Die Kohlmeise hat erneut den Schnabel vorn

Daun/Gerolstein · Sie gilt als Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion: Mehr als 74 000 Naturliebhaber haben sich bundesweit Anfang Januar zur Stunde der Wintervögel in ihre Gärten gesetzt und Vögel gezählt. Mittlerweile hat der Naturschutzbund die Ergebnisse ausgewertet: Im Landkreis Vulkaneifel wurden 1194 Vögel beobachtet.

Daun/Gerolstein. Was der Zensus für die Menschen ist, ist die Stunde der Wintervögel für die gefiederten Freunde: Seit vier Jahren ruft der Naturschutzbund (Nabu) Deutschland dazu auf, sich im Rahmen der Aktion eine Stunde lang in Gärten und Parks auf die Lauer zu legen, Vögel zu zählen und die Beobachtungen schließlich per Online-Formular oder Post zu melden.
Mehr als 74 000 Beobachter


"Es geht uns darum, möglichst viele Daten über ganz Deutschland und über viele Jahre hinweg zu sammeln, um zum Beispiel Veränderungen in der Populationsstruktur feststellen zu können", erklärt Cosima Lindemann vom Nabu Rheinland-Pfalz Sinn und Zweck der Stunde der Wintervögels, die sich mittlerweile zu Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion entwickelt hat.
Inzwischen stehen die endgültigen Ergebnisse fest: Mehr als 74 000 Beobachter griffen zwischen dem 4. und 6. Januar in ganz Deutschland zum Fernglas und zählten insgesamt mehr als 1,9 Millionen Vögel (siehe Extra). Allerdings ist dies ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum vergangenen Jahr, als fast 93 000 Bürger mitmachten und mehr als 2,7 Millionen Vögel meldeten. Auch im Landkreis Vulkaneifel gingen die Teilnehmerzahlen zurück, wenn auch nicht ganz so deutlich: Waren es 2013 noch 57 Naturliebhaber, die 1989 Tiere sichteten, zog es Anfang Januar lediglich 49 Vogelfreunde in die Gärten, die 1194 Vögel meldeten.
Für Lindemann sind die rückgängigen Zahlen allerdings kein Grund zur Beunruhigung: "Zum einen war letztes Jahr einfach extrem gut", sagt sie, "im Vergleich zu den Vorjahren sind die jetzigen Teilnehmerzahlen im Schnitt." Allerdings habe auch der vor allem bis Anfang Januar kaum zu spürende Winter eine Rolle gespielt: "Dadurch, dass wir ein so mildes Klima hatten, waren viele Vögel nicht in den Gärten an den Futterhäuschen, weil sie noch an anderen Stellen was finden konnten", erklärt Lindemann, "Menschen, die keine Vögel beobachten, machen dann natürlich auch keine Meldung." Und noch etwas hatte der milde Winter zur Folge: Die Zahl der gesichteten Zugvögel wie etwa der Seidenschwanz ging dieses Mal deutlich zurück.
Wenig Probleme mit den milden Temperaturen hatte im Kreis dagegen die Kohlmeise: Sie wurde in den Gärten der Vulkaneifel am häufigsten gesichtet und überholte damit den Haussperling, der 2013 noch vorne lag, sich dieses Mal allerdings mit Rang drei zufriedengeben muss: 173 Zählungen meldeten die Vogelbeobachter für die Kohlmeise, 164 für die Blaumeise.
Irrtümer nicht ausgeschlossen


Danach folgen Haussperling und Elster (siehe Grafik). Damit liegt der Kreis nicht ganz im deutschlandweiten Trend: Bundesweit setzte sich der Haussperling vor der Kohlmeise, dem Feldsperling und der Blaumeise durch. Doch auch weniger bekannte Arten flatterten den ehrenamtlichen Vogelbeobachtern im Landkreis vors Fernglas: So wurde beispielsweise drei Mal ein Hausrotschwanz, zwei Mal eine Weidenmeise und einmal gar ein Wintergoldhähnchen entdeckt - Irrtum vermutlich nicht ganz ausgeschlossen. Aber das - so Cosima Lindemann vom Nabu - sei nicht weiter tragisch: "Die Masse macht\'s", betont die Expertin, "Fehler passieren immer, auch Experten, aber über die Masse mittelt sich das wieder raus."
Detailergebnisse zur "Stunde der Wintervögel" gibt es im Internet unter www.nabu.de. Wer künftig mitmachen möchte, muss nicht bis zum kommenden Winter warten: Vom 9. bis 11. Mai ruft der Nabu zur Teilnahme an der "Stunde der Gartenvögel" auf.
Extra

Deutschlandweit wurden in 51 870 Gärten rund 1,958 Millionen Vögel gezählt. 74 535 Vogelfreunde machten mit. Das sind die zehn am häufigsten beobachteten Arten: 1. Haussperling (276 751 Exemplare), 2. Kohlmeise (271 507), 3. Feldsperling (189 650), 4. Blaumeise (189 444), 5. Amsel (154 199), 6. Grünfink (111 766), 7. Buchfink (84 281), 8. Elster (79 441), 9. Rabenkrähe (57 510), 10. Rotkehlchen (43 989). neb

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