Der Schnecke endlich Beine machen

Mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket und einem Förderprogramm will die Landesregierung die "weißen Flecken" bei der Breitbandversorgung beseitigen. Darüber informierte Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) bei einer Versammlung in Kirsbach.

Kirsbach. (HG) Nach Angaben der Landesregierung sollen schon 97 Prozent aller Privathaushalte in Rheinland- Pfalz die Möglichkeit eines schnellen Internet-Anschlusses haben. Wer allerdings in den ländlichen Gebieten wie in der Eifel oder im Hunsrück wohnt, ist oft im Schneckentempo auf der Datenautobahn unterwegs. 130 von 2305 Gemeinden in Rheinland-Pfalz haben überhaupt nicht die Möglichkeit eines Breitbandanschlusses. Die Telekom weigerte sich über Jahre, Abhilfe zu leisten, da eine Breitbandversorgung nicht wirtschaftlich für den Konzern wäre. Inzwischen werden jedoch viele Haushalte von privaten Anbietern, die WLAN-Netze in den Orten legten, versorgt. So hat die Firma "de facto" im Technologie- und Gründerzentrum Daun-Nerdlen inzwischen 293 Kunden in neun Orten der Kreise Vulkaneifel und Wittlich unter Vertrag. Geschäftsführer Hans Lübken merkt noch nichts davon, dass die Telekom in den Dörfern die Voraussetzungen für die Breitbandversorgung verbessert hat. "Das Problem ist es, Breitband von der Telekom in die Orte zu bekommen, die Verteilung ist nicht das Problem. Wenn ein Kunde sich dort meldet und einen Anschluss möchte, kann es sein, dass dies technisch doch gar nicht möglich ist und er lange warten muss", so Lübken. Im Kreis Vulkaneifel ist die Situation bei der Breitbandversorgung "durchwachsen". "Es gibt in jeder Verbandsgemeinde Orte, die unterversorgt sind. Östlich von Daun wird es immer schlechter, in der VG Kelberg ist es am gravierensten", sagt Peter Klas von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel (WFG).Wirtschaftsminister Hendrik Hering und die SPD-Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt informierten in Kirsbach über das Thema "Breitbandzugang - ein unverzichtbarer Standortfaktor - Maßnahmenplan der Breitbandinitiative Rheinland-Pfalz" vor rund 70 Bürgern und vielen Ortsbürgermeistern der VG Kelberg. "Kirsbach als Versammlungsort war ein kleines Wagnis, aber wie das volle Haus zeigt, hat es sich gelohnt", bilanzierte Astrid Schmitt zufrieden. Mit im Boot in Kirsbach als Ansprechpartner für mögliche Fragen der Landesförderung und Antragsstellung war auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel, deren Geschäftsführer Alfred Bauer und Wirtschaftsförderer Peter Klas Rede und Antwort standen. Zwar sei die Lebensqualität auf dem Lande höher als in den städtischen Gebieten, aber es müsse auch Sorge dafür getragen werden, dass moderne In-frastruktur auf dem Lande vorhanden sei, sagte Hering. "Unser Ziel ist deshalb, eine flächendeckende Breitband-Basisversorgung auf dem Lande zu schaffen. Dies hat auch mit Chancengleichheit zu tun und betrifft besonders junge Menschen, denn wir wollen nicht, dass diese deshalb die ländlichen Räume verlassen." Deshalb will die Landesregierung Orts- und Verbandsgemeinden sowie Landkreise finanziell bei der Breitbandversorgung unterstützen. Zehn Millionen Euro des Landes stehen für die nächsten drei Jahre bereit, um zumindest eine Basisversorgung für Privathaushalte und Kleinstunternehmen zu ermöglichen. Das Land bezahlt dabei 60 Prozent der "nicht gedeckten Kosten", so Hering, "wobei es in allen Fällen möglich sein wird, eine Lösung zu finden". Nach einer Bestandsanalyse des Bedarfs und einer möglichen technischen Beratung können sich Gemeinden für die Antragstellung zusammenschließen oder sie über die Verbandsgemeinde führen. Ein noch nicht gelöstes Problem bei der Breitband-Maßnahme des Landes ist allerdings die Frage, wie verschuldete Gemeinden überhaupt ihren Eigenanteil von 40 Prozent der Kosten aufbringen sollen. Auch ist bei diesem Förderprojekt Geduld gefragt, denn das ganze Prozedere mit dem Antrag und der Ausschreibung für einen Anbieter wird mindestens ein halbes Jahr dauern.

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