Die große Frage: Wer kommt nach Onnertz?

Vulkaneifel · Mit der Rücktrittsankündigung von Landrat Heinz Onnertz (62/parteilos) zum 31. März 2013 ist die Diskussion um die Nachfolge entbrannt. Offiziell halten sich die Parteien noch bedeckt, es werden aber bereits Namen gehandelt.

Daun/Gerolstein/Hillesheim/Kelberg/Obere Kyll. Die Regelung, wann der neue Landrat gewählt werden muss, ist klar. Das Gesetz schreibt vor, dass die Wahl frühestens neun und spätestens drei Monate vor dem 1. April 2013 zu erfolgen hat - also noch in diesem Jahr. Da nun aber Urlaubszeit ist und sich die Parteien erst einmal mit der neuen Situation befassen und einen Kandidaten aufbauen müssen, rückt das Jahresende näher in den Fokus. Und da ein Adventssonntag ebenso ungeeignet für einen Urnengang erscheint wie Totensonntag und Volkstrauertag, spricht viel für 4. oder 11. November. Letztlich legt der Kreistag den Termin fest.
Die Parteien halten sich noch bedeckt, dennoch drängen sich bereits einige Namen auf.
Aufseiten der Onnertz-Unterstützer ist das zunächst einmal seine erste Stellvertreterin und Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt (SPD). Sie führt derzeit die Geschäfte im Kreis, da Onnertz in Urlaub ist. Auf die Frage, ob sie eine Kandidatur ihrerseits ausschließe, sagte sie dem TV: "Ich schließe das nicht aus. Aber ich habe mich damit auch noch nicht beschäftigt. Ich hatte ja immer noch die Hoffnung, den Landrat umstimmen zu können." In einer außerordentlichen Kreisvorstandssitzung werde es "wohl auch um das Thema gehen", danach würde "auch mit anderen das Gespräch gesucht". Wie 1999. Damals ist Amtsgerichtsdirektor Onnertz von SPD, FWG, FDP und Grünen als Kandidat präsentiert worden. Diesem Coup folgte der überraschende Wahlsieg gegen CDU-Favorit Herbert Schneiders (CDU) mit 53,4 Prozent.
Die Chance, dass sie kandidiert: 75 Prozent (TV-Einschätzung).
Ebenfalls als Kandidatin der "Oppositionsparteien" hat Heike Bohn (parteilos) 2003 einen überraschenden Sieg (58,4 Prozent) gegen den favorisierten CDU-Kontrahenten errungen und wurde zur ersten Nicht-CDU-Bürgermeisterin der VG Hillesheim gewählt. Bei der Wiederwahl fertigte sie ihre CDU-Herausforderin gar mit 82,8 Prozent ab. Also auch eine Kandidatin für den Landratsposten? Ihre Antwort: "Dazu sage ich nichts."
Die Chance, dass sie kandidiert: 20 Prozent.
Aufseiten der Onnertz-Gegner ist zunächst ein Blick auf die nach wie vor stärkste politische Kraft im Landkreis Vulkaneifel zu richten: die CDU. Und speziell auf den 36-jährigen Kreisvorsitzenden Gordon Schnieder. Der hat bei seiner Kandidatur 2007 gegen Onnertz zwar eine schmerzliche Niederlage (32,55 Prozent) erlitten, galt danach als politisch verbrannt und ist als Fraktionsvorsitzender im Kreistag zurückgetreten - und doch wieder zurückgekehrt: als CDU-Kreisvorsitzender. Auf eine Kandidatur seinerseits angesprochen, sagte er: "Darüber habe ich mir bislang keine Gedanken gemacht." Bis in zwei Wochen will er die maßgeblichen Parteigremien im Kreis zusammenrufen, "um zunächst einmal die Gesamtsituation zu besprechen. Dabei wird es dann wohl erstmals auch um die Kandidatenfrage gehen".
Die Chance, dass er kandidiert: 50 Prozent.
Weiterhin zu handeln sind die CDU-Verbandsbürgermeister Werner Klöckner (Daun) und Matthias Pauly (Gerolstein). Die Chance, dass einer von beiden kandidiert: 10 Prozent.
Und die BUV? Die teilte gestern auf ihrer Homepage mit: "Mit Blick auf die anstehende Wahl eines neuen Landrates hat die Bürger Union Vulkaneifel nicht die Absicht, einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken."
Damit dürften auch die Gerüchte um eine Kandidatur von Uli Diederichs (BUV) ein Ende haben. Der Dezernent in der Kreisverwaltung Vulkaneifel ist vor rund anderthalb Jahren der BUV beigetreten. Der gebürtige Dauner war langjähriges CDU-Mitglied und vor allem in Manderscheid kommunalpolitisch aktiv. Er soll offiziell für die BUV im Nachbarlandkreis Bernkastel-Wittlich Aufbauarbeit leisten. Auf die Frage, ob er für die BUV antritt, sagte Diederichs: "Meine Entscheidung steht fest, das Ergebnis gebe ich aber jetzt noch nicht preis."
Die Chance, dass er kandidiert: vor der BUV-Mitteilung: 50 Prozent, jetzt: 0 Prozent.
Extra

Diane Schmitz (parteilos), Bürgermeisterin der Oberen Kyll: "Einerseits finde ich es schade, dass er nicht bis zum Ende seiner Amtszeit die Geschäfte weiterführt. Andererseits besteht nun die Chance, die Kreisreform vorzuziehen." Heike Bohn (parteilos), Bürgermeisterin der VG Hillesheim: "Ich bin bestürzt und traurig, wenngleich ich seine Entscheidung sehr gut verstehen kann. Mir tut es leid, dass wir ihn als ersten Ansprechpartner im Kreis und als Kämpfer für den Kreis verlieren werden." Bernd May (parteilos), Stadtbürgermeister von Gerolstein: "Ich bedaure den Rücktritt sehr. Es ist schade, dass ein Mensch - ich sage bewusst Mensch - wie Heinz Onnertz nur noch diesen Weg sieht, sich, seine Gesundheit und seine Familie zu schützen. Erschreckend und beschämend empfand ich die gezielte Demontage des Landrats und des Menschen Heinz Onnertz. Wolfgang Jenssen (SPD), Stadtbürgermeister von Daun: Ich bedauere den Rücktritt von Heinz Onnertz zutiefst. Dass er gute Arbeit geleistet hat, haben ihm die Wähler 2007 eindrucksvoll bestätigt. Für die Entscheidung von Heinz Onnertz habe ich Verständnis. Seine Gesundheit muss Priorität haben. Matthias Stein (CDU); Stadtbürgermeister von Hillesheim: "Mich hat seine Rücktrittsankündigung einerseits sehr überrascht. Andererseits habe ich mir, nachdem die Querelen immer häufiger und heftiger wurden, schon gedacht, dass er vorzeitig aufhört. Ich kam aber immer mit ihm zurecht." mh Werner Klöckner (Daun) und Karl-Häfner (Kelberg) haben nicht geantwortet, Matthias Pauly (Gerolstein) ist in Urlaub.

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