Der Tag, an dem die Frauen abkassieren

Jeden Donnerstag vor Karneval übernehmen die Möhnen in den närrischen Hochburgen das Regiment. Das ist in Köln nicht anders als in Oberbettingen.

 Kennen auch bei Kälte und Schnee kein Erbarmen mit den Männern: die Oberbettinger Möhnen. TV-Foto: Felicitas Schulz

Kennen auch bei Kälte und Schnee kein Erbarmen mit den Männern: die Oberbettinger Möhnen. TV-Foto: Felicitas Schulz

Oberbettingen. (fs) "Auf dem Höhepunkt der 5. Jahreszeit leben wir Möhnen beim Kassieren des Brücken- und Straßenzolls an Weiberfastnacht besonders gefährlich", erzählt die Obermöhne Wilma Lüttge. Die LKW-Fahrer halten meist von alleine an, machen Späßchen mit ihnen und zahlen. Ein bunter Klebepunkt auf der Windschutzscheibe ist zugleich der Ausweis zur freien Fahrt durch das Dorf.

Was vor 60 Jahren mit der ersten Obermöhne Berta Offermann und Käthchen Adolphi seinen Anfang nahm, entwickelte sich zu einer karnevalistischen, gewinnbringenden Institution. Auf handgeschriebenen Zetteln und von Kindern an Telegrafenmasten befestigt, stand, dass die Möhnen sich am Weiberdonnerstagmittag zum Heischen am Gasthof "Feltges" treffen.

Adele Zimmer gehört zu den Gründungsmöhnen im Jahre 1949 und erinnert sich, dass nach dem Einsammeln von Eiern, Geldspenden und anderen Naturalien es zum Kaffeetrinken in den Gasthof ging. Viel hat sich daran nicht geändert, nur dass keine Männer mehr abends zum Tanzen kommen und keine Kaffeebohnen mitgenommen werden müssen. So trifft man sich dem Brauchtum folgend an gleicher Stelle um 12.30 Uhr und zieht durchs Dorf.

"Und stehen die Haustüren weit auf und der Duft von frischen Mutzen strömt uns entgegen, dann ist das ein besonderer Willkommensgruß", berichten die seit Jahrzehnten als Mitorganisatoren und Stimmungsmacher agierende Christel Greiff und Regina Mühlhoff. Nach Schuhe putzen, Küsschen verteilen und Spendeneinsammeln geht es zum nächsten Haus, und schon erklingt das von Adele Adolphi getextete Lied: "...unser Dorf an der Kyll, so friedlich und still, es wachsen keine Reben hier, dafür gibt es Schnaps und Bier."

Anknüpfend an die vergangene Tradition mit eigener Kappensitzung gibt es nach Kaffee und Kuchen im geschmückten Saal Feltges eine kleine Kappensitzung mit Fanfaren, Garde, Elferrat, Sketche der sechs Gruppen und ab 20 Uhr den großen Weiberfastnachtsball.

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