Dickhäuter in Steinzeit-Montur

NÜRBURGRING. Harte Männer, schwere Motorräder, ausgelassene Stimmung und das Gefühl von Abenteuer: Dafür steht das so genannte "Alte Elefantentreffen". Zum 14. Mal trafen sich die Motorradenthusiasten auf dem Nürburgring.

 Die Männer und ihre tollkühnen Maschinen: Eine verwegene Gruppe aus Nimwegen präsentiert sich in Fred Feuerstein-Manier.Foto: Helmut Gassen

Die Männer und ihre tollkühnen Maschinen: Eine verwegene Gruppe aus Nimwegen präsentiert sich in Fred Feuerstein-Manier.Foto: Helmut Gassen

Genau sostellt man sich die Teilnehmer des Elefantentreffens vor: UrigeTypen in langen Ledermänteln oder Bikermontur, in Zeltenübernachtend mit Bärten, Fellmütze und auf schweren und besondersalten Motorrädern, die an vergangene Zeiten erinnern. Beiangenehmen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein trafen sicham Nürburgring mehr als 2000 Motorradfahrer aus ganz Deutschland,Italien, Frankreich, Holland, England und Belgien zum 14. "AltenElefantentreffen". Ursprung liegt im Jahr 1953

Die Geschichte der Elefantentreffen - es gibt zwei - ist lang. Im Januar 1953 lud Ernst Klacks, Motorradjournalist und Fahrer einer Zündapp KS 601, einige befreundete Fahrerkollegen zu einem Freilandtreffen in seinem Garten ein. Drei Kollegen kamen. Drei Jahre später fand dieses Treffen wegen seiner steigenden Beliebtheit bereits an der Solitude-Rennstrecke bei Stuttgart statt und hatte wegen der Zündapp KS 601, die auch liebevoll als "Grüner Elefant" bezeichnet wurde, seinen Namen weg.

Das Treffen, das ab 1961 am Nürburgring vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) organisiert wurde, war zu dem Zeitpunkt kein Zündapp-Markentreffen mehr, sondern offen für alle. Der Tod eines Teilnehmers warf 1977 einen Schatten auf das Treffen. Damals pilgerten 30 000 Motorradbegeisterte zur Veranstaltung - organisatorisch war der Rahmen kaum noch überschaubar. Erst zwei Jahre später fand am Salzburgring in Österreich wieder ein Treffen statt, das trotz Schwierigkeiten bis 1988 jährlich über die Bühne ging.

Seit 1989 richteten der BVDM in Thurmansbang/Solla im bayrischen Wald und die neu gegründete Interessengemeinschaft zur Rettung des Salzburgringes (IGRES) zwei Elefantentreffen aus. Durch eine von der Salzburger Landesregierung eingeführte Nutzungseinschränkung wanderte das Treffen ab 1990 wieder zum Nürburgring.

Für schmutzempfindliche Zeitgenossen ist das "Alte Elefantentreffen am Nürburgring" nichts. Die Eifel, in der Winterzeit bekannt für Minustemperaturen, kalte Winde, gefrorene Böden oder auch tiefen Matsch, verlangt dem Biker alles ab. Ein Zelt mit Daunenschlafsack, Isomatte, Handtuch und Waschzeug, ein Kocher für Büchsenessen und genügend flüssige, hefe- und hopfenhaltige Ernährung - das muss reichen.

In diesem Jahr kam bei "nur" zwei Grad Minus in der ersten Nacht das typische Flair auf. Am Lagerfeuer - wer kein Holz dabei hatte, konnte Scheite für einen Euro kaufen - erfüllte sich für manchen der Traum von Bikerromantik. Zum vierten Mal dabei war Beate Wegener aus Oberbettingen mit ihrem Mann Oli und dem achtjährigen Sohn Ronny. "Unser Sohn ist schon seit seinem vierten Lebensjahr dabei", sagt Bea und erklärt, was den Reiz des Elefantentreffens ausmacht: "Wir haben hier Spaß miteinander und es ist eine Herausforderung, der Kälte zu trotzen."

Mit einer Geländemaschine mit angebautem Seitenwagen aus einer alten Schlachtwanne nahmen sie am Wettbewerb um den schönsten Eigenbau teil. Eine große Show gibt es nicht beim Alten Elefantentreffen. Auf dem Zeltplatz wird gequatscht, gedöst, getrunken oder man schaut bei den anderen vorbei, um sich über Neuigkeiten zu informieren.

Keine Show, dafür Lagerfeuerromantik

"Wir bieten den Motorradfahrern hier eigentlich nichts, außer der Lagerfeuerromantik und den Benzingesprächen, die sie führen können. Denn wir wollen das Elefantentreffen wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen", erklärt Volker Brunke vom "E-Team", das sich um die Organisation kümmert. Russische "Ural"-Maschinen, alte NSU, MZ oder BMW und die Ideen der Bastler unter den Motorradfans tun ihr Übriges dazu. Ebenso die Montur manchen Besuchers.

Aus Nimwegen in den Niederlanden war eine 17-köpfige Gruppe in Steinzeitmontur gekommen und präsentierte ihr Fred Feuerstein-Gefährt aus Knüppeln und Baumscheiben sowie eine alte Honda mit Seitenwagen in Gestalt eines römischen Streitwagens.

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