Die kleine Wahl im Schatten der großen Duelle

49 490 Wahlberechtigte im Kreis Vulkaneifel können am Sonntag die Zusammensetzung des neuen Landtags mitbestimmen und einen Direktkandidaten wählen. Im 225-Einwohner-Ort Steineberg kommt eine Wahl hinzu: die des neuen Bürgermeisters.

Daun/Steineberg. Kurt Beck gegen Julia Klöckner: Das ist das große Duell um das Amt des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten bei der Wahl am Sonntag. Aber auch in den Wahlkreisen gibt es interessante, teilweise spannende personelle Konstellationen. Im Kreis Vulkaneifel (Wahlkreis 20) bewerben sich sechs Kandidaten um den Einzug ins Landesparlament. Die besten Aussichten haben dabei die beiden Bewerber, die sich schon zum vierten Mal "duellieren" und bereits im Landtag sitzen: Herbert Schneiders (CDU) und Astrid Schmitt (SPD). Bislang hatte der Christdemokrat stets die Nase vorn.

Der Kreis Vulkaneifel hat eine große Zahl an Kandidaten, aber eine kleinere Zahl an Wahlberechtigten. Der demografische Wandel wirkt sich aus: Gegenüber 2006 ist der Zahl der Wahlberechtigten um mehr als 500 gesunken. Waren es vor fünf Jahren noch 50 066, sind es nun 49 490 Einwohner, die am Sonntag wählen dürfen.

182 der 49 490 Wahlberechtigten haben am Sonntag aber noch eine weitere Entscheidung zu treffen: Wer wird neuer Ortsbürgermeister von Steineberg? Nach dem plötzlichen Tod von Heinz Bohr im November 2010 ist der Posten vakant. Bohr war 26 Jahre an der Spitze des 225-Einwohner-Orts in der Verbandsgemeinde Daun, nun wird sein Nachfolger gewählt.

Und die Steineberger haben tatsächlich die Wahl, denn es gibt zwei Bewerber. Die gebürtige Steinebergerin Hildegard Rebelein ist schon seit 17 Jahren im Gemeinderat vertreten und seit sieben Jahren auch zweite Beigeordnete. Für die 59-jährige Einzelhandelskauffrau, die bei einer Bank und in einem Lebensmittelmarkt arbeitet, würde die Wahl zur Bürgermeisterin berufliche Veränderungen mit sich bringen. "In diesem Fall werde ich meine Arbeitsstellen reduzieren müssen. Das ist aber schon abgeklärt und wäre möglich", sagt sie.

Heinz Bohr hatte sie schon mehrfach angesprochen, ob sie nicht seine Nachfolge antreten möchte. Nach dem Tod des Bürgermeisters habe sie, deren Vater auch schon Bürgermeister war, sich verpflichtet gefühlt, aktiv zu werden. "Für mich war klar: Wenn es keiner aus dem Gemeinderat machen will, dann trete ich an. Es ist für mich persönlich eine moralische Verpflichtung gegenüber Heinz Bohr, auch aus Achtung für ihn", erklärt sie.

Spielplatz ins Dorf holen



Für den Fall, dass sie gewählt wird, hat sie schon einige Pläne. "Mir schwebt schon lange vor, den Spielplatz vom Ortsrand ins Dorf zu holen. Dort würde er sicher mehr frequentiert. Ein weiteres wichtiges Thema ist für mich, DSL ins Dorf zu bekommen. Wir haben zwar hier eine Alternative durch einen Anbieter, aber diese Verbindung ist nicht schnell und stabil genug. Und viele Leute im Ort brauchen DSL beruflich".

Ihr Gegenkandidat ist der 24 Jahre alte Orlando Orlemann, der in Zweibrücken geboren wurde. 1991 zog seine Familie in die Eifel. Im August 2010 kaufte sich der Bäckermeister, der in Wittlich arbeitet, ein Haus in Steineberg. Warum will er Bürgermeister werden? "Das kam mehr oder weniger spontan. Ich will mehr in meinem Leben dazulernen und neue Herausforderungen annehmen", sagt Orlemann.

Mit Kommunalpolitik hatte er noch nie zu tun, ihn reizt es, sich nun für seinen neuen Heimatort zu engagieren. "Heinz Bohr hat, wie ich gehört habe, sehr gute Arbeit geleistet. Große Probleme hat das Dorf auch nicht, die Leute sind zufrieden hier", sagt Orlemann.

Sein Hauptthema ist das Zusammenleben im Dorf. "Ich bin für den guten Zusammenhalt im Ort, das muss gefördert werden. Ich denke auch, dass man den Zuzug von jungen Familien nach Steineberg fördern sollte, damit das Interesse für den Ort geweckt und er attraktiver wird".

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