigert, diese Erfahrungen hatte Umbach bereits am eigenen Leib gemacht, als sie 1998 die zweijährige Ausbildung zur Lauftherapeutin begann.

Ihr erstes Projekt war ein Anfänger-Laufkurs. "Nach dem Kurs hieß es: ,Wie geht es weiter?'", erzählt Umbach. Sie bot einen Fortgeschrittenenkurs an, an dem drei Frauen teilnahmen. "Das war die Geburtsstunde der Vulkanläufer. Jetzt sind wir eine riesige Gruppe."

Die ersten Schritte waren allerdings holprig. "Manchmal war es schwierig, eine lebende Gruppe zu formen und trotz Leistungsunterschieden zusammen zu laufen", blickt Umbach zurück. Ihr Umfeld sei skeptisch gewesen, als sie ganz auf die Laufschule setze. Sie selbst fürchtete, dass sich in der Eifel auf Dauer nicht genug Laufwillige finden würden, um finanziell über die Runden zu kommen. "Aber das sieht nicht so aus, weil die Leute, die sich nie zugetraut haben, zu laufen, sich jetzt trauen", erklärt sie.

Ergänzendes Angebot zu Lauftreffs



Das Erfolgsrezept: "Bei uns wird nicht so gelaufen, dass jeder sein Ding macht, sondern, dass wir zusammenbleiben, so dass eine Dynamik entsteht und jeder zufrieden ist. Jeder achtet auf den anderen." Was Umbach wichtig ist: "Wir kennen uns beim Vornamen, und mehr muss man eigentlich nicht wissen. Der Mensch steht im Vordergrund."

Umbach glaubt nicht, dass sie mit ihrem Kursangebot Vereinen oder Lauftreffs Mitglieder abwirbt. Sie ergänze deren Angebot: "Die Leute, die zu uns in die Laufschule kommen, würden nie zum Lauftreff gehen. Die trauen sich eigentlich gar nicht zu, zu laufen. Sie sagen: Laufen ist eigentlich nicht mein Ding, aber man hört so viel Positives, da muss ich es auch mal probieren."

Was auffällt: Umbach redet immer von "wir". "Allein wäre das nicht mehr zu schaffen", sagt sie. Ihre Mitarbeiter sucht sie sich gezielt aus. "Eine Gruppe zu leiten, da gehören gewisse Vorkenntnisse dazu." Mit ein bisschen Jogging ist es nicht getan. "Meine Funktion ist die der Beobachterin", sagt die nur 1,53 Meter große Frau. Als Lauftherapeutin müsse sie zum Beispiel dafür sorgen, dass die Gruppe zusammenbleibt: bremsen, ohne dass die Langsamsten etwas davon merken und so, dass die anderen zufrieden sind. "Einer muss der Letzte sein. Bei uns ist es immer der Betreuer."

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