Der vierte Schuh passt

GEROLSTEIN. Drei Industriemechaniker-Auszubildende wurden zu Jungforschern. Mit ihrer "Montagehilfe mit Federspanner" vertreten sie die Region Trier beim Landeswettbewerb von "Jugend forscht" in Mainz, der morgen zu Ende geht.

"Wir haben jetzt die optimale Variante im Gepäck. Nach dem Regionalwettbewerb in Trier durften wir nachbessern. Dafür hatten wir einen Monat Zeit", sagt Projektleiter Stefan Krämer. Der 19-Jährige aus Neidenbach ist im dritten Ausbildungsjahr als Industriemechaniker bei Gerolsteiner Brunnen. Seine Kumpels aus dem zweiten Lehrjahr, Fabian Borowski und Christoph Schmidt aus Zilsdorf, komplettieren das Forscher-Trio. Borowski zeigt die in Trier prämierte Arbeit: "Das ist die Montagehilfe mit Federspanner." Dem Laien bringt weder die Bezeichnung noch der Blick auf das Metallteil Klarheit. Dabei ist es, wie so oft bei guten Ideen, ganz simpel. An der so genannten Regeneriermaschine werden von den Mehrweg-Pet-Flaschen die Verschlüsse abgeschraubt. An zwölf Kästen mit je zwölf Flaschen gleichzeitig. Über den 144 Abschraub-Elementen sorgen Federn für den korrekten Druck, damit die Kunststoffflaschen nicht zerquetscht werden. Bei Gerolsteiner Brunnen werden jährlich mehr als 400 Millionen Mehrweg-Pet-Flaschen befüllt. Durchschnittlich dreimal in der Woche bricht eine Feder oder ist ausgeleiert. "Dann mussten immer zwei Monteure hin: Einer, der die Feder austauscht und einer, der die Antriebswelle von oben gegendrückt", sagt Ausbilder Elmar Irsfeld. Drei Monate lang arbeiteten die Azubis an einer Lösung. Borowski sagt: "Es war schwierig, die Hebeltechnik zu optimieren. Wir haben alle Pläne am Computer erstellt." Krämer ergänzt: "Die Idee hat uns nicht mehr losgelassen. Ich habe auch zu Hause und in der Freizeit oft darüber nachgedacht." Denn auch die Vorschriften zur Arbeitssicherheit hatten sie ständig im Genick. Sie entwickelten quasi einen Metall-Schuh, in den die neue Feder mit einem Spanner eingeklemmt wird und so exakt eingesetzt werden kann. Ist die Feder platziert, wird der Schuh abgezogen, die Feder spannt sich, und die Maschine läuft wieder. Der Weg dorthin war mit vielen Unwägbarkeiten gepflastert. Borowski sagt: "Erst der vierte Schuh war perfekt. Beim ersten rutschte die Feder zu leicht raus, der zweite war zu groß und verhakte sich in der Maschine, und der dritte hatte zu spitze Kanten." Lachend sagt Krämer: "Jetzt sind aber alle Missgeschicke, die im Schrott gelandet sind, vergessen." Dass sich die drei Azubis nicht nur aufs Handwerken, sondern auch aufs Polieren und übersichtliche Präsentieren verstehen, macht der zusätzlich ergatterte "Sonderpreis für die beste Standgestaltung" deutlich. Bereits der Sieg beim Regionalwettbewerb sorgte für stolze Gesichter - vor allem bei den Eltern. Schmunzelnd erzählt Krämer von einer Gratulantin, die aus dem TV vom Sieg in Trier erfahren hatte: "Ich saß vor einem Geschäft im Dorf im Auto. Sie klopfte an die Scheibe, um mir zu gratulieren." Die Entwicklung des Forscher-Trios ist für den Ausbildungsbetrieb und die Herstellerfirma rentabel: der zweite Monteur wurde überflüssig, und für den ersten wurden aus sechs Arbeitsschritten vier gemacht. Die Siegprämie von Gerolsteiner wird an Gründonnerstag eingelöst: Ein Spiel des Kölner Eishockey Clubs aus der Perspektive der Vip-Lounge. Mit dabei sind auch die Zweiten des Regionalwettbewerbs, ebenfalls Azubis bei Gerolsteiner: Ann-Kathrin Winter, Volker Scheuren und Christoph Emondts.

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