Die Ersten stellen Brunnen infrage

Gerolstein · Neue Wendung: Die Akzeptanz für den Rondellbrunnen nimmt im Stadtrat immer mehr ab. Grund ist die Kostensteigerung von veranschlagten 30 000 Euro auf 65 000 Euro. Ein Großteil davon sind die Schadenersatzansprüche des Künstlers, dessen Vertrag die Stadt aufgelöst hat.

Gerolstein. "Wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder wir beschließen im Juni einen Nachtragshaushalt und stellen das Brunnenprojekt dort ein oder wir realisieren das Vorhaben im Zuge des Ausbaus des dritten Bauabschnitts der Hauptstraße im nächsten Jahr. Auf jeden Fall benötigen wir so oder so die Zustimmung der Kommunalaufsicht." Mit diesen Worten umreißt Gerolsteins Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) den aktuellen Sachstand zum Rondellbrunnen. Denn: Das Projekt wird deutlich teurer als veranschlagt: 65 000 Euro statt 30 000 Euro (siehe Extra). Und weil die Stadt dies über Kredite finanzieren muss, braucht sie die Zustimmung der Kommunalaufsicht. Und die pocht auf einen Nachtragshaushalt. Doch selbst wenn dieser vorgelegt wird, ist fraglich, ob die Zustimmung zu dieser freiwilligen Leistung erteilt wird.
Ein Großteil der Kostensteigerung hat mit den Schadenersatzansprüchen des Künstlers Werner Bitzigeio zu tun. Vor der langwierigen Entscheidung für den Bürgerbrunnen von Martin Schambach hat die Stadt bereits einen Vertrag mit Bitzigeio für dessen Röhrenbrunnen abgeschlossen - und später gekündigt, weil sich mehr als 1000 Bürger und letztlich auch der Stadtrat für Schambachs Modell ausgesprochen haben.
Jetzt fordert Bitzigeio 19 000 Euro, die Stadt hat laut May bereits 15 000 Euro gezahlt. Der Künstler rechtfertigt seine Forderung damit, dass er "viel Vorarbeit in technische Details und die Statik gesteckt" und sich "für das Gerolsteiner Projekt den gesamten September und Oktober geblockt" habe.
Im Stadtrat regt sich nun Widerstand. So sagt Heidi Wirtz (CDU): "65 000 Euro für einen Brunnen. Da hört bei mir alles auf. Ich bin dagegen." Monika Neumann (CDU) meint: "Wie sollen wir solch eine Ausgabe gegenüber den Bürgern vertreten?"
Ganz anders sieht das hingegen SPD-Sprecher Herbert Lames: "Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Die Bürger haben entschieden, wir haben entschieden. Wir bauen den Brunnen." Für Tim Steen (Grüne) und Sabine Martinetz (BUV) wiederum sind die Mehrkosten das "Lehrgeld für die vielen Fehler". Damit spielen sie auf die missglückte Bürgerbeteiligung an, die eine Gegenbewegung hervorrief.Meinung

Bitte keine Grundsatzdebatte
Die Entscheidung für den Bürgerbrunnen von Martin Schambach ist gefallen. Daher ist die Diskussion darüber, ob er wirklich gebaut werden soll, so unnötig wie ein Kropf. Die Kostensteigerung von veranschlagten 30 000 Euro auf 40 000 Euro ist zwar nicht gut, aber alles andere als außergewöhnlich. Die Mehrkosten, die darüber hinaus anfallen, haben nichts mit dem neuen Brunnen, sondern mit der verpatzten Bürgerbeteiligung der Stadt zu tun. Daher muss sie auch das Lehrgeld zahlen, sollte aber vorher prüfen, ob 19 000 Euro Schadenersatz gerechtfertigt sind. m.huebner@volksfreund.deExtra

Der Bürgerbrunnen von Martin Schambach soll laut Angebot etwas mehr als 40 000 Euro kosten. Hinzu kommen knapp 6000 Euro für den Anschluss des Brunnens an die Zisterne. Kosten, die bei beiden Brunnenvorhaben angefallen wären. Mit den geforderten 19 000 Euro Schadenersatz macht das 65 000 Euro. mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort