Der Mikrozensus im Vulkaneifelkreis: 62 Fragen für die Statistik

Daun/Gerolstein · Die Interviewer des Statistischen Landesamtes werden mit ihrem umfangreichen Fragenkatalog in den nächsten Monaten in allen Gemeinden und Städten der Region auftauchen. Die Angaben verweigern darf niemand. Denn das Mikrozensusgesetz regelt die Auskunftspflicht.

Wer sichergehen will, fragt nach dem Ausweis. "Die Beauftragten des Statistischen Landesamtes können sich stets legitimieren", versichert dessen Pressesprecher Jürgen Hammerl. "Die Interviewer dürfen allerdings nur mit Zustimmung die Wohnung betreten."

Eine wirkliche Wahl, ob sie das zulassen, bleibt den Bewohnern der landesweit 18?000 stichprobenartig ausgewählten Haushalte dann nicht. Sie können zwar darauf bestehen, die 62 Seiten umfassende Erhebung selbstständig ohne die zur Verschwiegenheit verpflichteten Fragesteller auszufüllen. Das benötigt allerdings wesentlich mehr Zeit als die Erfassung per Laptop mit fremder Hilfe. ?

Funktion: Der Mikrozensus wird seit 1957 erhoben. Die Umfrage betrifft ein Prozent aller Haushalte und erfasst statistische Daten zu Bevölkerung und Arbeitsmarkt. Nicht Personen, sondern Gebäude werden dabei nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Wer dort wohnt, darf sich dann auch in den drei Folgejahren über den Besuch der Befrager freuen. Entkommen kann er dem nur durch einen Umzug.

Der Mikrozensus ergänzt die große Volkszählung (Zensus), bei der zuletzt 2011 die amtlichen Einwohnerzahlen von Bund, Ländern und Gemeinden festgestellt wurden. Darüber hinaus werden ab diesem Zeitpunkt alle zehn Jahre zentrale Strukturdaten zur Bevölkerung sowie Immobilien erfasst. Die Zählungen enthalten auch Fragen, die in allen Staaten der Europäischen Union gestellt werden.

Nutzen: Die Erkenntnisse aus dem jährlichen Mikrozensus sind zwar sehr umfassend, wegen der vergleichsweise geringen Zahl der Befragten aber doch nur für einen großen geografischen Raum repräsentativ. Deshalb greifen vor allem Landesbehörden darauf zurück. Grundsätzlich haben aber Politik, Wissenschaft, Unternehmen, Kammern, Verbände, Medien und alle interessierten Bürger die Möglichkeit, die anonymisierten Daten zu nutzen.
Wesentlich interessanter für die Kommunen und Kreise sind die Daten aus der großen Volkszählung, weil sie zwar weniger Erkenntnisse bieten, diese aber eine Auswertung bis auf Ortsebene möglich machen. Besonders relevant ist dabei die aus dem Zensus gewonnene offizielle Bevölkerungsstatistik.

Denn sie ist für jede Kommune bares Geld wert, als Schlüssel für Zuweisungen von Bund und Land. So führte zum Beispiel die erste Volkszählung 2011 nach 1987 zu einem kleinen Geldsegen für die Stadt Trier und den Kreis Trier-Saarburg, weil sich wegen der Erhöhung der Einwohnerzahl die Zuschüsse zum Beispiel aus dem Länderfinanzausgleich erhöhten. So erhielt das Land insgesamt eine rückwirkende Einmalzahlung von 350 Millionen Euro. 70 Millionen davon wurden an die Kommunen weitergereicht. Für den Eifelkreis Bitburg-Prüm waren das im vergangenen Jahr insgesamt 1,46 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Vulkaneifelkreis erhielt 757?000 Euro, der Kreis Trier-Saarburg profitierte sogar mit 2,12 Millionen Euro.

Die Kommunen: Verena Bernardy, Pressesprecherin des Vulkaneifelkreises, bestätigt, dass die Verwaltung die Daten aus den Volksbefragungen in unterschiedlichen Bereichen nutze. "Besonders vor dem Hintergrund des demografischen Wandels verwenden wir die Erkenntnisse zum Beispiel im Bereich der Bedarfsplanung; also zum Beispiel bei der Planung von Schulen oder Kindergärten."

Ähnlich ist es im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Pressesprecherin Heike Linden: "Unsere Verwaltung nutzt die Datenergebnisse aus der Bevölkerungsbefragung überall da, wo Bezug auf die amtliche Einwohnerzahl genommen wird." Sobald alle Daten der großen Volksbefragung vorlägen, würden diese umfassend für den Bereich Kreisentwicklung genutzt. Das beinhalte zum Beispiel die Bereiche Schulentwicklung, öffentlicher Personennahverkehr Wirtschaft und Demografie.

Der Landkreis selbst erhebt laut Linden keine eigenen Einwohner- und Bevölkerungsstatistiken. Kosten für die Nutzung der Daten des Statistischen Landesamtes entstünden nicht.

Kosten: Der bundesweite Zensus 2011 kostet rund 750 Millionen Euro, wobei der Anteil des Landes 43 Millionen Euro beträgt. Für den Mikrozensus entstehen in Rheinland-Pfalz jährlich Kosten in Höhe von etwa 800?000 Euro. Die Finanzierung erfolgt aus den Haushalten der Länder und des Bundes, also aus Steuern. Meinung

Lästig aber NützlichWie viele Rentner gibt es in Rheinland-Pfalz, wie viele Alleinerziehende, wie viele Kinder pro Familie? Wie viele Menschen im Land sind nicht krankenversichert? Solche Fragen können nur mit regelmäßigen repräsentativen Umfragen beantwortet werden.
Diese sind zwar für die Befragten lästig, für die Allgemeinheit aber nützlich. Nicht nur dann, wenn Stadt und Kreis dadurch von Bund und Land mehr Geld bekommen.
Haben Sie Lust, einem Fremden detailliert und ausführlich alle seine Lebensumstände zu erzählen? Wenn ja, dann gehören Sie hoffentlich zu denjenigen, die in diesen Tagen einen Brief vom Statistischen Landesamt erhalten, der sie als Teilnehmer für den Mikrozensus benennt.
Sollten Sie keine Freude an der Mitwirkung für repräsentative Statistiken haben und dennoch eine Einladung des Statistischen Landesamtes in Ihrem Briefkasten finden, müssen Sie leider in den sauren Apfel beißen und Zeit dafür opfern. Den Interviewer mit seinem Laptop ins Haus zu lassen, ist dann sicher die bessere weil schnellere Möglichkeit, die Flut an Fragen zu beantworten. Das Erfassungsprogramm auf dem Rechner, so versprechen es die staatlichen Statistiker, trennt umgehend Namen und Adresse vom Fragebogen. Alle Daten würden nur in streng anonymisierter Form verarbeitet und weitergegeben. Zumindest für jene, die regelmäßig im Internet unterwegs sind, sollte das Thema Datenschutz keinen Kummer machen. Google und Co. wissen bereits mehr über Sieihr Kaufverhalten und ihre Vorlieben, als jede Befragung des Statistischen Landesamtes preisgeben könnte.
r.neubert@volksfreund.deExtra: Orte und Befragungszeiträume im Eifelkres und im Vulkaneifelkreis

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