"Die Ausgaben werden insgesamt stark steigen"

PRÜM/GEROLSTEIN/HILLESHEIM. Die Sozialhilfe-Kosten für die Kommunen steigen immer weiter an. Ein Vergleich zwischen drei Kommunen zeigt jedoch, dass es Unterschiede gibt.

Die Leistungen für Sozialhilfe, Grundsicherung und Asylbewerber machen einen dicken Batzen in den Haushalten der Kommunen aus. Die Entwicklungen in den einzelnen Verbandsgemeinden verlaufen sehr unterschiedlich. Besonders stark klafft die Schere auseinander, wenn die Gesamtaufwendungen aus dem Jahr 2003 je VG auf die Einwohner umgelegt werden. In der VG GEROLSTEIN sind es 79,50 Euro (1,192 Millionen Euro bei 15 000 Einwohnern). In der VG PRÜM liegt die Summe bei 52,25 Euro (1,254 Millionen Euro bei 24 000 Einwohnern). Die VG HILLESHEIM schneidet mit 41 Euro (410 000 Euro bei 10 000 Einwohnern) recht gut ab."Eigentlich ist das so nicht zu vergleichen, weil auch die Fallzahlen, die Strukturen und die Wirtschaftskraft der Verbandsgemeinden wichtige Faktoren sind", meint Günter Linnertz, Sachbearbeiter im Hillesheimer Rathaus. Das stimmt. Denn Hillesheim hat mit 65 Neu-Empfängern im Jahr 2003 gegenüber 35 ein Jahr zuvor bei den Sozialhilfeleistungen enorm zugelegt. Das entspricht einer Steigerung der Sozialhilfe-Gesamtkosten von 212 000 Euro auf 274 000 Euro. Außerdem kamen noch 29 Fälle für die Grundsicherung (70 000 Euro) dazu, wobei sie in neun Fällen die Sozialhilfe ersetzte.Ein Grund: Neubau vieler Sozialwohnungen

Als Grund für die starken Zuwächse werden in Hillesheim der Neubau vieler Sozialwohnungen in den Straßen "Am Wichberg" und "Berndorfer Straße" ausgemacht. "Es werden keine weiteren mehr gebaut und von einer Ghetto-Bildung ist auch nicht auszugehen", beugt Stadtbürgermeister Matthias Stein Unkenrufen vor. Außerdem könne das Übergangswohnheim in Kerpen, in dem etwa 50 Aussiedler leben, auch ein Grund sein. Fachbereichsleiter Herbert Mastiaux sieht weitere Ursachen: "Die günstigen Mieten in den Altbauten in den Ortskernen locken viele Sozialhilfeempfänger, weil die Mieten in der Stadt viel höher sind." In den Verbandsgemeinden Prüm und Gerolstein gibt es mittlerweile keine Übergangswohnheime mehr, und trotzdem sind die Gesamtkosten hoch. In der Brunnenstadt mussten 2002 noch 1,04 Millionen Euro für Sozialhilfe (250 Fälle) aufgewendet werden. Im vergangenen Jahr waren es 890 000 Euro bei 275 Fällen. Insgesamt 320 Menschen bekamen so genannte Einmalhilfen (Heizungs-, Weihnachts- oder Bekleidungsgeld). Im Prümer Rathaus wurden Ende 2003 169 laufende Sozialhilfefälle (Kosten 825 000 Euro) bearbeitet, gegenüber 186 Ende 2002 (Kosten 810 000 Euro). Allerdings muss bei dieser Gegenüberstellung die Grundsicherungsleistung, die ab Januar 2003 zu zahlen ist, berücksichtigt werden. In der VG Prüm ersetzte in 50 Fällen die Grundsicherung die Sozialhilfe, in Gerolstein waren es 40 Fälle. Jeweils ein Drittel der Sozialhilfeempfänger sind Migranten, Langzeitarbeitslose und Alleinerziehende. Das Programm "Arbeit statt Sozialhilfe" soll arbeitslosen Bedürftigen eine Anstellung ermöglichen. In der VG Gerolstein nahmen im vergangenen Jahr insgesamt 75 Menschen daran teil. Die Kosten betragen etwa ein Viertel der Sozialhilfe-Gesamtaufwendungen von 890 000 Euro. Wurden in der VG Prüm 2002 für dieses Projekt rund 4000 Euro aufgewendet, war es 2003 schon das Zehnfache. Karl Servatius, Fachbereichsleiter in Gerolstein, prognostiziert: "Die Zahlen werden insgesamt weiter stark steigen, weil es immer mehr Langzeitarbeitslose geben wird."

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