"Die Arbeit wird nicht erleichtert"

KREIS DAUN. Statt Klarheit schafft das zum 1. April in Kraft getretene neue Waffenrecht bei Waffenbesitzern, Schützenvereinen, Händlern und Behörden noch Verwirrung.

 Gerold Bretthauer und ein ungeliebtes Schriftstück: Der Waffenhändler aus Daun wehrt sich gegen die neue Dokumentationspflicht bei der Kundenberatung.Foto: Mirko Blahak

Gerold Bretthauer und ein ungeliebtes Schriftstück: Der Waffenhändler aus Daun wehrt sich gegen die neue Dokumentationspflicht bei der Kundenberatung.Foto: Mirko Blahak

DieLaune von Gerold Bretthauer, Waffenhändler aus Daun, sinktrapide, wenn das neue Waffengesetz zur Sprache kommt: "In derÖffentlichkeit werden Unwahrheiten verbreitet, zum Beispiel, dassjeder Besitzer einer Gaswaffe verpflichtet sei, den neuen kleinenWaffenschein zu besitzen. Es brauchen aber nur die Besitzer einenSchein, die die Waffe außerhalb ihrer Wohnung führen wollen."Überhaupt sei der Schein "reine Geldmacherei" und kein wirksamesKontrollinstrument. Nach den neuesten Zahlen liegen derKreisverwaltung Daun bislang 16 Anträge für den kleinenWaffenschein vor. Sauer stößt dem Händler auch der gestiegene bürokratische Aufwand auf: "Jeden, der eine Gaswaffe kauft, muss ich belehren, und der Kunde unterschreibt mir dann, dass ich ihn belehrt habe. Den Zettel bekommt dann niemand zu Gesicht. Ich muss ihn aber zehn Jahre aufheben."

Rund 2700 Waffenbesitzer im Kreis Daun

Im Landkreis Daun gibt es derzeit rund 2700 Besitzer mit 7500 registrierten Waffen. Darunter fallen nicht nur die Jäger oder Waffensammler, sondern auch die Brauchtums- und Sportschützen. Auf die Jugendbetreuung in den Schützenbruderschaften sieht Diozösan-Jungschützenmeister Mario Schäfer aus Kaisersesch große Probleme zukommen. "Nach dem neuen Gesetz soll der Ausbildungsstandard für die Jugendbetreuer erhöht werden, weil der bisherige angeblich nicht mehr ausreicht. Dabei haben unsere 300 Jugendleiter im Bistum Trier eine fachkundige Ausbildung in Gestalt eines Schießleiter-Lehrgangs und erlangen die Jugendleiter-Card. Eine Erhöhung der Schulungsstunden von derzeit rund 50 ist zeitlich nicht zumutbar und finanziell für viele nicht machbar", poltert Schäfer. Zwar gebe es aus dem Innenministerium inzwischen die Zusage, dass mit keinem größeren Ausbildungsaufwand zu rechnen sei. An anderer Stelle sei aber von einer Verdoppelung der Schulungsstunden auf 100 die Rede. Im Diozösanverband sind 156 Schützenvereine aus dem Bistum Trier zusammengeschlossen. Unter den Mitgliedern sind laut Schäfer rund 1700 Jugendliche.

Dachverband stellt Waffenbesitzkarte aus

Nicht einverstanden ist Schäfer auch damit, dass der Bedürfnisnachweis, der für eine Waffenbesitzkarte vorgeschrieben ist, nicht mehr in den Vereinen, sondern von den Dachverbänden ausgestellt wird. "Nur die örtlichen Bruderschaften sind in der Lage, einen Nachweis zu attestieren. Wir als Dachverband können keine Leute persönlich bewerten. "

Genauso wie den Vereinen und Händlern bereitet auch der Waffenbehörde in der Kreisverwaltung Daun die fehlenden Rechtsverordnungen Probleme. Diese Verordnungen sind konkrete Handlungsanweisungen, wie das neue Recht umzusetzen ist. "Die Arbeit der Behörden vor Ort wird dadurch nicht gerade erleichtert. Wir haben zwar vorläufige Hinweise erhalten, diese beschäftigen sich jedoch nur mit den wichtigsten Neuregelungen", sagt Pressesprecher Heinz-Peter Hoffmann. Nach seiner Einschätzung ist mit den Verordnungen eventuell erst im ersten Quartal 2004 zu rechnen.

Abwegig erscheint das nicht, schenkt man den Aussagen von Wolfgang Fuchs Glauben. Der Geschäftsführer des Verbands der Büchsenmacher und Waffenhändler ist in die Beratung der Verordnung eingebunden. Mit dem derzeit vorliegenden Entwurf könne er sich aber nicht anfreunden, was noch lange Diskussionen programmiert erscheinen lässt.

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