Der Vulkaneifelkreis ist klein, aber fein

Daun/Gerolstein · Hoffnung für den Kreis und Verständnis für die Leitung des Gerolsteiner Krankenhauses: Der rheinland-pfälzische Gesundheits- und Demografieminister Alexander Schweitzer hat im TV-Redaktiongespräch Position bezogen.

Daun/Gerolstein. Die Landflucht der jungen Generation, das Ausbluten der Dorfkerne, die schrumpfende und älter werdende Gesellschaft und die damit verbundenen Herausforderungen an die Dorfentwicklung: Das sind die Themen, mit denen sich Alexander Schweitzer (SPD) tagtäglich beschäftigt. Denn er ist nicht nur rheinland-pfälzischer Gesundheits-, Arbeits- und Sozialminister, sondern auch der bundesweit einzige Demografieminister. Im TV-Redaktionsgespräch ist er auf die spezifische Situation im Kreis Vulkaneifel eingegangen. Herr Minister Schweitzer, wie viel Prozent ihrer Arbeit leisten Sie als Demografieminister? Alexander Schweitzer: Schwer zu sagen, weil das Mega-Thema Demografie in so gut wie alle Bereiche, für die ich zuständig bin, hineinspielt - und darüber hinaus. (überlegt) Ich würde sagen, so alles in allem zwischen 50 und 90 Prozent stimmt. Dann sind Sie sozusagen der Superminister in RLP? Schweitzer: Nein, nein. Ich bin Minister in Rheinland-Pfalz, und das ist super!Nicht gerade super fanden es viele Bürger des Kreises Vulkaneifel, dass zum 1. Juli die Geburtshilfestation im Krankenhaus in Gerolstein nach mehr als 50 Jahren geschlossen wurde - mit Ihrer Zustimmung. Schweitzer: Das war eine Entscheidung des Trägers, die wir mitgetragen haben, weil wir die Argumente nachvollziehen konnten. Man muss akzeptieren, dass unter gewissen Umständen eine Geburtshilfe in Schwierigkeiten kommt und das Risiko zu groß wird. Das hat vor allem mit der Zahl der Ärzte und der damit verbundenen zeitnahen Versorgung der werdenden Mütter zu tun. Aber letztlich ist die Entscheidung eine Folge des Geburtenrückgangs, wo auch die Kosteneffizienz eine Rolle spielt. Die Gesundheitsversorgung - auch für Schwangere - im Kreis Vulkaneifel ist aber nach wie vor gut. Weil es ja noch die Geburtshilfestation im Krankenhaus in Daun gibt. Reicht ein Krankenhaus für den Kreis Vulkaneifel? Schweitzer: Das würde ich nicht sagen. Ich bin für Strukturen mit unterschiedlichen Häusern, unterschiedlichen Trägern, unterschiedlichen Angeboten und Spezialisierungen. Noch größer ist das Problem des Hausärztemangels im Kreis. Bereits jetzt ist es schwierig, Nachfolger für Ärzte zu finden, die weg- oder in Ruhestand gehen. Uersfeld und Neroth waren da vermutlich erst der Anfang. Sollen künftig Pfleger die Arbeit von Ärzten auf dem Land übernehmen?Schweitzer: Ich halte grundsätzlich am Hausarztprinzip fest. Dennoch bin ich ein großer Fan davon, die Aufgabenverteilung von Pflege und Medizin neuzugestalten. Ich werde mich dafür einsetzen, dass gut ausgebildete Pfleger und Therapeuten in Zukunft ärztliche Aufgaben übernehmen sollen. Denn die Tendenz, dass immer weniger junge Mediziner Landarzt werden wollen, sind unverkennbar. Unverkennbar ist in der Vulkaneifel auch das Problem der aussterbenden Dorfkerne. Bei der jüngsten Erhebung wurden in den 109 Gemeinden des Kreises rund 1000 Leerstände gezählt. Befürworten Sie vor diesem Hintergrund ein generelles Nein zu Neubaugebieten auf dem Land?Schweitzer: Nein, ich halte nichts von pauschalen Lösungen. Dennoch gilt das inzwischen allgemein anerkannte Prinzip: Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Die allermeisten Bürgermeister sagen heute schon: Ich brauche Lösungen für den Dorfkern, wo es immer mehr Leerstände gibt. Apropos Entwicklung: Hat der Kreis Vulkaneifel, der kleinste Landkreis in Rheinland-Pfalz und der viertkleinste Deutschlands, mit bald unter 60 000 Einwohnern eine Überlebenschance? Schweitzer: Da würde ich mir nicht so große Sorgen machen. Ich bin der Meinung, dass Landkreise in der Größenordnung des Vulkaneifelkreises auch in Zukunft durchaus überlebensfähig sind. Kopfzahlen alleine sind nicht entscheidend, es kommt auch auf die regionale Identität, die Akzeptanz der Bürger an und welche größeren Zentren es im Umfeld gibt. Der Landkreis Vulkaneifel ist klein, aber fein. Extra

 Argumentieren, erklären, informieren: Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Alexander Schweitzer (SPD), der zugleich bundesweit der einzige Demografieminister ist, zu Besuch in der Dauner Redaktion des Trierischen Volksfreunds. TV-Fotos: Klaus Kimmling (3)

Argumentieren, erklären, informieren: Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Alexander Schweitzer (SPD), der zugleich bundesweit der einzige Demografieminister ist, zu Besuch in der Dauner Redaktion des Trierischen Volksfreunds. TV-Fotos: Klaus Kimmling (3)

Alexander Schweitzer ist 39 Jahre alt, verheiratet, hat drei Kinder (eine Tochter (14) und zwei Söhne (4 und 3 Jahre)) und lebt nahe Bad Bergzabern. Der gelernte Jurist sitzt seit 2006 für die SPD im rheinland-pfälzischen Landtag, wurde 2009 Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, 2011 Generalsekretär der SPD in RLP und ist seit Januar 2013 Arbeits-, Sozial- und Demografieminister im Land. mh

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