Die Heimat in Worte gefasst

Mehren/Altrich/Brühl · Nicht zu groß, nicht zu klein, flach, über das Wasser hüpfend und Kreise ziehend untergehend: So sind "Hüpfsteine". Und so heißt das neue Buch von Hildegard Kohnen. Die 81-Jährige las daraus in der Alten Schule in Mehren.

 Hildegard Kohnen mit ihrem neuen Buch „Hüpfsteine“ in Mehren. TV-Foto; Brigitte Bettscheider

Hildegard Kohnen mit ihrem neuen Buch „Hüpfsteine“ in Mehren. TV-Foto; Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Mehren/Altrich/Brühl. "Ihr werdet lachend nach Hause gehen", hat Hildegard Kohnen den etwa 60 Besuchern zu Beginn der Lesung versprochen. Dabei geht es in den "Geschichten von gestern für heute" auch um Tod und das entbehrungsreiche Leben auf dem Land in der Nachkriegszeit. Doch in der Tat schreibt Hildegard Kohnen - 1934 in Duisburg geboren, in Altrich bei Wittlich aufgewachsen, durch ihre inzwischen verstorbene Schwester Rosa Alberg seit Jahrzehnten eng mit deren ehemaligem Wohnort Mehren verbunden - ihre Geschichten mit einem sehr feinen, speziellen Humor. Sie vermischt und verwischt, was wahr ist und wahr sein könnte. Etwa wenn von 1946 als dem "irren ersten Jahr" der Freundinnen Antonia, Bea und Clara ("das große ABC") an einem katholischen Mädchengymnasium erzählt wird. Auch wenn diese drei, inzwischen selbst im hohen Alter, ihre Ziehmutter Karo an ihrem 90. Geburtstag mit PC und E-Bike antreffen. Oder in der Schlussgeschichte "Antonio", dem aus Italien stammenden, freundlichsten, nettesten und fröhlichsten Busfahrer der Welt.
Geschichten als Impulse


Warum es sich lohnt, dieses Buch zu lesen, erläuterte der pensionierte Studiendirektor Hubert Eiden in seiner Laudatio. Die Geschichten könnten Impulse sein, sich bewusst an die eigene Lebensgeschichte zu erinnern, sagte er. Die Sprache der Autorin mache die Lektüre zu einem besonderen Erlebnis - überzeugend, da klar und verständlich, überraschend in den humorvollen Situationen, sorgfältig in den ernsteren Passagen. "Beste Unterhaltung", resümierte Hubert Eiden.
"Mich hat das Wort Hüpfsteine bewogen, diese Veranstaltung zu besuchen", sagte Doris Ring dem Trierischen Volksfreund - "denn damit verbinde ich Kindheitserinnerungen." Nun sei sie zudem sehr angetan davon, mit welcher Wärme Hildegard Kohnen die Landschaft der Eifel und die Charaktere der Menschen beschreibe. "Ich finde es wunderbar, wie sie meine Heimat in Worte fasst", meinte die 52-Jährige.
Für Hildegard Kohnen war dies - nach der Lesung aus ihrem Buch "Liebesperlen und Lakritze" (siehe Extra) - das zweite Gastspiel in Mehren. Heinrich Röhrs und Hubert Eiden hatten die Veranstaltung in der Alten Schule auf die Beine gestellt. Jakob Scheid (Steiningen) sorgte mit seiner Klaviermusik für den musikalischen Rahmen. bb
Extra

Auf der Titelseite von "Hüpfsteine. Geschichten von gestern für heute" prangt eine von Thomas Prenosil aufgenommene "Hüpfsteine-Szene". Das Buch mit 190 Seiten ist im Geest-Verlag erschienen und kostet elf Euro. Außerdem liegen von der Autorin vor: "Wir vom Jahrgang 1934" (2015), "Pssst, das Christkind schläft. Weihnachtsgeschichten aus dem Rheinland" (2014), "Liebesperlen und Lakritze. Eine Kindheit zwischen Stadt und Land, Krieg und Frieden" (2010) sowie "Maacht nöt su en Geschess. Geschichten und Anekdoten aus dem alten Trier" (2006).bb

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