Die Bienen haben Gänsehaut

MAYEN. In der Tierwelt sind vor allem die Bienen auf warmes Wetter angewiesen. Schon seit vier Monaten können die nützlichen Insekten nicht ausfliegen, weil frostige Temperaturen sie daran hindern.

Die wechselhafte Witterung der vergangenen Wochen sehen Imker mit Stirnrunzeln. Zwar überstehen Bienen in ihrem Stock selbst die härtesten Winter. "Mit Beginn des Frühlings müssen sie diesen aber verlassen. Können sie das wegen des kalten Wetters nicht, dann kann sich das auf den Bestand eines Volkes auswirken. Die kritische Phase beginnt jetzt", sagt Alfred Schulz vom Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen.Ein bisschen Honig für die kalten Monate

In den vergangenen Monaten hatte sich folgendes Szenario abgespielt: Bei einsetzendem Frost ziehen sich die Bienen in ihren Stock zurück. Sie bilden die so genannte Wintertraube, eine Kugel, in deren Mitte sich die Königin befindet. Die äußeren Bienen erzeugen Wärme. Nach einer bestimmten Zeit übernehmen diese Aufgabe andere Tiere, die sich vorher mehr im Inneren der Traube aufgehalten haben. Während der kalten Monate besteht ihre Nahrung aus dem, was ihnen der Imker an Honig in den Waben gelassen hat und aus der Zufütterung einer Zuckerlösung. "Die Insekten sind sehr reinliche Tiere. Damit ihr Stock sauber bleibt, speichern die Bienen während der Wintermonate ihre Exkremente in einer dehnbaren Kotblase. Und die ist jetzt zum Platzen voll", erklärt Schulz. Erst bei Außentemperaturen von mehr als zehn Grad verrichten die Honigbienen draußen ihr Geschäft. Und je länger die Wartezeit, umso kritischer wird es. "Wir sind überrascht, wie gut unsere Bienen den außerordentlich langen Winter bislang überstanden haben", so Schulz. Unter den Völkern seiner Einrichtung hat er bislang keine Verluste zu verzeichnen. "Doch nun beginnt die kritische Phase, insbesondere in den Höhenlagen, wo wieder Schnee gefallen ist", stellt Bienenfachmann Alfred Schulz fest. Wenn die Winterbienen, die bis zu neun Monate leben, diese Phase überstehen und sich ein Jungvolk harmonisch angliedert, ist für die Imker die Welt in Ordnung. Normalerweise beginnt die Königin bereits im März mit der Ablage von Eiern, aus denen die Jungbienen schlüpfen. In tieferen Lagen, wo schon einige wärmere Tage zu verzeichnen gewesen sind, konnten Bienen ihren Reinigungsflug bereits absolvieren. Teilweise begannen sie sogar schon mit der Brut, haben diese aber wegen des erneut einsetzenden Frostes wieder eingestellt. Der Bienenexperte und auch die Imker in der Region hoffen, dass alles gut geht. "Dies ist nicht der erste lange Winter. Ein paar warme Tage, und die Bienen finden genügend Nahrung vor. Schon jetzt blühen Haselkätzchen und Krokusse, und mit der Weide, die bald folgt, können sie den ersten Nektar eintragen", bemerkt der Bienenkundler. Wichtig für die Imker ist laut Schulz auch eine verantwortungsvolle Behandlung der Bienen gegen die Varroamilbe, einen Parasiten. "Wird diese nicht entsprechend sorgfältig vorgenommen, geht das Bienenvolk geschwächt in den Winter, was dazu führen kann, dass es abstirbt", erklärt der Bienenexperte. Auch Klara Nolden von der Imkerei Nolden in Mayen-Alzheim erwartet sehnsüchtig den Frühling. "Wegen des langen Winters werden die Völker in ihrer Entwicklung zurückgeworfen", sagt sie. Ihre Erfahrungen bestätigen jedoch, dass sich selbst nach lang anhaltenden Wintern die Bienenvölker prächtig entwickeln und viel Nektar einbringen können.

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