Die harte Wirklichkeit

DAUN. Acht Frauen und ein Mann haben sich unter Leitung der Caritas-Mitarbeiterin Gertrud Simonis qualifiziert, pflegende Angehörige von Demenzkranken zu entlasten. Die mei-sten werden umgehend eingesetzt und erweitern den bereits bestehenden Helferkreis.

"Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, Ihnen die Zertifikate zu überreichen", wendet sich der Geschäftsführer des Caritasverbandes Westeifel, Winfried Wülferath, zu Beginn der Feierstunde an die Absolventen des Fortbildungskurses. Es sei keineswegs selbstverständlich, als Ehrenamtliche auf neue Felder zuzugehen. Zudem träfen sie in der Betreuung von verwirrten Menschen und ihren oftmals Leid tragenden Angehörigen "auf eine sehr harte Wirklichkeit". Im Jahr 2005 seien die Mitglieder des seinerzeit neu installierten Helferkreises 758 Stunden ehrenamtlich in 21 Familien im Einsatz gewesen, berichtet Wülferath. Zurzeit erfolge Betreuung in zwölf Familien, und es gebe eine Warteliste. Acht Frauen und ein Mann haben an dem Fortbildungskurs teilgenommen: Christa Finken, Monika Gelhard, Marita Harings, Brigitte Käb, Maria Kronz, Peter Münker, Eileen Nowak, Ilse Schleuning und Meike Teichmann. Projektleiterin ist die Sozialpädagogin Gertrud Simonis. Sie leitete auch den 26 Unterrichtsstunden umfassenden Kurs, in dem die Teilnehmer auf die Betreuung Demenzkranker vorbereitet wurden. Auf dem Stundenplan standen unter anderem medizinische und psychosoziale Aspekte der Demenz, die häufig von hoher nervlicher und körperlicher Erschöpfung geprägte Situation pflegender Angehöriger sowie Kommunikation, Gesprächsführung und das Reflektieren der eigenen Helferrolle. "Mir hat der Kurs sehr gut gefallen", zieht Ilse Schleuning aus Darscheid Bilanz. Die Pfarrsekretärin mit drei erwachsenen Kindern hatte mehrere Jahre ihre demenzkranke Mutter zu Hause gepflegt. Unmittelbar nach deren Tod im Juni 2005 habe sie von dem Fortbildungskurs Demenz gehört und sich angemeldet. "Ich weiß doch aus eigener Erfahrung, wie sehr man als pflegender Angehöriger angebunden ist und wie gut eine Entlastung tut, sei es auch nur stundenweise", sagt Ilse Schleuning. In guter Erinnerung habe sie den Arztvortrag über Demenz sowie das Tagesseminar über den Umgang mit den verwirrten Menschen. Sie überlegt einen Augenblick, und dann lacht sie und meint: "Es war alles sehr interessant!" Peter Münker ist der Kursteilnehmer, den Winfried Wülferath als "Mut machendes Beispiel" hervorgehoben hatte - "als Mann exklusiv in dieser Runde". Münker ist Frührentner und lebt seit zwei Jahren im Kelberger Ortsteil Köttelbach. "Ich habe eine soziale Ader", sagt er und erzählt, dass er schon zwei Mal ehrenamtlich Dienst bei der Caritas-Initiative "Urlaub von der Pflege" im Ferienpark in Gunderath gemacht habe. Der Kurs zur Entlastung der Angehörigen von Demenzkranken sei sehr informativ gewesen, die Frauen hätten ihn sehr nett aufgenommen. Wichtig sei für ihn gewesen, dass eine Reihe von falschen Vorstellungen über Demenzkranke ausgeräumt wurden. Kontakt: Gertrud Simonis, Beratungs- und Koordinierungsstelle in der Caritas-Sozialstation Gerolstein, Telefon 06591/7003.

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