Der Lotse geht von Bord

Daun · Wieder Neuigkeiten aus der Kreissparkasse Vulkaneifel: Vorstand Helmut Sicken (58) geht auf eigenen Wunsch Ende März 2015 von Bord. Das gab er gestern bekannt. Der Nachfolger soll Sparkassenerfahrung mit sich bringen. Dietmar Pitzen bleibt Vorstandsvorsitzender.

 Geht Ende März 2015 auf eigenen Wunsch in Ruhestand: KSK-Vorstand Helmut Sicken (58). TV-Foto: Mario Hübner

Geht Ende März 2015 auf eigenen Wunsch in Ruhestand: KSK-Vorstand Helmut Sicken (58). TV-Foto: Mario Hübner

Daun. Ein Treffen jagt das nächste: Knapp zwei Wochen nach der Pressekonferenz, in der die Verantwortlichen der Kreissparkasse Vulkaneifel über ein besonders gutes Jahr 2013 und die strategische Neuausrichtung hin zu einer vorsichtigeren Kreditpolitik informiert haben, nun die nächste öffentliche Zusammenkunft. Bei der gestrigen Pressekonferenz hat Vorstand Helmut Sicken (58) darüber informiert, dass er auf eigenen Wunsch zum 31. März 2015 in den vorzeitigen Ruhestand geht. "Die letzten Jahre waren sehr fordernd für uns und für mich. Aber wir haben große Schritte gemacht, das Vertrauen unserer Kunden zu gewinnen. Zudem wird die Modernisierung im Frühjahr 2015 abgeschlossen sein. Ich halte es daher für einen guten Zeitpunkt, dann den Staffelstab weiterzugeben", sagte Sicken, der seit 43 Jahren bei der Kreissparkasse Vulkaneifel, ehemals Daun, beschäftigt ist. Die KSK-Mitarbeiter hatte er bereits tags zuvor über seine Entscheidung informiert.
Schwere Übergangszeit


Landrat Heinz-Peter Thiel (parteilos) sprach im Namen des Verwaltungsrats der KSK, dem er vorsteht und der der vorzeitigen Entpflichtung zugestimmt hat, "Dank und Anerkennung" aus. Besonders würdigte er Sickens Verdienste während der neun Monate, nachdem Dieter Grau geschasst worden war und er alleine dem Geldinstitut vorstand: "Er hat das Haus in einer schweren Übergangszeit sicher gelenkt und war der Garant dafür, dass die Kreissparkasse eine Zukunft bekommen hat. Die Neuausrichtung des Hauses wäre ohne ihn jedenfalls undenkbar gewesen."
Auch Sickens Kollege Dietmar Pitzen, Vorstandsvorsitzender der KSK, fand lobende Worte: "Helmut Sicken hat Immenses für die KSK Vulkaneifel geleistet. Ich persönlich habe ihm einen sehr guten Start hier zu verdanken, und daher akzeptiere ich seine persönliche Entscheidung auch nur schweren Herzens."
Der Dreis-Brücker hat als Jugendlicher seine Ausbildung in der Filiale in Hillesheim begonnen, die er dann auch bald geleitet hat. Er hat rasch die interne Karriereleiter erklommen, war 17 Jahre (von 1991 bis 2008) Vorstandssekretär und seit 2008 einer der beiden Vorstände der KSK Vulkaneifel.
Zu seiner künftigen Freizeitgestaltung sagte Sicken, der unlängst für 30 Jahre kommunalpolitische Arbeit im Ortsgemeinderat Dreis-Brück geehrt wurde, kaum etwas. Nur: "Ich werde mein Fachwissen auch künftig in der Region weitergeben. Dann aber nicht mehr so im öffentlichen Fokus."
Zur Suche nach einem Nachfolger, den der Verwaltungsrat der KSK selbstständig bestimmt, sagte Vorsitzender Thiel: "Die Ausschreibung geht jetzt raus. Der Nachfolger sollte eine hohe Fachkompetenz, Erfahrung im Kredit- und insbesondere im Sanierungsgeschäft haben und auch das Sparkassensystem sehr gut kennen." KSK-Vorstandsvorsitzender Dietmar Pitzen bleibt im Amt. Thiel sagte: "Unsere Organisation steht, an ihr wird nicht gerüttelt."Meinung

Immer eine Hand am Steuer
Start als Schiffsjunge, Abschied als Kapitän: Auf niemand in der Kreissparkasse Vulkaneifel passt dieses Bild besser als auf Helmut Sicken (58), der dem Haus seit 43 Jahren verbunden ist. Er kennt die Besatzung und Kunden so gut wie kein anderer, hat sieben Kapitäne kommen und gehen gesehen. Vor allem aber - und das ist sein großer Verdienst - hat er das Schiff KSK Vulkaneifel durch schwere See gelenkt. Neun Monate lang alleine. Als ob das nicht genug wäre, hat er parallel die Sanierung des in die Jahre gekommenen Tankers gemanagt. Und das war und ist mit zwölf Millionen Euro die größte Investition in der Geschichte der KSK. Man erinnere sich: Nach dem von der CDU initiierten Übernahmeversuch durch die KSK aus Bitburg-Prüm, der letztlich am breiten Widerstand der Bürger gescheitert ist, war die landesweit kleinste KSK bereits stark angeschlagen. Dann machte sie mit dem Verkauf von Lehman-Papieren fast 1,5 Millionen Euro Verlust. Und als zwei Jahre später der Verwaltungsrat der Bank den langjährigen Kapitän Grau ohne Ankündigung und Nennung von Gründen ausgebootet hat, schlugen die Wellen so hoch, dass ein Kentern drohte. Und während der Sanierung, die letztlich viel aufwendiger und eben auch erheblich teuer wurde als ursprünglich geplant, haben auch noch Piraten dreimal die Bank heimgesucht und Geldautomaten und Schließfächer leergeräumt. Das Steuer festgehalten und trotzdem stets um das Vertrauen der Passagiere geworben hat - auch mangels Alternative: Helmut Sicken. Das alles hat ihn viel Kraft und Nerven gekostet - auch wenn er das selbst nie so richtig einräumen würde. Wenn er nun, wo das Schiff wieder in ruhigem Fahrwasser unterwegs und fertig modernisiert ist, mit gerade einmal 58 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand gehen will, ist das mit Blick auf die jüngere Vergangenheit eine nachvollziehbare Entscheidung. Zu akzeptieren ist sie allemal. Sicken hat seinen Dienst geleistet. m.huebner@volksfreund.deExtra

Helmut Sicken über… …sein schönstes Erlebnis: "Das war, als Dietmar Pitzen gekommen ist. Da ist viel Stress von mir abgefallen, weil die Last der Entscheidungen nun wieder auf vier Schultern verteilt wurde." … sein unangenehmstes Erlebnis: "Als mich beinahe jeden Tag Kunden und andere Leute zur geplanten Fusion gefragt haben und ich nichts sagen konnte, weil die Entscheidung ja andere getroffen haben. Ein ungutes Gefühl der Ohnmacht." … eine weitere besondere Erinnerung: "Am Vormittag des 30. September 1971 ruft mich der Personalleiter aus Daun an und sagt mir: "Du kommst jetzt nach Daun, und ab heute Mittag leitest du die Filiale in der Wirichstraße. Da bin ich mit Bauchschmerzen in die Kreisstadt gefahren und habe mir nur gedacht: "Das geht doch alles nicht. Vor allem jetzt, wo ich als Filialleiter in Hillesheim alles kenne. Und zwar auch die Kontonummern von bestimmt einem Drittel meiner 3000 Kunden." mh

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